Wie ragt das Schloß in Gewölk und Sturm! Die Leuchte zittert im Bubenthurm, Das Burgthor knarrt mit Riegel und Kette, Die Zofe wacht an der Kaiserin Bette. O Staufen, Staufen, Einsam in tiefer Nacht. "Was habt Ihr gesprochen, gnäd'ge Frau?" "Schau, Mädchen, nach den Wänden schau! Dort seh' ich Konrad, meinen Gatten, Vorüberzieh'n gekrönte Schatten." O Staufen, Staufen, Einsam in tiefer Nacht. "Da ziehen sie, so Herr als Knecht, Durch die Thüre dort, ein Heldengeschlecht. Die Herzoge sind's, die Kaiser alle: Sie wandern aus der Väter Halle." O Staufen, Staufen, Einsam in tiefer Nacht. Und Morgens, sobald die Sonne schien, Fiel Dein Haupt, edler Konradin! Deine Mutter hatt' es eh' erfahren, So kam' sie früh' zu grauen Haaren. O Staufen, Staufen, Wohin ist Deine Pracht?
Hohenstaufen-Lieder für eine Alt- oder Bass-Stimme
by (Philipp) Friedrich Silcher (1789 - 1860)
1. Der Mutter Ahnung  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Ludwig Amandus Bauer (1803 - 1846), "Elisabeth von Staufen", first published 1836
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Confirmed with Ludwig Bauer's Schriften, nach seinem Tode in einer Auswahl, edited by 'seine Freunden', Stuttgart: Hoffmann, 1847. Appears in Gedichte, pages 393 - 394. Note: the title of this poem was given posthumously.
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2. Der Kaisergräber  [sung text not yet checked]
Was wecken sie den Abt von Lorch? "Nach deiner Kirche geh' und horch: Es klingt heraus wie Todtenlieder, Und Flammen steigen auf und nieder, Erhellen in der Mitternacht Der Bogenfenster Farbenpracht." Er lauscht, er betet still, er bebt, Denn zu des Altars Stufen schwebt Ein bleicher Jüngling, blutumfangen, Der seufzet aus im Todesbangen; Im Chor der Mönche Geisterkreis Beklaget ihn so tief und heiß. -- Er ruft: "Ihr Väter, kommt herauf Und nehmet euren Letzten auf! " Da rauscht und klirrt es in den Grüften, Die ihre Wappensteine lüften. Gekrönte Häupter sehn heraus: "Was willst du schon im Moderhaus?" "Sie haben mich verscharrt in Schmach, Da warf ihr Hohn mein Haupt mir nach. Ob ich mich muthig ließ erschlagen, Der Schande Grab kann ich nicht tragen. Ich will mein königliches Grab -- Und deutsche Treu' will mit hinab." Und aus des Sarkophages Nacht Der Staufen Stammherr auferwacht. Er öffnet weit die Vaterarme Dem letzten Sohn in stillem Harme, Der eilet weinend auf ihn zu, Zu theilen seine Heldenruh. Und tiefes Weh zum Himmel ruft; Dann schließt sich schweigend jede Gruft, Und neigt der Abt am Hochaltare Den Leib des Herrn zur Heldenbahre, Und bringt der Mönche Geisterton Das Requiem der letzten Sohn.
Text Authorship:
- by Johann Georg Rapp (1798 - 1868), "Der Kaisergräber"
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Confirmed with Die deutsche Dichter der Gegenwart: Supplementband, ed. by O. L. B. Wolff, Leipzig: Otto Wigand, 1847, page 159.
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3. Barbarossa
Der alte Barbarossa, Der Kaiser Friederich, Im unterird'schen Schlosse Hält er verzaubert sich. Er ist niemals gestorben, Er lebt darin noch jetzt; Er hat, im Schloß verborgen, Zum Schlaf sich hingesetzt. Er hat hinabgenommen Des Reiches Herrlichkeit Und wird einst wiederkommen Mit ihr zu seiner Zeit. Der Stuhl ist elfenbeinern, Darauf der Kaiser sitzt; Der Tisch ist marmelsteinern, Worauf sein Haupt er stützt. Sein Bart ist nicht von Flachse, Er ist von Feuersglut, Ist durch den Tisch gewachsen, Worauf sein Kinn ausruht. Er nickt als wie im Traume, Sein Aug' halb offen zwinkt, Und je nach langem Raume Er einem Knaben winkt. Er spricht im Schlaf zum Knaben: "Geh hin vors Schloß, o Zwerg, Und sieh, ob noch die Raben Herfliegen um den Berg! Und wenn die alten Raben Noch fliegen immerdar, So muß ich auch noch schlafen Verzaubert hundert Jahr!"
