So viele Quellen von den Bergen rauschen, Die brechen zornig aus der Felsenhalle, Die andern plaudern in melod'schem Falle Mit Nymphen, die im Grün vertraulich lauschen. Doch wie sie irrend auch die Bahn vertauschen, Sie treffen endlich doch zusammen alle, Ein Strom, mit brüderlicher Wogen Schwalle Erfrischend durch das schöne Land zu rauschen. An Burgen, die vom Felsen einsam grollen, Aus Waldesdunkel, zwischen Rebenhügeln Vorübergleitend in die duft'ge Ferne Entwandelt sich zum Meer, dem wundervollen, Wo träumend sich die sel'gen Inseln spiegeln Und auf den Fluten ruhn die ew'gen Sterne.
Befreite Sehnsucht: Liederfolge nach vier Sonetten von Joseph von Eichendorff
by Othmar Schoeck (1886 - 1957)
1. Sonett I  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857), no title, appears in Gedichte, in 2. Sängerleben, in Sonette, no. 1
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Sonett II  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
So eitel künstlich haben sie verwoben Die Kunst, die selber sie nicht gläubig achten, Daß sie die Sünd' in diese Unschuld brachten: Wer unterscheidet, was noch stammt von oben? Und wer mag würdig jene Reinen loben, Die in der Zeit hochmüt'gem Trieb und Trachten Die heil'ge Flamme treu in sich bewachten, Aus ihr die alte Schönheit neu erhoben! O Herr! gib Demut denen, die da irren, Daß, wenn ihr' Künste all zu Schanden werden, Sie töricht nicht den Gott in sich verfluchen! Begeisterung, was falsch ist, zu entwirren, Und Freudigkeit, wo's öde wird auf Erden, Verleihe denen, die dich redlich suchen!
Authorship:
- by Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857), no title, appears in Gedichte, in 2. Sängerleben, in Sonette, no. 2
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Sonett III  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Ein Wunderland ist oben aufgeschlagen, Wo goldne Ströme gehn und dunkel schallen, Gesänge durch das Rauschen tief verhallen, Die möchten gern ein hohes Wort dir sagen. Viel goldne Brücken sind dort kühn geschlagen, Darüber alte Brüder sinnend wallen? Wenn Töne wie im Frühlingsregen fallen, Befreite Sehnsucht will dorthin ich tragen. Wie bald läg' unten alles Bange, Trübe, Du strebtest lauschend, blicktest nicht mehr nieder, Und höher winkte stets der Brüder Liebe. Wen einmal so berührt die heil'gen Lieder, Sein Leben taucht in die Musik der Sterne, Ein ewig Ziehn in wunderbare Ferne!
Authorship:
- by Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857), no title, appears in Gedichte, in 2. Sängerleben, in Sonette, no. 3
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Sonett IV  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Wer einmal tief und durstig hat getrunken, Den zieht zu sich hinab die Wunderquelle, Daß er melodisch mitzieht selbst als Welle, Auf der die Welt sich bricht in tausend Funken. Es wächst sehnsüchtig, stürzt und leuchtet trunken Jauchzend im Innersten die heil'ge Quelle, Bald Bahn sich brechend durch die Kluft zur Helle, Bald kühle rauschend dann in Nacht versunken. So laß es ungeduldig brausen, drängen! Hoch schwebt der Dichter drauf in goldnem Nachen, Sich selber heilig opfernd in Gesängen. Die alten Felsen spalten sich mit Krachen, Von drüben grüßen schon verwandte Lieder, Zum ew'gen Meere führt er alle wieder.
Authorship:
- by Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857), no title, appears in Gedichte, in 2. Sängerleben, in Sonette, no. 4
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]Total word count: 382