Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh die andre an: es ist in allen. Und doch ist einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.
Gesänge im Zwielicht
Song Cycle by Will Eisenmann (1906 - 1992)
1. Herbst  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Herbst", appears in Das Buch der Bilder, first published 1920
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John H. Campbell) , no title, copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Bertram Kottmann) , "Autumn", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter A. Aue) , "Fall", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Bertram Kottmann) , "Fall", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Gary Bachlund) , "Fall", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Automne", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Autunno", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
2. Allerseelen  [sung text not yet checked]
I Rings liegt der Tag von Allerseelen voll Wehmut und voll Blütenduft, und hundert bunte Lichter schwelen vom Feld des Friedens in die Luft. Sie senden Palmen heut und Rosen; der Gärtner ordnet sie mit Sinn – und kehrt zum Eck der Glaubenslosen die alten, welken Blumen hin. II »Jetzt beten, Willy, – und nicht reden!« Mit großem Aug gehorcht der Knab. Der Vater legt den Kranz Reseden auf seines armen Weibes Grab. »Die Mutter schläft hier! Mach ein Kreuz nun!« Klein-Willy sieht empor und macht wie ihm befohlen. Ach, ihn reuts nun, daß er am Weg heraus gelacht! Es sticht im Auge ihn – wie Weinen … Dann gehn sie heimwärts durch die Nacht; ganz ernst und stumm. Da lockt den Kleinen beim Ausgang jäh der Buden Pracht. Es blinkt durch den Novembernebel herüber lichtbeglänzter Tand; er sieht dort Pferdchen, Helme, Säbel und küßt dem Vater leis die Hand. Und der versteht. Dann gehn sie weiter … Der Vater sieht so traurig aus. – Doch einen Pfefferkuchenreiter schleppt Willy selig sich nach Haus.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Allerseelen", appears in Erste Gedichte, in Larenopfer
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Sämtliche Werke, Band I, Frankfurt am Main : Insel-Verlag, 1955, p.24
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
3. Advent  [sung text not yet checked]
Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt und manche Tanne ahnt, wie balde sie fromm und lichterheilig wird, und lauscht hinaus. Den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin, bereit und wehrt dem Wind und wächst engegen der einen Nacht der Herrlichkeit.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Advent", written 1897, appears in Advent, first published 1898
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English [singable] (Bertram Kottmann) , "Advent", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter A. Aue) , "Advent", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Advent, Leipzig: P. Friesenhahn, 1898, page 5.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
4. Der Abend kommt  [sung text not yet checked]
Der Abend kommt von weit gegangen durch den verschneiten, leisen Tann. Dann preßt er seine Winterwangen an alle Fenster lauschend an. Und stille wird ein jedes Haus: die Alten in den Sesseln sinnen, die Mütter sind wie Königinnen, die Kinder wollen nicht beginnen mit ihrem Spiel. Die Mägde spinnen nicht mehr. Der Abend horcht nach innen, und innen horchen sie hinaus.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Erste Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.178
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
5. Die Nacht  [sung text not yet checked]
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten Aus Deinem Haar vergessnen Sonnenschein. Schau, ich will nichts, als Deine Hände halten Und still und gut und voller Frieden sein. Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherben Den Alltag sprengt. Sie wird so wunderweit: An ihren morgenroten Molen sterben Die ersten Wellen der Unendlichkeit.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten", appears in Advent, in Funde, no. 8
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Advent, Leipzig : P. Friesenhahn, 1898, p.55
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
6. Eine der weissen Vestageweihten  [sung text not yet checked]
Eine der weißen Vestageweihten lächelte Gnade dem Todbereiten, löste ihm von der Stirn die Schmach. Dann sehnte sie wie eine Sklavin dem Schreiten des todbefreiten, Schulter breiten Epheben nach.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Advent, in Gaben. An verschiedene Freunde, no. 18
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Erste Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1913
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7. Nennt ihr das Seele  [sung text not yet checked]
Nennt ihr das Seele, was so zage zirpt in euch? Was, wie der Klang der Narrenschellen, um Beifall bettelt und um Würde wirbt, und endlich arm ein armes Sterben stirbt im Weihrauchabend gotischer Kapellen, — nennt ihr das Seele?
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Damit ich glücklich wäre —", appears in Advent, in Damit ich glücklich wäre —
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, rilke.pl/
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8. Du hast so grosse Augen, Kind  [sung text not yet checked]
Du hast so grosse Augen, Kind. Du siehst gewiss oft nachts Gestalten, Die, fremd und bleich, in marmorkalten Traumhänden rothe Kronen halten, Um die ein Leuchten leise rinnt. Dann ist Dein Blick am Tag wie blind, Und Deine Seele wie zerspalten, Dann bangt Dir vor dem Alltagsalten, Wenn Wünsche sich in Dir entfalten, Die Allen andern Wahnsinn sind. Dann ist die Sehnsucht Dir erwacht, Stolz zu entfliehn den eitlen Schreiern Die plump, mit Händen, blöd und bleiern, Auf Deiner Silberseele leiern Das irre Lied, das sterblich macht. Zu fliehn in eine blaue Nacht, Drin alle Wipfel lauschend feiern, Der Glieder Hymne zu entschleiern Und scheu im Schooss von weissen Weihern Zu finden ihre nackte Pracht.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Advent
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Advent, Leipzig : P. Friesenhahn, 1898, p.71
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