Text Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866), "Barbarossa", appears in Jugendlieder, in Kranz der Zeit, Stuttgart und Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, first published 1817
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Einst und jetzt  [sung text not yet checked]
Meiner Heimath Berge dunkeln, Fluthend in der Wälder Grün, Und gleich Heldenaugen funkeln Sterne die darüber glühn. Dämmernd Licht umfließt die Wipfel, Wo das hehre Schweigen thront; Hohenstaufens schlanken Gipfel Krönt, ein Geisterfürst, der Mond. Hohenstaufen, sel'ge Sterne! Beide Friedrich, Konradin! Schaut ihr aus verhüllter Ferne Jetzt nach eurer Wiege hin? Schweb' herab aus ihrer Wolke, Liederfrühling! Waffenklang! Über dem verwaisten Volke Tönt erweckender Gesang! Kühner Rothbart! nicht gestorben Bist ja du, du schlummerst nur, Wo um Heil das Schwert geworben, Suchen des Erlösers Spur; Aber in der Zauberhöhle Hält die harter Schlaf gebannt; Wann erwachst du, Heldenseele, Fliegst, ein Sturm, verjüngt durch's Land? Kaiser Karl! von dem sie sagen, Daß noch oft dein Banner rauscht, Wenn du fliegst im Wolkenwagen Und dein Volk dem Siegsruf lauscht, Wo bist du? Den Ruf zum Siegen Freilich hört kein Deutscher mehr, Und der Glaube ward zur Lüge, Harrt umsonst der Wiederkehr. Und du, heiligster der Schatten, Herrmann! der als Opfer fiel, Deutschlands sterbendes Ermatten Treibt dich's nicht vom blut'gen Pfühl? Sagt man doch, Erschlagne kehren Wieder, bis ihr Geist versöhnt; -- Kannst du rufen, statt zu wehren, Wo man deinen Schatten höhnt? Doch die Helden sind geschieden, Die Vergangenheit ist todt! Seele, von des Grabes Frieden Wende dich zum Morgenroth, Gleich dem Aar, der einst entflogen Staufens Nachbar und im Flug Zollerns Ruhm bis an die Wogen Des entlegnen Ostmeers trug. Adler Friederichs des Großen! Gleich der Sonne decke du Die Verlass'nen, Heimathlosen, Mit der goldne Schwinge zu! Und mit mächt'gem Flügelschlage Triff die Eulen, Raab' und Weih! Stets empor zum neuen Tage, Sonnenauge, kühn und frei!
Text Authorship:
- by Paul Achatius von Pfizer (1801 - 1867), as Paul Pfizer, "Einst und jetzt", first published 1831
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Confirmed with Briefwechsel zweier Deutschen, ed. by P. A. Pfizer, Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, 1831. Appears in Anhang, no. IV, pages 301 - 303.
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5. Hohenstaufen  [sung text not yet checked]
Es steht in stiller Dämmerung Der alte Fels, öd' und beraubt; Nachtvogel kreis't in trägem Schwung Wehklagend um sein moosig Haupt. Doch wie der Mond aus Wolken bricht, Mit ihm der Sterne klares Heer, Umströmt den Fels ein seltsam Licht, Draus bilden sich Gestalten hehr. Die alte Burg mit Turm und Tor Erbauet sich aus Wolken klar, Die alte Linde sproßt empor, Und alles wird, wie's vormals war. So Harfe wie Trompetenstoß Ertönt hinab ins grüne Tal, Gezogen kommt auf schwarzem Roß Rotbart der Held, gekleid't in Stahl. Und Philipp und Irene traut, Sie wall'n zur Linde Hand in Hand: Ein Vogel singt mit süßem Laut Vom schönen griech'schen Heimatland. Und Konradin, an Tugend reich, Der süße Jüngling, arm, beraubt, Im Garten steht er stumm und bleich: Die Lilie neigt ihr trauernd Haupt. Doch kündet jetzt aus dunklem Tal Den bleichen Tag der rote Hahn, Da steht der Fels gar öd' und kahl, Verschwunden ist die Burg fortan. An ihrer Stätt' ein Dornbusch steht, Kalt weht der Morgen auf den Höh'n, - Und wie der Fels, so kalt und öd', Scheint rings das deutsche Land zu stehn.
Text Authorship:
- by Justinus (Andreas Christian) Kerner (1786 - 1862), "Hohenstaufen", subtitle: "An Conz", appears in Gedichte, in Die lyrischen Gedichte
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Hohenstaufen", subtitle: "To Conz", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Justinus Kerner Werke. Zweiter Teil. Gedichte, ed. Raimund Pissin, Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart: Deutsches Verlagshaus Bong & Co., 1914, pages 179-180.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
6. Irene und der Graf Ludwig von Württemberg  [sung text not yet checked]
Die Kaiserin Irene In Hohenstaufens Saal, Sie weinet Thrän' an Thräne In ihrer Wittwenqual. Ihr Herr der liegt erschlagen, Den todtgebornen Sohn Hat man ihr fortgetragen, Verloren ist die Kron. Und Fürsten und Vasallen Sind zogen von ihr aus, Sie dachten unter Allen Nur an ihr eigen Haus, Nicht an die bleiche Rose Vom morschen Kaiserstamm, Nicht an die Heimathlose, An das verfolgte Lamm. Nur Einer ist geblieben. Ob Feindes Trug und Muth Um seine Burgen trieben, Ihn kümmert nicht sein Gut. Blieb eines doch sein eigen, Das ist die deutsche Treu', Die hat er jetzt zu zeigen, Die blüht ihm ewig neu. Er schirmt der Herrin Mauer, Er schirmet ihren Geist, Den er aus seiner Trauer Zur Freude droben weist. Da trägt sie immer bleicher Und stiller ihre Noth. Er macht sie immer reicher, Er macht ihr froh den Tod. Die frühe Leiche senkt er Zu ihren Vätern ein, Er betet, ihrer denkt er, Auf ihrem kalten Stein. Die Fürsten und Vasallen, Sie loschen ruhmlos aus, Noch blühet über allen Des treuen Grafen Haus.
Text Authorship:
- by Johann Georg Rapp (1798 - 1868), "Graf Ludwig von Württemberg"
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Confirmed with Morgenblatt für gebildete Stände, Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1836, issue no. 222, page 885.
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