Ich bin hinaus gegangen, wohl in das Feld hinaus, Blumen zum Strauß zu pflücken, der Lieben zu einem Strauß. Der Strauß wird immer größer, er wird schon fast zu voll. O wenn ich nur schon wüsste, wem ich ihn geben soll!
Büchlein der Unweisheit
by Mathilde von Kralik (1857 - 1944)
1.
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- by Richard von Kralik (1852 - 1934), no title, appears in Büchlein der Unweisheit
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Hab' ich nimmer Glück empfunden, hab' ich Liebe nie erlebt, die nun wunderbar gefunden sich aus trübem Nebel hebt? Alles dacht' ich ausgenossen, Kelch der Freude ausgegossen, und es ist verweht, vorbei, und es fasst mich fremd und neu! War es Liebe, war es Heucheln, was ich fühlte, was ich sang? War es schönen Wortes Schmeicheln, tönend Erz und Schellenklang? Was mein Herz so hoch erhoben, ist auf einmal weggeschoben, ist zerstoben auf ein Mal, und ich lächle meiner Qual. Sind es Schmerzen, sind es Leiden, die vor meiner Seele steh'n? Sind es ungewohnte Freuden, die mir durch die Sinne geh'n? Ist es Hoffen, ist es Reue, was ich wünsche, was ich scheue, was mich fasste wie ein Traum? Saget! Ich versteh' es kaum.
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Researcher for this page: Johann Winkler3.
Sage, Sonne, wo sie nun ist! Wind, wo hast du sie zum letzten mal geküsst? Vöglein komm her zu mir! Hast du keinen Gruss von ihr?
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Research team for this page: Paul Ezust [Guest Editor] , Johann Winkler4.
O Tag! O Sonne! O Morgenrot! O Wald! O Quell! O Stein! O Gott! Wem klag' ich meine Not? Zu lang' bin ich allein.
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O rausche leiser, lieber Bach! Bin ich denn wach? Mir ist, als ob ich träume. Ich denke an das liebe Kind - es weht der Wind, verwehet sind die Schäume. Es regt sich in des Baumes Kron', und Ton auf Ton entquillet meinem Herzen. Es klinget leis' durch Laub und Gras ich weiß nicht was, ein Zürnen oder Scherzen.
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Researcher for this page: Johann Winkler6.
In höheren Kreisen singen die Vögel der Sonne vor, und neue Weisen flüstert der Wind dem lauschenden Rohr. Mein Herz kann ich nicht lenken mehr, es ist zu flüchtig, ist zu schwer. Aber denk' ich dein, lieb Fräulein, spannen sich der Seele matte Saiten schon, ohne dass ich wähle Ton auf Ton.
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Researcher for this page: Johann Winkler7.
Durch Schlucht und Fels und Eis und Schnee bin eilig ich geschritten, doch nicht im Tal, nicht in der Höh' hat es mich je gelitten. Stumm, blind und traurig zog ich hin durch aller Zauber Mitten, nur an den Boden sah ich hin, ein wildes Blümchen nach meinem Sinn von der Erde zu erbitten.
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Researcher for this page: Johann Winkler8.
Lasst mich steh'n zu lauschen, losen! Höret Wasser rauschen, tosen! Seht es stürzen und zerfallen und im Sturze donnernd hallen! Das ist Wüten, das ist Lärmen, übertäubend eig'nes Härmen. Inn'res Fühlen ist vernichtet, Willens Wahn zurückgeflüchtet, Qualgedanken fortgescheucht, Lebensatem ausgekeucht. Wehe, Herz, was hast du wieder? Was entfliehen dir für Lieder?
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Researcher for this page: Johann Winkler9.
Singet leiser, o Cicaden! Lasst in eurem Sang mich baden, Löset meine Seele auf! Sänftige, o Wald dein Rauschen, Lass mich in mein Innres lauschen! Herz, o hemme deinen Lauf! Plaudre nicht zu laut, o Quell! Vöglein, singet nicht zu hell! Haltet droben in den Bäumen: Denn ich will nun von ihr träumen.
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Research team for this page: Paul Ezust [Guest Editor] , Johann Winkler10.
In den Träumen meiner Kindheit sah ich lang' schon deine Züge, lange eh' ich dich gesehen deutlich klar, es war nicht Lüge. Und ich suchte allerwegen deine Milde, deine Güte, als noch dieser holde Segen in verborg'ner Knospe blühte. Und auf wunderbaren Wegen flog mein Geist stets deinem Geiste Widerstand zum Trotz entgegen, ohne dass ein Licht ihn weiste.
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Hilf mir, komm mit hohem Schwung, wenn du kannst, Erinnerung! Zaub're mir ihr Bildnis vor, ihre Stimme meinem Ohr! Halt, o lass es nur nicht fort! Nur ein einzig, einzig Wort, das am letzten Tag sie sprach! Aber ach, du bist zu schwach!
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Researcher for this page: Johann Winkler12.
Jenen Abend sassen wir mit in lustigem Kreise, und wir spielten, scherzten mit nach der alten Weise. Und nach strengem Spielgesetz sollten wir uns duzen, doch wir wagten beide nicht, dieses Recht zu nutzen. Duzten rechts und duzten links, wie sich's mochte schicken, sagten zu einander nichts außer kaum mit Blicken.
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Researcher for this page: Johann Winkler13.
Spielet mir, o spielt mir vor jene Tänze, die im Chor ich tanzte mit der Trauten! Singt vom Ring des Nibelung', singt die Götterdämmerung, die wir zusammen schauten! Ach, jene Tänze tanzt' ich nicht, und jenes Schauspiel schaut' ich nicht, weil ihre Augen mir blauten.
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Researcher for this page: Johann Winkler14.
Heut' sagte mir ein Fremdling, da wir zu Tische saßen (er war aus fernem Schottland): In jenen Bergen meint man, wenn dort ein junger Knabe von Speise nichts berühre und nichts auf Reden höre, und immer schweigend bliebe, er wäre in der Liebe.
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Ich möchte gern beim Glutpokal mich wieder freu'n am Freundesmahl, mit tollem Scherz die Nacht durchwachen, den Schlaf im Übermut verlachen, so lang' ein Stern am Himmel flimmert, doch bin ich um mein Herz bekümmert.
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Heil! ich heb den Becher wieder; Heil dir, Heil, du edler Tropfen! Höher meine Pulse klopfen, höher steigen meine Lieder! Aber halt - ich denk' an sie, und was hilft mir alles hie?
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Ha, wie ist die Welt so fein! Ha, das müsst' ein Leben sein, dass die Sonne selber lachte, wenn ich's selbst nicht übel machte!
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Researcher for this page: Johann Winkler18.
Äugle nicht her, liebliches Kind! Wenn meine Augen fühllos sind, zürne mir nicht, heut' bin ich blind. Vor drei Tagen ließ ich dich nicht so geschwind!
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Ist's das Sehnen, oder zwang mich die Pein? War's das Wachen, oder sollt' es Mühe sein? Bin ich von Geistern umwittert, besessen vom Bösen, dass meine Hand zittert und meine Knie sich lösen?
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Researcher for this page: Johann Winkler20.
Von den lustigen Genossen ging ich weg auf meine Kammer. Türe, Fenster fest verschlossen, ausgelassen nur mein Jammer, dass er einsam fliege, steige, doch dass er mir nicht entweiche!
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Researcher for this page: Johann Winkler21.
Soll ich löschen das Licht? Nein, noch nicht! Ich will nicht schlafend ihren Dienst versäumen. Doch wozu bleib' ich wach, denk' bang' ihr nach? Ich könnte schlafend schöner von ihr träumen.
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Researcher for this page: Johann Winkler22.
Nacht ist’s; wenn du jetzt noch wachst, Muss ein leiser Hauch dich kühlen; Ob du weinest, ob du lachst, Meine Nähe musst du fühlen. Oder fasst dich Traumeswehn, Muss mein Geist vor dir nun stehn, Vor dir stehn, ja sicherlich; Denn ich denke, hin an dich!
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Researcher for this page: Paul Ezust [Guest Editor]23.
Ich wache auf: Wo bist du, Kind? Die Sonne frag' ich und den Wind. Ich schlafe ein: Dich suche ich in Träumereichen ängstiglich. Doch weder fand ich deine Spur im Träumeland, noch auf der Rosenflur.
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Researcher for this page: Johann Winkler24.
Wie unglücklich ich bin, wie gefesselt mein Sinn! Wenig bin ich froh; ich wollt', es wär' nicht so. MIr gefällt nicht die Sonn', mir gefällt nicht der Mond, mir schmeckt nicht der Wein, und es sollt' nicht so sein. Doch die Hilf' weiß ich nicht, ich sehe kein Licht, ich seh' keinen Schein - und es muss wohl so sein.
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Researcher for this page: Johann Winkler25.
Mir raten die Leiden, die Liebe zu meiden, doch Leiden wie Freuden, sie reizen mich nur. Mich warnen die Weisen vor zaub'rischen Kreisen, doch all ihr Verweisen, mir zeigt es die Spur. O sehnendes Irren, o Sinnenverwirren! Mir schärft es den Sinn, da liebend ich bin.
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Researcher for this page: Johann Winkler26.
Mich blendet ihre Schöne nicht, denn höher strahlt ihr Geist; und was wär' ihres Geistes Licht, doch ihre Güte preist! Und ihre Güte nicht für mich, das hat mich nicht berückt. Sie scheinet allen billiglich, und alles ist entzückt.
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Researcher for this page: Johann Winkler27.
Liebe, weh, es fällt mir ein, dass ich dir noch nicht gesagt, dass du mein bist, dass du mein. Wehe, nun erst sei's geklagt! Und du fährst dahin vielleicht ohne Schmerzen, ohne Qual, weißt es selber nicht vielleicht, denkst es, ahnst es nicht einmal!
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Researcher for this page: Johann Winkler28.
Dir sagen - was? Es ist ja längst gesprochen. Dir schreiben - wie? Auf alter Leier leiern? Gesteh'n - warum? Ich hab' ja nichts verbrochen. Heiraten? - Schmach, wer's dächte, dich zu heuern!
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Researcher for this page: Johann Winkler29.
Herz, hör auf mit deinen Liedern leeren Hall nur zu erwidern! Hör' ich auf? Ja, wenn ich kann! Ach, ich fing noch gar nicht an. Gerne fäng' ich einmal an, dass ich käm' auf rechte Bahn, aber eh' ich nur begonnen, ist mein Lied schon hingeronnen.
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Researcher for this page: Johann Winkler30.
Hört noch nicht auf zu tönen, Lieder! Hör noch nicht auf zu sehnen, Herz! Hör noch nicht auf zu schmerzen, Schmerz, und bist du aus, beginn von Anfang wieder!
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Researcher for this page: Johann Winkler31.
Ach, ich seufze und ich klage, dass ihr meine Lieb' nicht klar, und dass ich für sie nur seufze - und es ist vielleicht nicht wahr.
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Researcher for this page: Johann Winkler32.
Dir mein Leid zu schreiben, spitzt' ich noch nicht meine Schreibefeder; um dir nachzujagen, ritzt' ich noch nicht meiner Sohlen Leder. Und doch war durch Herz und Hirn schon der Schmerz mir durchgedrungen, und was ich für sie gesungen, kennt und singt bald nach ein Jeder.
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Researcher for this page: Johann Winkler33.
Das ist der Lohn des Liedes, dass sie den Sänger liebt, dess' Töne sie erreget und gerne Sold ihm gibt. Was soll ich mir erringen? Was ist mein Lohn und Preis, wenn die, von der ich singe, nichts von dem Liede weiß?
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Researcher for this page: Johann Winkler34.
Und wenn ich nicht hoffte, dass ohne Lieder die Liebe mich wollte erhören, ich würfe mein Spiel auf den Boden nieder, mein Innerstes müsst' es empören. Ich habe damit nichts zu schaffen, es soll mein Spiel mir nichts erraffen. Mich fasste Eifersucht sicherlich, wenn sie nicht liebte mich, nur mich.
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Vorgestern ergriff mich's, gestern ward mir so schwer; heut' will ich mich wehren, morgen kann ich's nicht mehr.
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Researcher for this page: Johann Winkler36.
O könnt ich nur singen, was niemals gesungen! Mir sollt' es gelingen, wie nie es gelungen, Doch kann ich nicht Rast und nicht Ruh' mir erringen, ich hätte denn erst mit der Liebe gerungen.
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Researcher for this page: Johann Winkler37.
O Hafis, Pindar, Walther!
Wohin ist alle Kunst,
die ihr mich habt gelehret?
Dahin wie Nebeldunst!
Dahin wie Wassertropfen
von einem heißen Stein.
Wie brauch' ich wenig Künste
zu meinen Verselein!
Das heißt in Liebe sein!
...
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Researcher for this page: Johann Winkler38.
...
Aber hätte nicht um Gold
Pindar einst geschrieben,
wäre auch der Helden Müh'
ohne Sang geblieben,
und gesungen hätt' er stät,
also wie es mir ergeht,
einzig seiner Lieben.
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Researcher for this page: Johann Winkler39.
Hunderttausend Liederkeime Hör ich mir im Innern singen, Und sie bitten mich um Reime, Sich beflügelt aufzuschwingen. Welchen nehm' ich anzufangen? Denn es soll auf einmal sein; Und ich kann nicht Allen langen, Drum gelingen sie so klein.
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Paul Ezust [Guest Editor]40.
Meine Lieder, meine Sprüche nicht sing' ich und nicht sag' ich; ohne Takt und ohne Weise meine Liebe klag' ich.
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Researcher for this page: Johann Winkler41.
Wozu brauchst du Lieder zu singen? Viel vernünft'ger wär's, dir würde ein rechtes Wort gelingen: Du spartest dir den Vers.
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Researcher for this page: Johann Winkler42.
Spätherbst ist's, der Nebel braut. Vor Frühling hab' ich sie geschaut. Warum erst jetzt das Getriebe?# Spät wächst die stärkste Liebe!
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Researcher for this page: Johann Winkler43.
Was ist denn das mit einem Mal? Was soll denn dieser tolle Schwall von Liedern und von Liedelein? Was soll und will das alles sein, dass ich so ungebärdig tu', und hielt so lang' doch gute Ruh'? Ihren Namen sprach ein Papagei: Nun walten Zauber wieder frei, die längst ich wähnte abgetan; nun waltet wieder alter Wahn.
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Researcher for this page: Johann Winkler44.
Und hätt ich nicht geliebt zuvor, gewiss ich wär' der größte Tor, dass ich's nun so heftig triebe, doch ich weiß es: Das ist Liebe, ist Liebe!
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Researcher for this page: Johann Winkler45.
Zum letzten Mal grüsst uns durch Wolken so rot die Sonne mit lächelndem Glanze. Die Mücken noch gaukeln - bald sind sie ja tot - zu letzten Mal taumelnd im Tanze. Da tönen noch Lieder. Was ist denn nur das? Die Grillen, sie zirpen im tauigen Gras, es schwirrt mir zu Häupten und Füßen, und wir sollten stille sein müssen? Ich denke, wir sagen der Sonne auch was und wollen sie freundlich noch grüßen.
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Researcher for this page: Johann Winkler46.
Aber du gehst flammend unter, Sonn', im Abendrot und nimmst ausgebrannt hinunter jede Erdennot. Und die Sterne kommen wieder - ein erhab'ner Hort; blicken still erquickend nieder, jeder treu am Ort. Ruhig weiter geht die Reise ewig her gewohnt, und dort kommt nach alter Weise auch der alte Mond.
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Researcher for this page: Johann Winkler47.
Du verschwindest, teures Haupt, weichst zurück in Nacht, hast mir meine Ruh' geraubt und den Zwist gebracht. Und den Vorhang schließest du wieder meinem Blick, und es kommt die alte Ruh' wiederum zurück. Nicht zurück - noch bebt ein Ton nach in tiefer Brust; töne fort! Ich bin mir schon dieses Klangs bewusst.
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Researcher for this page: Johann Winkler48.
Stille ist es in der Runde und im tiefsten Herzensgrunde. Alles ist zur Ruh' gebracht. Luft, getränkt von Dünsten, feuchten, aus der Ferne Wetterleuchten durch die schlummerschwere Nacht. Und sie atmet aus die Schwüle, von den Sternen sinket Kühle nieder auf die weiche Au'. Herber wehen schon die Lüfte, und es perlen sich die Düfte weinend zu verklärtem Tau.
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- by Richard von Kralik (1852 - 1934), no title, appears in Büchlein der Unweisheit
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Researcher for this page: Johann Winkler49.
Lass mit dir reden, Herz! Wär's nicht am besten, du schafftest Ende dieser schweren Pein und hättest nichts zu tun mit solchen Gästen? Lass Lieder fliegen zu der Liebsten fein, sie weil' im Osten oder weil' im Westen, sie finden sie und werden höflich sein. Sie dürfen wohl bescheidentlich es wagen, wie es um ihre Liebe steht, zu fragen. "Zu fragen? Ach, ich tu' es gar nicht gerne!" Doch sieh, wie kannst du anders es erkunden? "O sagten es mir doch die stummen Sterne! O brächten es mit sich die schnellen Stunden! Und dann sie ist zu hoch mir und zu ferne, sie wird doch nicht erreicht und kaum gefunden! Und wenn sie's wird, und wenn sie spricht, was dann?" Dann sollst du glücklich sein. "Ja, wenn ich kann!"
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Researcher for this page: Johann Winkler50. Nun ist's genug
Nun ist’s genug. Schweigt still, empörte Sinne! Du Phantasie, unbändige, zerrinne! Verstumme Leid! Erlösche Leidenschaft! Besänftige dich, o sturmbewegte Brust! Entfliehe weit, grausame Leidenslust! Erstarke wieder, feste Willenskraft! Erkühle dich, du Stirn von Fieber heiß! Nicht flackre, Licht der Seele, ruhig brenne, Und scheide still Gestaltung von Gegleiß, Daß dein Verstand nur wiederum erkenne, Das was er wußte, was er ewig weiß, Und nimmer sich umsonst im Raum verrenne. -- Er nimmt Vernunft an; Himmel sei gelobt! Der Krieg ist aus, Unweisheit ausgetobt!
