Ich mache meinen Gang; Der führt ein Stückchen weit Und heim; dann ohne Klang Und Wort bin ich beiseit.
Beiseit: Zwölf Lieder nach Gedichten von Robert Walser
Song Cycle by Heinz Holliger (b. 1939)
1. Beiseit
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- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Schnee
Es schneit, es schneit, bedeckt die Erde Mit weißer Beschwerde, so weit, so weit. Es taumelt so weh hinunter vom Himmel Das Flockengewimmel, der Schnee, der Schnee. Das gibt dir , ach, eine Ruh', eine Weite, die weißverscneite Welt macht mich schwach. So daß erst klein, dann groß mein Sehnen Sich drängt zu Tränen in mich hinein.
Text Authorship:
- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani3. Bangen
Ich habe so lang gewartet auf süße Töne ind Grüße, nur eine Klang. Nun ist mir bang; nicht Töne und Klingen, nur Nebel dringen im Überschwang. Was heimlich sang auf dunkler Lauer: Versüße mir, Trauer, jetzt schweren Gang.
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- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani4. Wie immer
Die Lampe ist noch da, der Tisch ist auch noch da, und ich bin noch im Zimmer, und meine Sehnsucht, ah, seufzt noch wie immer. Feigheit, bist du noch da? Und, Lüge, auch du? Ich hör' ein dunkles Ja: Das Unglück ist noch da, und ich bin noch im Zimmer wie immer.
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- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani5. Trug
Nun wieder müde Hände, nun wieder müde Beine, ein Dunkel ohne Ende, ich lache, dass die Wände sich drehen, doch dies eine ist Lüge, denn ich weine.
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- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Zu philosophisch
Wie geisterhaft im Sinken Und Steigen ist mein Leben. Stets seh' ich mich mir winken, dem Winkendem entschweben. Ich seh' mich als Gelächter, als tiefe Trauer wieder, als wilden Redeflechter; doch alles dies sinkt nieder. Und ist zu allen Zeiten wohl niemals recht gewesen. Ich bin vergeßne Weiten Zu wandern auserlesen.
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- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani7. Abend
Schwarzgelb im Schnee vor mir leuchtet ein Weg und geht unter Bäumen her. Es ist Abend, und schwer ist die Luft von Farben durchfeuchtet. Die Bäume, unter denen ich gehe, haben Äste wie Kinderhände; sie flehen ohne Ende unsäglich lieb, wenn ich stille stehe. Ferne Gärten und Hecken brennen in dunklem Wirrwarr, und der glühende Himmel sieht angststarr, wie die Kinderhände sich strecken.
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- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]8. Weiter
Ich wollte stehen bleiben, es trieb mich wieder weiter, vorbei an schwarzen Bäumen doch unter schwarzen Bäumen woll't ich schnell stehen bleiben, es trieb mich wieder weiter, vorbei an grünen Wiesen, doch an den grünen Wiesen wollt' ich nur stehen bleiben, es trieb mich wieder weiter, vorbei an armen Häuschen, bei einem dieser Häuschen möcht' ich doch stehen bleiben, betrachtend seine Armut, und wie sein Rauch gemächlich zum Himmel steigt, ich möchte jetzt lange stehen bleiben. Dies sagte ich und lachte, das Grün der Wiesen lachte, der Rauch stieg räuchlich lächelnd, es trieb mich wieder weiter.
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- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani9. Angst
Ich möchte, die Häuser regten sich, sie kämen auf mich los, das wäre schauerlich Ich möchte, mein Herz verdrehte sich, und mein Verstand stünd' still, das wäre schauerlich Das Schauerlichtste möchte ich pressen an mein Herz. Ich sehne mich nach Angst, nach Schmerz.
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- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Bertram Kottmann) , "Anxiety", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
10. Und ging
Er schwenkte leise seinen Hut und ging, heißt es vom Wandersmann. Er riß die Blätter von dem Baum und ging, heißt es vom rauhen Herbst. Sie teilte lächelnd Gnaden aus und ging, heißt es von der Majestät. Er klopfte nächtlich an die Tür und ging, heißt es vom Herzeleid. Er zeigte weinend auf sein Herz und ging, heißt es vom armen Mann.
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- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani11. Drückendes Licht
Zwei Bäume stehen im Schnee, der Himmel, müde des Lichts, zieht heim, und sonst ist nichts als Schwermut in der Näh'. Und hinter den Bäumen ragen dunkle Häuser hinauf. Jetzt hört man etwas sagen, jetzt bellen Hunde auf. Nun erscheint der Liebe, runde Lampenmond im Haus. Nun geht das Licht wieder aus, als klaffte eine Wunde. Wie klein ist hier das Leben und wie groß das Nichts. Der Himmel, müde des Lichts, hat alles dem Schnee gegeben. Die zwei Bäume neigen Ihre Köpfe sich zu. Wolken durchziehn die Ruh' Der Welt im Reigen.
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- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani12. Im Mondschein
Ich dachte gestern nacht, die Sterne müssten singen, als ich aufwacht und es leise hörte klingen. Es war aber eine Handharfe, die durch die Räume drang, und durch die kalte, scharfe Nacht klang es so bang. Dachte so verlornem Ringen, Gebeten und Flüchen nach, und noch lange hört' ich es singen, lag lang noch wach.
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- by Robert Walser (1878 - 1956)
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- ENG English (Bertram Kottmann) , "In moonlight", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission