Wir saßen beisammen im Talesgrund Und sahen hinab in den Teich; Die Quellen, sie sprudelten in der Rund, An Jugend wie überreich! Wir hielten uns zärtlich bei der Hand Und schauten ins Auge uns tief. Und eines das andere wohl verstand, Dass drinnen die Sehnsucht rief. Noch grünet im Walde der Talesgrund, Der Teich seinen Quellen noch lauscht, Noch hält zwischen uns der freundliche Bund, Viel Jahre und Leid sind verrauscht.
Aus verborgenem Tal
by Joseph (Gabriel) Rheinberger (1839 - 1901)
1. Im Talesgrund  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Im Talesgrund", appears in Dichtungen, first published 1882
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]2. Am Strande  [sung text checked 1 time]
Es steht der Mond in voller Pracht Am weitem Himmelsraum, Die wolkenlose Sommernacht Umschwebt mich wie ein Traum. Im See ein Silberstreifen zieht Die glitzernd breite Bahn; Die Welle schimmert, steigt, entflieht, Und drüber streift ein Kahn. Ein lockend Lied herüber tönt In zaubrisch weichem Klang; O wie dies Lied die Nacht verschönt, Es klingt so süß, so bang. [Die Stimme sehnend]1 schwillt und bebt, [Noch]2 ein Verklingen mild -- Und wie das Boot so leis entschwebt, Wird's meiner Jugend Bild.
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Am Strande", appears in Dichtungen, first published 1882
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View original text (without footnotes)1 Rheinberger: "Wie zart die Stimme"
2 Rheinberger: "Nur"
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3. Hohe Flut  [sung text checked 1 time]
O zöge aus meinem Herzen Das Denken mit all seinem Weh, Ich höre immer und ewig Das Tosen der brausenden See. Es branden die schäumenden Wogen Wie Donner zum Strande her, [Ich blick]1 hinaus in die Ferne Und sehe dich nimmermehr! O läge ich tot und begraben Am Ufer des Meeres so wild! Dir ward weichflutendes Lager, Wie Mutterarm wiegt es dich mild. O wäre auch ich gebettet Den Wellen [nahe]2 im Sand [Daß uns faßten barmherzige Fluten]3, [Und uns spülten zum ewigen Strand]4.
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Trauernde Gestalt am Strande", appears in Dichtungen, first published 1882
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View original text (without footnotes)1 Rheinberger: "blicke"
2 Rheinberger: "so nahe"
3 Rheinberger: "Und trügen zu mir dich die Wogen"
4 Rheinberger: "Dass noch einmal ich fasst' deine Hand!"
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4. Im Spätherbst  [sung text checked 1 time]
Wir blieben noch allein zurück Der Spätherbst kam herbei; Wir kosteten das stille Glück Der Einsamkeit zu zwei. Tagein, tagaus zog uns ein Tal Von wilder Schönheit an; Dort war's, als finge noch einmal Der neue Frühling an. Manch welkes Laub hernieder fiel Wohl zwischen Stein und Moos-- Da glühte, wie im Lenzesspiel Die frische Bergesros'! Und andre Blumen rings herum Von seltner Form und Pracht, Sie dufteten und nickten stumm Von lindem Hauch gefacht. Das ist doch mehr denn süßer Trost: Im Herbst die Blüte treibt, Und nach den Stürmen, die getost, Verborgner Frühling bleibt!
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Im Spätherbst", appears in Dichtungen, first published 1882
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]5. Grauen  [sung text checked 1 time]
Das ist [mein schöner]1 Wald nicht mehr, [Darin ich heut' so froh]2 geträumt, Verwandelt steht er, ach, wie schwer [Von düstrer Nebelnacht]3 umsäumt. Aus Bäumen rauscht es, dass mir graut; [Die Wonnestunden sind vorbei]4. Hörst du den schrillen Klagelaut? Des Totenvogels grausen [Schrei]5? Wie er von Ast zu Ast sich schwingt, [Fährt auf im Schlaf, erschreckt das Reh]6. Wer ist's, der jetzt im Sterben ringt? [Durch alle Zweige ächzt ein Weh']7. Es grollt, [es]8 zuckt vom Schildenstein, [Und schauerlich das Käuzchen lacht]9, -- Entflieh, wenn noch was Liebes dein, [Und hüt' es vor der Schreckensnacht]10.
