Im grünen Thal ein Hüttchen lag, Am Quell mit feuchtem Moose; Nur Lehm die Wänd', und Stroh das Dach, Der Zaun von wilder Rose. Der Hüttner baut' ein kleines Gut, Und lebte fromm und wohlgemut. Ihm schien ein wenig Land und Vieh Für Frau und Kind ein Segen: Um Fleiß und Tugend wählt' er sie, Nicht reicher Freundschaft wegen. Das fromme Paar genoß mit Dank Sein Brot und seiner Quelle Trank. Einst saßen beid am Hüttchen so In warmen Abendstunden: Nun liebes Weib, begann er froh: Nun hab' ich Rath gefunden! Auch wir wohl trösten Bürgernoth, Gab uns auch Gott nur wenig Brot! Sieh dort den Weg durch öden Sand Der Heide lang gedehnet, Wo matt der Wandrer und verbrannt Nach kühlem Schuz sich sehnet. Bepflanzen wir des Moores Saum Zum Schattensiz mit Busch und Baum. Der Morgen graut; sie gehn zum Moor; Ihr Werk geräth in Eile. Nun grünt ein Wäldchen dicht empor, Des Wandrers Lust und Weile. Ihr Staub auch ruht in ihrem Hain, Gepriesen ohn' Erinnrungsstein.
Sechs Lieder mit Begleitung des Piano-Forte, 7e Sammlung
Song Cycle by Johann Xaver Sterkel (1750 - 1817)
1. Der Ruhesitz  [sung text not yet checked]
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- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Der Ruhesiz"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Abendgesang zweier Freundinnen  [sung text not yet checked]
Der schöne Tag, o Freundin, sinkt; Ihm folgt ein schöner Abend. Wie rot er durch die Bäume blinkt, Die Flur mit Kühlung labend! So sink auch uns der Jugend Tag, So folge mild der Abend nach! Des blauen Himmels goldner Saum Erbebt im Wellenspiegel; O sieh! es beben Schilf und Baum, Es bebt der rote Hügel. So sei der Schönheit Widerschein In reger Seel' uns klar und rein.
Text Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Abendgesang zweier Freundinnen"
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Researcher for this page: Peter Brixius3. Häusliche Lust  [sung text checked 1 time]
Mein Häuschen steht im Grünen, Den Freunden nur bekannt, Von Sonn’ und Mond beschienen, Und Obstbäum’ an der Wand. Gern baut die Schwalb’ am Dach, Und singt zu neuer Lust mich wach. Umzäunt von grüner Hecke, Blüht Blume, Bohn’ und Frucht; Die Baumlaub’ in der Ecke, Umschaut des Sees Bucht. Gern singt im [Pappelwehn]1 Die Nachtigall: wie schön! wie schön! Ein edles Weibchen schaltet Durch Haus und Garten flink, An Seel’ und Leib gestaltet Und herrscht mit holdem Wink. Gern sing’ und sag’ ich ihr: O Trautchen! Lange bleib bei mir.
Text Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Häusliche Lust", written 1799
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View original text (without footnotes)First appeared in Taschenbuch für 1801. Herausgegeben von Friedrich Gentz, Jean Paul und Johann Heinrich Voß. Braunschweig: Friedrich Vieweg 1801, S. 97-98.
