Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt und manche Tanne ahnt, wie balde sie fromm und lichterheilig wird, und lauscht hinaus. Den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin, bereit und wehrt dem Wind und wächst engegen der einen Nacht der Herrlichkeit.
Acht Vertonungen nach Gedichten von R.M. Rilke
Song Cycle by Birgitta Lutz
1. Es treibt der Wind im Winterwald  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Advent", written 1897, appears in Advent, first published 1898
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English [singable] (Bertram Kottmann) , "Advent", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter A. Aue) , "Advent", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Advent, Leipzig: P. Friesenhahn, 1898, page 5.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
2. Der Abend kommt von weit gegangen  [sung text not yet checked]
Der Abend kommt von weit gegangen durch den verschneiten, leisen Tann. Dann preßt er seine Winterwangen an alle Fenster lauschend an. Und stille wird ein jedes Haus: die Alten in den Sesseln sinnen, die Mütter sind wie Königinnen, die Kinder wollen nicht beginnen mit ihrem Spiel. Die Mägde spinnen nicht mehr. Der Abend horcht nach innen, und innen horchen sie hinaus.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Erste Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.178
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
3. Manchmal fühlt sie  [sung text not yet checked]
Manchmal fühlt sie: Das Leben ist gross, Wilder, wie Ströme, die schäumen, Wilder, wie Sturm in den Bäumen. Und leise lässt sie die Stunden los Und schenkt ihre Seele den Träumen. Dann erwacht sie. Da steht ein Stern Still überm leisen Gelände, Und ihr Haus hat ganz weisse Wände – Da weiss sie: Das Leben ist fremd und fern – Und faltet die alternden Hände.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Manchmal fühlt sie", appears in Advent
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Advent, Leipzig: P. Friesenhahn, 1898, p.88
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
4. Die Schwestern  [sung text not yet checked]
Sieh, wie sie dieselben Möglichkeiten anders an sich tragen und verstehn, so als sähe man verschiedne Zeiten durch zwei gleiche Zimmer gehn. Jede meint die andere zu stützen, während sie doch müde an ihr ruht; und sie können nicht einander nützen, denn sie legen Blut auf Blut, wenn sie sich wie früher sanft berühren und versuchen, die Allee entlang sich geführt zu fühlen und zu führen: Ach, sie haben nicht denselben Gang.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Die Schwestern", appears in Der neuen Gedichte anderer Teil
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, rilke.de
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
5. Du mußt das Leben nicht verstehen  [sung text not yet checked]
Du mußt das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest. Und laß dir jeden Tag geschehen so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen sich viele Blüten schenken läßt. Sie aufzusammeln und zu sparen, das kommt dem Kind nicht in den Sinn. Es löst sie leise aus den Haaren, drin sie so gern gefangen waren, und hält den lieben jungen Jahren nach neuen seine Hände hin.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Träume, die in deinen Tiefen wallen  [sung text not yet checked]
Träume, die in deinen Tiefen wallen, aus dem Dunkel lass sie alle los. Wie Fontänen sind sie, und sie fallen lichter und in Liederintervallen ihren Schalen wieder in den Schoß. Und ich weiß jetzt: wie die Kinder werde. Alle Angst ist nur ein Anbeginn; aber ohne Ende ist die Erde, und das Bangen ist nur die Gebärde, und die Sehnsucht ist ihr Sinn -
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte
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Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]7. Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort  [sung text not yet checked]
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort. Sie sprechen alles so deutlich aus: Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus, und hier ist Beginn und das Ende ist dort. Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott, sie wissen alles, was wird und war; kein Berg ist ihnen mehr wunderbar; ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott. Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern. Die Dinge singen hör ich so gern. Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm. Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort", appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Walter A. Aue) , "The words of humans fill me with fear", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 106.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
8. Du darfst nicht warten, bis Gott zu dir geht  [sung text not yet checked]
Du darfst nicht warten, bis Gott zu dir geht und sagt: Ich bin. Ein Gott, der seine Stärke eingesteht, hat keinen Sinn. Da musst du wissen, dass dich Gott durchweht seit Anbeginn, und wenn dein Herz dir glüht und nichts verrät, dann schafft er drin.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier, in Gebete der Mädchen zu Maria
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Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]