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Grauen", appears in Dichtungen, first published 1882
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View original text (without footnotes)1 Rheinberger: "der schöne"
2 Rheinberger: "Darin so froh ich"
3 Rheinberger: "Von düsterm Nebel"
4 Rheinberger: "Der sonn'ge Tag, er ist vorbei"
5 Rheinberger: "Geschrei"
6 Rheinberger: "Schreckt aus dem Schlafe das Reh"
7 Rheinberger: "Durch die Zweige ächzt das Weh!"
8 Rheinberger: "und"
9 Rheinberger: "Das Käuzchen schauerlich lacht"
10 Rheinberger: "O hüt' es vor Schreck und Nacht!"
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6. Klage  [sung text checked 1 time]
Die schöne Ruh ist mir dahin, Der Friede fortgezogen, Und Wolken lagern um den Sinn, Dem alles Licht entflogen. Der Wald wie vordem herrlich rauscht, Im Moose winkt die Blüte-- Mein Wesen aber ist vertauscht, Zerrissen mein Gemüte! Was hat für Weh und Bitterkeit Sich mir ins Herz gesenket, Dass es der selig stillen Zeit Nur mehr in Schmerzen denket? Ihr Lüfte, haucht das Eis mir fort, Der Frost will mich erdrücken.-- Nur einen Blick, ach nur ein Wort, Der Qual mich zu entrücken!
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Klage", appears in Dichtungen, first published 1882
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]7. Amalie  [sung text checked 1 time]
Allabendlich, wenn es dunkelt Im heimisch stillen Gemach, Seh ich einen Stern, der funkelt Hoch über des Nachbars Dach. So traulich ist mir sein Leuchten, Als ob es ein Auge wär, Darin im Glanz, dem feuchten, Mich grüßt' eine liebende Zähr. O Schwesterlein, früh geschieden, Sag, weilst du auf jenem Stern Und blinkst mir zu in Frieden Und tröstest mich aus der Fern? Da kommen Wolken gezogen Und decken den Stern mir zu. Dein lieblich Bild ist verflogen, Schlaf süß in ewiger Ruh.
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Amalie", appears in Dichtungen, first published 1882
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]8. Die einsame Mühle  [sung text checked 1 time]
Einsame Mühle am Waldesrand,
[Stehest]1 so schweigend und stumm.
Wie auch das Wasser [rauschet]2 und braust,
Kein Rädchen dreht sich mehr um,
Morsch und zerfallen der kleine Steg,
Der zu der Kammer führt,
Rostig die Klinke am Eingangstor,
Lang hat sie keiner berührt.
Grollend stürzt sich der wilde Bach
Zwischen den Felsen hinab,
[Reißt]3 vom Bau in schäumender Hast
[Stein]4 um Steinchen herab.
Verlassene Mühle, vom Wasser umtost,
Still der Zerstörung harrt --
O, wie gleichest meinem Herzen du:
Mitten im Leben erstarrt!5
[ ... ]
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Verödet", appears in Dichtungen, first published 1882
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View original text (without footnotes)1 Rheinberger: "steht"
2 Rheinberger: "rauscht"
3 Rheinberger: "Und reißt"
4 Rheinberger: "Nun Stein"
5 Note: this stanza was not published in Fanny's poetry volume.
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9. Sehnsucht  [sung text checked 1 time]
Wie oft bin ich in Einsamkeit Den Waldpfad hier gegangen Und lauschte wie so leis und weit Die Glocken der Herde klangen. Die treue Rüde sprang voran, Kehrt' suchend zu mir wieder Und schmiegte sich mir kosend an, Sank ich im Moose nieder. Und wieder wandle ich allein, Der Wind spielt in den Bäumen; Es löst sich sanft die Seele mein In Lauschen, Fühlen und Träumen. Voll Sehnen ruft sie deinen Geist Und spannt nach dir die Schwingen. Wann ist es, das der Schleier reißt Und ich zu dir mag dringen?
