Wir tauchten aus dem Strom, der jenseit fließt, Und wo wir eines waren willenlos, Und wandeln nun für eine kurze Weile In argen Fesseln unter Raum und Stunden, Wir gehen Wege, welche weit getrennt sind, Und nur mit Blicken, welche trösten sollen, Von fern uns winkend -- eine kurze Weile, Bis daß wir wieder zu dem Strome tauchen Und wieder eines sind und willenlos.
Neun Lieder , opus 81
by Julius Weismann (1879 - 1950)
1. Bis daß wir wieder zu dem Strome tauchen  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), no title
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Wir gehen erst im Tale  [sung text not yet checked]
Wir gehen erst im Tale den grünen Busch entlang in einem lauten Schwarme, mit Kränzen und Gesang. Und naht es gen den Abend, dann sind wir längst zu zwein; die andern tanzen hinten um wilden Fackelschein. Und kommen wir zu Berge, mühselig Stück um Stück, dann muß auch ich dich lassen und wandele zurück. Und schluchzst du einsam oben, ganz ohne Ziel und Bahn, dann mußt du eben fliegen sehr steilen Weg hinan Bis dorten, wo die Quelle des Lebens schimmernd rinnt, da wirst du einen finden, der lächelt wohlgesinnt. Er löst dir von der Stirne mit sanftem Kuß die Pein, legt dir aufs Herz die Hände, du schlummerst sachte ein.
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), no title, appears in Nachgelassene Schriften, in Lieder (1902-1903)
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Nachgelassene Schriften von Walter Calé. Mit einem Vorwort von Fritz Mauthner, herausgegeben und eingeleitet von Arthur Brückmann, Dritte Auflage, Berlin: S. Fischer Verlag, 1910, page 80
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3. Wir von der unsichtbaren Kirche  [sung text not yet checked]
Wir von der unsichtbaren Kirche haben nicht Not, die lauten Namen uns zu nennen, Geschicke uns zu künden vieles redend, -- und ist Geschick denn, was sich künden läßt? -- Ein Wink der Augen nur, ein Zug der Lippen, er hat die Kraft und wölbt die schlanken Bogen geschmeidig -- fest vom Menschen hin zum Menschen, welchen die Seelen zage erst betreten, doch lächelnd und dann immer schneller schreiten und eilen dann und stürzen immer schneller, um auf des Bogens höchstgewölbter Mitte in Armen sich zu finden, selig stumm.
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), no title, appears in Nachgelassene Schriften, in Gesänge (1902-1903)
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Nachgelassene Schriften von Walter Calé. Mit einem Vorwort von Fritz Mauthner, herausgegeben und eingeleitet von Arthur Brückmann, Dritte Auflage, Berlin: S. Fischer Verlag, 1910, page 94
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4. So schrittest du vorüber diese Nacht  [sung text not yet checked]
So schrittest du vorüber diese Nacht, da mich die Schatten bargen deinen Blicken: im Schwarme kehrtest du von lautem Feste, und alle Straßen hallten eure Tritte, und nahtest du und lächeltest und wiegend und Wechselreden tauschend in dem Schwarme, und deine weißen Kleider blinken auf und blinken durch die Nacht und winken ferner und sinken alle und versinken dunkel, und klang ein Lachen noch und irrt' und schwand. So schrittest du vorüber diese Nacht, da mich die Schatten bargen deinen Blicken. Worauf ich tiefen Sinnes heimwärts lenkte; und alsobald -- des Schlummers harrte ich -- erhub es sich wie neben meinem Lager und war wie eine Stimme, welche klagte und klagte laut die ganze schwere Nacht.
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), no title, appears in Nachgelassene Schriften, in Bilder (1902-1903)
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Thus you strode past this night", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Nachgelassene Schriften von Walter Calé. Mit einem Vorwort von Fritz Mauthner, herausgegeben und eingeleitet von Arthur Brückmann, Dritte Auflage, Berlin: S. Fischer Verlag, 1910, page 131.