1 Sterkel: "Tappelwehn" (possible typo?)Researcher for this page: Joachim Fischer
4. Das Herbstgelag  [sung text not yet checked]
Brüder, hört, wie Eurus brauset, Wie der Schnee am Fenster schwirrt, Wie der Baum im Hofe sauset, Und der Pforten Angel klirrt! Laßt den Herbst in schwarzem Wetter Hoch ob unserm Haupte ziehn; Übertönt des Sturms Geschmetter Ihr mit Wonnemelodien! Gebt uns Wein von Medoks Hügel, Wein, mit Singen eingetonnt; Oder löset dem die Siegel, Der am Rheine sich gesonnt! Frühes Weisethun ist Laster, Vor dem dritten Stufenjahr! Kränzt mit Laub und spätem Aster, Kränzt das jugendliche Haar! Walt' im Obersiz, о König, Den die Efeuranke krönt! Nippt ein Unterthan zu wenig, Werd' er laut im Chor gehöhnt! Auch zu viel verbeut die Regel, Denn zu viel ist ungesund! Um die Tonne lenkt das Segel, Und ihr segelt auf den Grund! Angeklingt! Es leb', es lebe, Wer nur Freude giebt und nimt! Wer, ob Sonn', ob Sturm sich hebe, Immer fortgeht, gleichgestimmt! Lebe froh das Kind des Balles, Froh des Pfennigs Mann und Greis! Leb' in Ruh und Frieden alles, Alles, was zu leben weiss! Heller noch um helle Römer Töne jezt der Chorgesang! Klingt, und leert die Wonneströmer, Eh verhallt ihr Silberklang! Seiner Freundin Angedenken Schwebe jedem vor dem Geist; Oder, welche, Huld zu schenken, Durch ihr Lächeln ihm verheißt!
Text Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Das Herbstgelag", appears in Oden und Lieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Lied (zu singen bei einer Wasserfahrt)  [sung text not yet checked]
Wir ruhen, vom Wasser gewiegt, Im Kreise vertraulich und enge; Durch Eintracht wie Blumengehänge Verknüpft und in Reihen gefügt; Uns sondert von lästiger Menge Die Flut, die den Nachen umschmiegt. So gleiten, im Raume vereint, Wir auf der Vergänglichkeit Wellen, Wo Freunde sich innig gesellen Zum Freunde, der redlich es meint! Getrost, weil die dunkelsten Stellen Ein Glanz aus der Höhe bescheint. Ach! trüg' uns die fährliche Flut Des Lebens so friedlich und leise! O drohte nie Trennung dem Kreise, Der sorglos um Zukunft hier ruht! O nähm' uns am Ziele der Reise [Elysiums]1 Busen in Hut! Verhallen mag unser Gesang, Wie Flötenhauch schwinden das Leben; Mit Jubel und [Seufzern]2 verschweben Des Daseins zerfließender Klang! Der Geist wird verklärt sich erheben, Wenn Lethe sein Fahrzeug verschlang.
Text Authorship:
- by Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762 - 1834), "Lied zu singen bei einer Wasserfahrt"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von J.G. von Salis, Neue Auflage, Zürich: bey Orell Füßli und Compagnie, 1808, pages 111-112.
1 Lang: "Elisiums"2 Harder, Nägeli: "Seufzer"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
6. Landlied für Mädchen  [sung text not yet checked]
Seht, Gespielen, seht, die Flur Blühet nur, Um der Unschuld zu gefallen. Laßt uns froh am Blumenrain Und im Hain Unter jungen Schatten wallen. Durch der Wiese zartes Grün Ringsum blühn Tausend Blumenkelch' und Dolden, Hell von Sonnenschein und Tau, Himmelblau, Rot und violett und golden. Wählt die düftevollen aus, Euch zum Strauß, Daß er prang' am weichen Mieder. Strebt der Busen aus dem Flor Halb hervor, Wall' er bergend auf ihn nieder. Ohn' ein starres Staatsgewand Eilt aufs Land, Ohne Perlen und Geschmeide; Freier hebt, voll Frühlingslust, Sich die Brust Unter leichtem Schäferkleide. Unentstellt von Ziererei, Los und frei Laßt die langen Flechten hangen; Und zerstreuter Locken Spiel Säus'le kühl Um die warmen Rosenwangen. Schürzt euch leicht zum Reihentanz; Biegt zum Kranz Rosmarin voll blauer Blüte, Und ein weit umschlungnes Band Flieg' am Rand Eurer gelben Halmenhüte. [Auf des Waldes Farrenkraut Setzt vertraut]1 Euch zusammen; kos't und singet, Bis des Abends falber Schein In den Hain Durch die Espenwipfel dringet.
Text Authorship:
- by Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762 - 1834), "Landlied für Mädchen"
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View original text (without footnotes)1 Nægeli: "Hüpft und springt um Busch und Teich, / Freuet euch"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull