Einzig schöne Tage, Sonnentage der Seele, da sie stille liegt in wunschlosem Traum, wie der Märchensee hoch oben in stiller Schwarzwaldberge grüner Einsamkeit! Keine Welle kräuselt seinen klaren Spiegel; nur wenn eine weisse Wasserrose in froher Sonnensehnsucht sich aus seiner Tiefe hebt, oder wenn ein kleiner Vogel, ein Liedchen zwitschernd, über ihn streift, mit leichtem Flügel, oder wenn ein braunes Reh wo aus den Tannen tritt, an ihm zu trinken.
Stille Lieder
Song Cycle by Hans Gál (1890 - 1987)
1. Sonnentage
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Cäsar Flaischlen (1864 - 1920)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Ganz still einmal
Language: German (Deutsch)
Ganz still einmal im Grünen liegen dürfen . . . zu einem sommerblauen Himmel sehn, mit weissen Wolken . . . und auf das Zwitschern in den Wipfeln hören . . . auf das Geriesel heimlicher Quellen . . . den Duft der Luft einschlürfen und des blühenden Laubes, die selige Ruhe rings des vollen, reifen Lebens . . . ganz still einmal im Grünen liegen können und alles vergessen dürfen. was man soll und muss . . . und will! fur andere und für sich! und willl und soll und muss ... und seine Träume gleich Schmetterlingen gaukeln lassen, - sonnenselig, von Rosenstrauch zu Rosenstrauch, mit schimmernden Flügeln, das flimmernde Tal hin, über goldene Felder und wallende Flüsse zu duftverlorenen fernen Höhn und weiter, tief und immer tiefer, in's uferlose Blau des Himmels . . . sonnenselig . . . ganz still einmal so liegen können und ohne dass auch diesem Tag dann wieder vom Kirchturm drüber eine Glocke klingt und ohne dass auch dieser Tag dann wieder im Grau der Abenddämmerung untersinkt!
Text Authorship:
- by Cäsar Flaischlen (1864 - 1920)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Scherzando
Language: German (Deutsch)
Da bist auch du ja wieder, alter Mond, und lachst wie damals, da du uns im Boot ertapptest, draussen auf den stillen Wassern, und da wir uns in's Abendrot verirrt hätten, wenn du nicht plötzlich hinter uns gewesen, alter, missgünstiger Gesell du! ewig allein und einsam! Freilich . . . so allein und einsam bin ich ja nun auch! und wenn ich's recht bedenke, . möchte ich eigentlich nur: es könnte mir alles auch so . . . wurst sein, was auf dieser Welt vorgeht, wie dir . . . alter, lieber, kluger Mond!
Text Authorship:
- by Cäsar Flaischlen (1864 - 1920)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Ende
Language: German (Deutsch)
Verträumt und müde wie ein Schmetterling im September taumelt der Sommer das Gelände entlang. Altweiberfäden wirren sich um seine zerrissenen Flügel und die Blumen, die noch blühen, haben keinen Honig mehr. Am Hochwald drüben, hinter dem die Sonne glutet, lauert die Nacht, gleich einer großen Spinne, und wie ein engmaschiges Netz hängt sie die Dämmerung vor das verflackernde Abendrot, nach dem der Schmetterling seinen Flug nimmt.
Text Authorship:
- by Cäsar Flaischlen (1864 - 1920), "Ende", appears in Von Alltag und Sonne, in Lieder und Tagesbuchblätter
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