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5. Dieses nur  [sung text not yet checked]
Der Tod wird uns an seine Hände nehmen, Ein Führer jener Seelen, welche irrten, Und sprechen: "Dieses ist der rechte Weg!" Und weiter sprechen: "Dieses ist das Land, Nach welchem ihr Verlangen habt und Tränen." Dann aber werden wir die Blicke senken Und voller Trauer fragen: "Dieses nur?"
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), "Der Tod wird uns an seine Hände nehmen"
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Confirmed with Walter Calé, Nachgelassene schriften von Walter Calé, S. Fischer, 1914, p.123
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6. Heut nacht  [sung text not yet checked]
Heut' Nacht muß es von allen Sternen rieseln, an blassen Fäden muß es niedergleiten, und alle Bäume schütteln schweren Tau ab. Am finstern Himmel blinkt noch eine Seele, ein falsches Licht, verstohlen wie ein Vogel, und schwimmt ins Leere ab und ist verdorben. Und da: ein kalter Wind hat mich getroffen; sei auf der Hut, sieh' dich nicht um, o Seele, da steht der Tod und probt die langen Finger.
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), no title, appears in Nachgelassene Schriften, in Gedichte (1899-1904)
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Nachgelassene Schriften von Walter Calé. Mit einem Vorwort von Fritz Mauthner, herausgegeben und eingeleitet von Arthur Brückmann, Dritte Auflage, Berlin: S. Fischer Verlag, 1910, page 74
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7. Wir sind ganz traumbefangen  [sung text not yet checked]
Wir sind ganz traumbefangen, wir sind aus anderm Land, wir halten eine Wage [sic] in unsrer rechten Hand. Wir sind sehr stillen Mutes, die Schalen schweben gleich. Das heißt: es rinnt vorüber, macht uns nicht arm noch reich. Wir spähen scharf und forschen, wir wanken nicht vom Ort; darunter rinnen Jahre und rinnt das Leben fort. Doch wird die Schale sinken in einer hellen Nacht, dann kam der Traum ins Träumen, dann sind wir aufgewacht.
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), no title, appears in Nachgelassene Schriften, in Bilder (1902-1903)
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Nachgelassene Schriften von Walter Calé. Mit einem Vorwort von Fritz Mauthner, herausgegeben und eingeleitet von Arthur Brückmann, Dritte Auflage, Berlin: S. Fischer Verlag, 1910, page 90
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8. Undine  [sung text not yet checked]
Im Quelle tief geboren, ein Kind aus fremder Welt, mit den kristallnen Augen bin ich euch zugesellt. Ich habe keine Seele, ich bin von Tränen leer, ich gehe nur so immer und immer nebenher. Es sind mir die Gewänder noch immer schwer und naß, es tropft mir gar vom Kranze, ich bin noch immer blaß. Ich will euch allen dienen um Wasser, nicht um Wein; ihr denkt, es seien Schmerzen; es werden Wonnen sein. Die zarte Haut wird springen, die Glieder welken hin; und niemand wird es wissen, wie schlimm und kühl ich bin.
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), "Undine", appears in Nachgelassene Schriften, in Lieder (1902-1903)
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Undine", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Nachgelassene Schriften von Walter Calé. Mit einem Vorwort von Fritz Mauthner, herausgegeben und eingeleitet von Arthur Brückmann, Dritte Auflage, Berlin: S. Fischer Verlag, 1910, page 84
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9. Wir sind am Bach gestanden  [sung text not yet checked]
Wir sind am Bach gestanden, verschlungen Hand in Hand, mit unsern stillen Augen dem Flusse zugewandt. Da kamen weiße Kinder in einem milden Schein; sie trugen schöne Kränze und drehen sich im Reihn. Sie locken und sie winken, sie flüstern tief und viel, da waren wir nur Kinder und waren mit im Spiel. Wir drehen uns und singen erst eine gute Zeit; dann fliegen wir selbander hinauf zur Ewigkeit.
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), no title, appears in Nachgelassene Schriften, in Lieder (1902-1903)
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Nachgelassene Schriften von Walter Calé. Mit einem Vorwort von Fritz Mauthner, herausgegeben und eingeleitet von Arthur Brückmann, Dritte Auflage, Berlin: S. Fischer Verlag, 1910, page 82
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