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Sehnsucht", appears in Dichtungen, first published 1882
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]10. Verloren  [sung text checked 1 time]
Ich suche dich im Weltgewühl, Sehn' mich nach deinem Blick. Du sprichst so klug, du sprichst so kühl -- Wann kehrt deine Liebe zurück? Viel andre spähn dir forschend nach Und hangen an deinem Wort. Wenn mir dein Herz die Treue brach, Wie lebst du fröhlich fort? Ich hing an dir so fest und tief, Als keiner dich gekannt, Ich sah den Schatz, der in dir schlief, Du warst noch arm und verbannt! Und bangst du nicht vor dunkler Zeit? So schnöd und falsch ist die Welt! Hoch geht das Meer, die Flut ist weit, Wie bald dein Schifflein zerschellt! Noch strahlt dein Licht zu goldnem Preis, Geblendet sehn sie nach dir -- Ich trete scheu aus deinem Kreis -- Ach! kehrtest du heim zu mir!
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Verloren", appears in Dichtungen, first published 1882
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]11. Nachruf  [sung text checked 1 time]
Nun bist du fort, verklungen ist dein Scherz, Verstummt das Wort, das mir durchpfeilt das warme Herz. Wo weilest du, wen trifft dein Feuerblick? Du nahmst die Ruh, und nahmst mein kaum erschlossnes Glück. Ich grolle dir, und sehne dir doch nach; Dein Bild vor mir hält mich in banger Nacht so wach! Wie schmeichelnd klang der Rede Zauberton. Wie lauscht' ich bang und ahnte all dies Grämen schon. Die Lichtgestalt mit Zauber mich umfängt, Mit Schmerzgewalt die Lieb aus meinem Herzen drängt. Kehr nie zurück, du bringst zu heißes Weh -- Ist's Gram, ist's Glück, wenn niemals ich dich wiederseh?
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Nachruf", appears in Dichtungen, first published 1882
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]12. Wiederfinden  [sung text checked 1 time]
So lass dich umfassen, mein Leben, Das Hangen und Bangen ist fort -- Du bist mir zurück gegeben, Ich hör dein beseligend Wort. Und sprich, war das Stürmen nicht schaurig, So fern meiner liebenden Brust? Und war das Erwachen nicht traurig, Als du meiner Qual dir bewusst? O lasse mein Aug an dir weiden Und flüstre mir zu: Ich bin dein! Du darfst mir nun nie mehr scheiden Und lockte die Welt noch so fein! Lass branden die stürmenden Wogen, Im Tale rauscht süßer der Bach. -- Die Fremde hat täuschend belogen, Doch nimmer das heimische Dach!
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Wiederfinden", appears in Dichtungen, first published 1882
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]13. Letzte Fahrt  [sung text checked 1 time]
Wir hatten schwer zu ringen, Stromaufwärts ging die Fahrt; Nun ist der Kampf verwunden, Jetzt, da es Abend ward. Lass deine Ruder sinken, Hier fließt der Strom so still-- Lass treiben unsern Nachen, Wohin er treiben will! Wie wohlig um die Stirne Kühl diese Lüfte wehn; Wie schön im Abendgolde Dort die Zypressen stehn! Balsam`sche Blüten hauchen Wonnigen Duft uns her; Treib zu, du kleiner Nachen, Treib zu ins ew'ge Meer!
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Letzte Fahrt", appears in Dichtungen, first published 1882
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]14. Entschlafen  [sung text checked 1 time]
All die Glöckchen blühen wieder, Neu entknospen Baum und Strauch; Mit den Veilchen, mit dem Flieder Sprießt hervor das Grämen auch. Denken muß ich goldner Tage, Da der Frühling zu uns zog, Und dein Geist mit leiser Klage Aus der welken Hülle flog. Ach! die milden Lüfte hauchen Sehnsuchtsvoll den Namen dein; In den Äther möcht ich tauchen Und mit dir vereinigt sein! Singet, Vöglein, von den Zweigen, Singt ein Lied mir tröstend zu; Alle Schmerzen sollen schweigen, Denn er schläft in süßer Ruh!
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892), "Entschlafen", appears in Dichtungen, first published 1882
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