Periculosa res est desperatio.
Alter Spruch.
Nach des Waldwegs letztem Biegen
Schau ich festgebannt und starr,
Schau nach eines Schleiers Fliegen --
Schau umsonst... was schaut der Narr?!
Läutet, Glocken, dumpfen Schalles
Einem armen Mann zu Grab:
Hier war's, o mein Eins und Alles,
Wo ich dich verloren hab'!
Hier war's, wo du hoch vom Rosse
Einmal noch das Haupt gewandt,
Wo dein Aug', das dunkle große,
Mir den letzten Blitz gesandt.
Mit unsichtbaren Gewalten
Zog es dich zu mir zurück,
Bis im Forst, im tannenalten,
Unfreiwillig losch dein Blick.
Nur wer sehnend in der Sonne
Untergehnde Gluten späht,
Kennt die schmerzensbittre Wonne,
Die aus solchem Blick erweht.
War dich finden, dich verlieren
Nicht wie kurzer Sonnenkuß?
Auch dein Scheiden glich dem ihren,
Denn sie scheidet, weil sie muß.
Könnt' ein Zauberfluch beschwören
Sehnender Verzweiflung Pein,
Hei! Du würdest wiederkehren,
Würdest mein sein, und ich dein!
Götterneid und fremde Lenkung
Reißt dich über Meer und Land,
Und mir bleibt, als letzte Schenkung,
Ach, ein Streif nur vom Gewand.
Eine Schleife, schwarz und dunkel
Wie der Traum, den ich geträumt,
Nur am Rande von Gefunkel
Goldner Fäden licht umsäumt.
Vorn zur Brust heft' ich die Litze,
Die mein Kettendolch umspielt...
Und schon fühl' ich, wie die Spitze
Züngelnd nach dem Herzen zielt.
Sei's drum! eh' die Nacht sich endet,
Überströmt mein Blut dies Lied...
Wer von dir sich scheidend wendet,
Längst von Licht und Leben schied.
Läutet, Glocken, dumpfen Schalles
Einem armen Mann zu Grab:
Hier war's, o mein Eins und Alles,
Wo ich dich verloren hab'!
Frau Aventiure. Drei Dichtungen von J.V. von Scheffel, für 1 mittlere Singstimme mit Pianoforte, op. 11
Song Cycle by Friedrich August Naubert (1839 - 1897)
1. Von Liebe und Leben scheidend  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Joseph Viktor von Scheffel (1826 - 1886), "Von Liebe und Leben scheidend", appears in Frau Aventiure. Lieder aus Heinrich von Ofterdingens Zeit, in Einer aus Schwabenland
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Am Traunsee  [sung text not yet checked]
Schweigsam treibt mein morscher Einbaum, Klar und ruhig wogt der See, Purpurwarme Abendschatten Färben der Gebirge Schnee. Eines Eilands Klosterhallen [Dämmern aus der Flut empor]1, Münsterglocken hör' ich schallen Und der Schwestern frommen Chor: Sempiterni fons amoris Consulatrix tristium Pia mater Salvatoris [Have]2, virgo, virginum. Summend, singend, rein verklingend, Süß ersterbend kommt der Ton, Luft und Welle führen schwingend Seinen letzten Hauch davon. Und die Rechte senkt das Ruder, Im Gebet erschweigt das Herz Und mir ist, als trügen Engel Eine Seele himmelwärts!
Text Authorship:
- by Joseph Viktor von Scheffel (1826 - 1886), no title, appears in Frau Aventiure. Lieder aus Heinrich von Ofterdingens Zeit, in Heinrich von Ofterdingen, in Am Traunsee, no. 2
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Joseph Victor Scheffel, Frau Aventiure. Lieder aus Heinrich von Ofterdingen's Zeit, zweite Auflage, Stuttgart: Verlag der J.B. Metzler'schen Buchhandlung, 1869, pages 187-188.
See also Zerlett's Ave Maria, which begins "Einsam treibt mein morscher Einbaum".
1 Rheinberger: "Tauchen dämmerhaft empor"2 Rheinberger: "Ave"
Research team for this page: Sharon Krebs [Senior Associate Editor], Harry Joelson
3. Lang hat die Heimath mich erfreut  [sung text not yet checked]
.. ze Stiure, den burge guot...
Kunech Luarin, v. 1235.
Lang hat die Heimat mich erfreut,
Jetzt gehn die Wege anders,
Zum letztenmale grüß' ich heut
Die Stadt des weißen Panthers;
Wer wie die Lerche singen will
Und wie die Lerche fliegen,
Darf sich nicht wohlgenährt und still
Versitzen und verliegen.
Fahr wohl, die Hort und Nest mir war,
Du gute Burg von Steier,
Gott schenk dir noch manch lustsam Jahr,
Tanz, Schall und Rosenfeier.
Fahr wohl, duftsüßer Lindengang
Zur Gastner Klosterpforte,
Wo ich in erstem Singedrang
Den Vöglein stahl die Worte.
Fahr wohl, schneeblanke Alpenpracht,
Umblitzt vom Abendstrahle!
Frischrauschend drängt die Enns mit Macht
Den Flutenschwall zu Thale,
Und Well' um Welle raunt mir zu:
"Auf, flieh mit uns ins Weite.
Der Tapfre kennt nicht Rast noch Ruh,
Und Kraft wächst nur im Streite."
Nun will mein Schritt sich frei und frank
Zu fremden Freunden kehren;
Ich hab' gedient, mir ward mein Dank,
Mein Abschied steht in Ehren;
Und wie mit treuem Murmeltier
Singknaben sich belasten,
Trag' ich mein hungrig Glück mit mir,
Es sitzt im Fiedelkasten.
Jetzt gilt es, Hand und Kopf gerührt
Und zeitig auf die Beine,
Den Gürtel fest und knapp geschnürt,
Der Schnabel fern vom Weine!
Die Zukunft dämmert ungewiß,
Ich fahr' auf neuen Straßen...
Der Strom und Wellen wandern hieß,
Der wird mich nicht verlassen.
Text Authorship:
- by Joseph Viktor von Scheffel (1826 - 1886), "Abschied von der Stiraburg", appears in Frau Aventiure. Lieder aus Heinrich von Ofterdingens Zeit, in Heinrich von Ofterdingen
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]