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- by Richard von Kralik (1852 - 1934), no title, appears in Büchlein der Unweisheit, in Unweisheit
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "It is enough now", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
51.
Ob ich dir's auch nie gestanden, weißt du doch, ich liebe dich. Ob du mir es nie gestanden, weiß ich doch, du liebtest mich. Niemals deine Hand ich drückte, deiner Liebe doch gewiss; niemals mir ein Wörtchen glückte, uns'rer Liebe doch gewiss. Nicht auf einen darfst du's schieben, beide traf der Liebe Bolz. Selig bin ich durch mein Lieben, auf dein Lieben bin ich stolz. Wohl, ich musste von dir gehen, doch wir sprachen nicht davon. Nimmer sollen wir uns sehen, und wir sprachen nicht davon. Keiner machte seine Klagen, seine Schmerzen offenbar. Wer verriet's? Ich kann's nicht sagen, aber alles war uns klar. Heiter lächelten die Wangen, uns're Lippen blieben stumm, als ich da von dir gegangen, und wer weiß es denn, warum?
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- by Richard von Kralik (1852 - 1934), no title, appears in Büchlein der Unweisheit
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Researcher for this page: Johann Winkler52.
Fließet, liebe Veilchen, fließet, fließt hinab in Ruh', gießet, alle Wasser, gießet eure Fluten zu. Traget, trübe Wellen, traget, was euch eigen sei! Klaget, leise Lüfte, klaget, denn es ist vorbei. Liebe Veilchen, die ich pflückte dort auf jenen Höh'n, ob es mir das Herz auch drückte, denn ihr wart so schön! Aber jener Allerschönen wart ihr zugedacht, da sie schied, mit stillem Sehnen hab' ich euch gebracht. Wollt' ihr manches sagen heute, dass sie dächte mein, doch es waren zu viel Leute, und es sollt' nicht sein. Fließet, arme Veilchen, schwebet nun den Strom hinab; dass ihr keiner andern lebet, warf ich euch ins Grab. Fließet! Zwischen Klippen führe euch die Flut daher. Dass kein Frevler euch berühre! Fließet bis ins Meer. Eine Wasserminne winde, Blüten, euch ums Haupt, aber keinem Menschenkinde sei der Schmuck erlaubt!
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Researcher for this page: Johann Winkler53.
Soll ich endlich von dir lassen, Liebesneckerin? Soll ich endlich dich umfassen, Liebesweckerin? Schon verdunkelt sich dein Bildnis wie ein Morgentraum; führtest mich in düst're Wildnis, nun versteh' ich's kaum. Also ruf' ich wie zum fernen Herrn der Cherubim, doch er wandelt über Sternen, und wer weiß von ihm? Und wer weiß, ob er uns höret und ob er uns gut? Doch wir rufen ungestöret froh mit treuem Mut. Manches Lieb hab' ich geliebet, war geliebt wohl auch, aber nie hab' ich geübet also fremden Brauch. Manches Lied hab' ich gesungen, das mir wohl gelang, doch am besten ist gelungen, was ich für dich sang.
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- by Richard von Kralik (1852 - 1934), no title, appears in Büchlein der Unweisheit
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Researcher for this page: Johann Winkler54.
Ich wollte kleine Gabe dir, Holde, schenken, die läng're Dauer nicht habe als kurz Gedenken. Denn alles wird vergehen, du darfst nicht grollen! Lass es von selbst verwehen; du musst es wollen! Sie werden all' verblühen, die Lichtgestalten, wozu sich noch bemühen, sie festzuhalten? Du weißt, es muss aufhören, was willst du klagen? Musst selber es zerstören mit Hochbehagen. Du musst die Arme heben, nicht hilflos klotzen. Du musst dich selbst hingeben mit frohem Trotzen. Im Innern liegt die Fülle, die allen Not ist. Was macht es, wenn die Hülle, die bunte, tot ist? Ich dichtete die Lieder, sie dir zu singen; sie werden alle wieder in Nichts verklingen. Mir ist es nicht zur Trauer; ich sang mit Ernste, als wär' es für die Dauer, die allerfernste.
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- by Richard von Kralik (1852 - 1934), no title, appears in Büchlein der Unweisheit
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Researcher for this page: Johann Winkler