Ihr Lämmlein, ruft ihr so früh mich wach? Ihr Lämmlein, wollt ihr zum kühlen Bach? Was hebt mich vom Lager? was treibt mich hinaus? Noch leuchten die Sterne, die Nacht ist nicht aus. Nur leise, nur leise, daß Keiner gestört, Daß Keiner des Herzens Pochen hört; Kommt, folget, ihr Lämmlein; bald sind wir da; Dort schwand er in's Weite, bald ist er nah! -- War's nur ein Träumen, Daß du nicht fern? Aus weiten Räumen Der Liebe Stern. Fühlst du mein Sehnen? Manch lange Nacht Haben viel Thränen Heiß dein gedacht. Wie weht der Morgen Mir Kühlung zu! O scheuche die Sorgen, O bringe mir Ruh! -- Die Lämmlein kennen schon lange den Weg, Sie springen so munter voran den Steg; Schon hör' ich nahe den murmelnden Quell, Dort dämmert die Ferne, dort wird es hell! Noch schlummert im purpurnen Bade das Licht, Noch birgt es sein strahlendes Angesicht, Noch ruhen die Zelte im weiten Raum, Manch Auge noch decket ein lispelnder Traum. Jetzt taucht aus der Tiefe die Sonne hervor, Jetzt hebt sie schon goldene Schwingen empor; O Sonne, o grüße den Theuren mir! O künd' ihm, wie sein ich gedenke hier! -- Was springet ihr Lämmer so hastig empor? Was bellen die Hunde und recken das Ohr? Was hebt sich der Staub dort von Rosseshuf? Vom stürmenden Reiter welch freudiger Ruf? - Bleibt ruhig, ihr Lämmer, ein Weilchen noch! Ihr bellenden Hunde, o schweiget doch! Bleibt ruhig, bleibt ruhig ein Weilchen nur! Es kommt ja schon näher und näher die Spur. - Jetzt wendet sich g'rad' zu den Palmen der Pfad - O wär' es mein Melek! O wär' er genaht!
6 Gesänge und Lieder aus Stieglitz' Bildern des Orients für Sopran oder Tenor , opus 87
by Karl Gottlieb Reissiger (1798 - 1859)
1. Maisuna
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Heinrich Stieglitz (1801 - 1849), "Maisuna", appears in Bilder des Orients, first published 1833
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2. Ständchen
Language: German (Deutsch)
Milde Abendlüfte wehen, Süßen Duft haucht der Jasmin, Und die goldnen Lichter seh' ich Leuchtend ihre Bahnen ziehn. Und der vollste Hauch der Blüthen Und der Sterne reinster Glanz Webt sich glühend ineinander Dir, du Liebliche, zum Kranz. Träume selig, du Geliebte, Süßen Traum die stille Nacht, Während unter deinen Blumen Nahe dir dein Ali wacht.
Text Authorship:
- by Heinrich Stieglitz (1801 - 1849), "Ständchen", appears in Bilder des Orients, in Liebe, in Ali und Fatme, no. 2
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3. Lied eines Vögleins in der Oasis
Language: German (Deutsch)
Ich schaukle leicht mich Im grünen Laub, Und draußen wirbelt Der heiße Staub. Ich sing', ich singe Von Fried' und Ruh', Von draußen klirren Die Waffen dazu. Ich sing', ich singe Von Lieb' und Treu', Den Wandrer lock' ich Vom Pfad' herbei. Er naht und ruhet Im Quellental, Er lauscht dem Liede, Vergißt die Qual.
Text Authorship:
- by Heinrich Stieglitz (1801 - 1849), "Lied eines Vögleins in der Oasis", appears in Bilder des Orients
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4. Blumengruß
Language: German (Deutsch)
Der warme Kuß, gehaucht auf's Roth der Rose, O nimm ihn ab, er drängt sich hin zu Dir; Des Blattes Grün zum vollen Purpurschooße, Des Herzens Hoffnung trägt es hin zu Dir. Das blaue Blümchen, das zum Kranz sich windet, Des Freundes Wunsch, es trägt ihn hin zu Dir; Ja Alles, Alles was mein Herz empfindet Drängt immer nur, Geliebte, hin zu Dir!
Text Authorship:
- by Heinrich Stieglitz (1801 - 1849), "Blumengruß", appears in Bilder des Orients, in Liebe, first published 1833
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5. Gulhinde
Language: German (Deutsch)
Nennet nur den Jüngling meiner Liebe!
Ach, es tönt so süß an Herz und Ohr,
Klingt der Name der geheimsten Triebe
Auch aus andern Lippen uns hervor.
Fragt mich immer, wer den Schmuck gegeben,
Der Gulhindens Arm und Brust umschlang;
Assad! ruf' ich unter freud'gem Beben;
Ihm allein gebührt der Freude Dank.
...
Darum schmückt das Mädchen sich so gerne,
Weil der Freund die Zierde dargebracht;
Glänzten wohl so schön des Himmels Sterne,
Wenn nicht Allahs Hauch sie angefacht? --
Text Authorship:
- by Heinrich Stieglitz (1801 - 1849), "Gulhinde", appears in Bilder des Orients, in Liebe, in Assad und Gulhinde, no. 6
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6. Das Fischermädchen
Language: German (Deutsch)
Plätschert nur, ihr goldnen Fischchen, Lustig in den grünen Seen; Goldnes Band am grünen Tulbend, O wie muß das herrlich stehn! Meinen Hatem will der Sultan Schmücken mit dem goldnen Band, Weil er ihm für seine Fürstinn Soviel schöne Kränze wand. Darum plätschert nur, ihr Fischchen, Lustig fort in See und Teich, Seh' ich golden euch im Grünen, Denk' ich meinen Hatem gleich.
Text Authorship:
- by Heinrich Stieglitz (1801 - 1849), "Das Fischermädchen", appears in Bilder des Orients, in Liebe, first published 1833
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