Augen, meine lieben Fensterlein, Gebt mir schon so lange [holden]1 Schein, Lasset freundlich Bild um Bild herein: Einmal werdet ihr verdunkelt sein! Fallen einst die müden Lider zu, Löscht ihr aus, dann hat die Seele Ruh'; Tastend streift sie ab die Wanderschuh', Legt sich auch in ihre finstre Truh'. [Noch]2 zwei Fünklein sieht sie glimmend stehn Wie zwei Sternlein, innerlich zu sehn, Bis sie schwanken [und dann auch vergehn]3 Wie von eines Falters Flügelwehn. Doch noch wandl' ich auf dem Abendfeld, Nur dem sinkenden Gestirn gesellt: Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, Von dem goldnen Überfluß der Welt!
4 Gedichte von Gottfried Keller , opus 35
by Friedrich "Fritz" Wolfgang Lessauer (1874 - 1937)
1.  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Abendlied"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "Evening song", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chant du soir", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gesammelte Gedichte von Gottfried Keller, Erster Band, J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart und Berlin, 1902, page 43.
1 Thuille: "hellen"2 Thuille: "Nur"
3 Marx: "und vergehn"
2. Nixe im Grundquell  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Nun in dieser Frühlingszeit Ist mein Herz ein klarer See, Drin versank das letzte Leid, Draus verflüchtigt sich das Weh. Spielend meine Seele ruht, Von der Sonne überhaucht, Und mit Lieb' umschliesst die Flut, Was sich in dieselbe taucht. Aber auf dem Grunde sprüht Überdies ein Quell hervor, Welcher heiss und perlend glüht Durch die stille Flut empor. Und im Quelle badest du, Eine Nix' mit goldnem Haar; Oben deckt den Zauber zu Das Gewässer tief und klar.
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Nixe im Grundquell"
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3. Doppelgleichnis  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
O ein Glöcklein klingelt mir früh und spät Silbernen Schalles in die Seele hinein, Zart wie ein Luftlied, welches von Osten weht, Unermüdlich plaudernd, melodisch rein! Aber wandl' ich es um zum Becherlein, Kehr' ich es um und häng' es an meinen Mund, Trinke daraus den allersüßesten Wein: Schweigt das Glockenbecherchen zur Stund, Hält sich stille, so lang ich trinken mag, An meinen durstigen Lippen verhallt sein Rand, Tönet jedoch wieder mit hellem Schlag, Kaum ich es der innigen Haft entband. Glas und Glöcklein ist, mein Engelchen! Mir dein Mündchen ohne Rast und Ruh', Und das Zünglein drin das Schwengelchen, Das nie schweigt, als wenn ich dich küssen thu'!
4. Winternacht  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Nicht ein Flügelschlag ging durch die Welt, Still und blendend lag der weiße Schnee. Nicht ein Wölklein hing am Sternenzelt, Keine Welle schlug im starren See. Aus der Tiefe stieg der Seebaum auf, Bis sein Wipfel in dem Eis gefror; An den Ästen klomm die Nix' herauf, Schaute durch das grüne Eis empor. Auf dem dünnen Glase stand ich da, Das die schwarze Tiefe vor mir schied; Dicht ich unter meinen Füßen sah Ihre weiße Schönheit, Glied um Glied. Mit ersticktem Jammer tastet' sie An der harten Decke her und hin, Ich vergeß' das dunkle Antlitz nie, Immer, immer liegt es mir im Sinn.
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Winternacht", appears in Neuere Gedichte, in Jahreszeiten
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "Winter night", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "On n'entend pas un chant d'oiseau au monde", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission