German (Deutsch) translations of Zwölf Lieder aus dem "Jungbrunnen" v. P. Heyse, opus 8
by Felix Semon, M. D. (1849 - 1921)
Mein Herzblut geht in Sprüngen, Mein Rößlein geht im Trab. Das nenn' ich noch ein Reiten! Wildfremdes Land zur Seiten; Bergauf da geht's fein sachte, Und hurrah fliegt's bergab. Der Gaul kennt alle Schenken, Da kaut er süßes Gras. Sein Herr ißt Kraut im Schüßlein Und giebt dem Mädel ein Küßlein; Dann trinkt er einen Schoppen -- Ei das gefällt ihm baß.
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- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, in Das Märchen von der guten Seele, first published 1850
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Confirmed with [Paul Heyse], Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, Berlin: Verlag von Alexander Duncker, Königl. Hofbuchhändler, 1850, page 10.
Gärtnerin, von allen Vögeln Fingst du heut den Schönsten Vogler, unter allen Arten Blumen in dem Erdengarten Ward die wundersamste dein. Vogler, mußt dein Blümlein hüten, Daß sich's recht ans Herz dir schmiegt; Und du mußt des Vogels pflegen, Mußt ihn warm am Busen hegen, Daß er nicht von dannen fliegt! Jedes mag vom Andern lernen, Was das Herz beglücken kann; Auf der Erde froh zu blühen, Und nach allen ird'schen Mühen Sich zu schwingen himmelan!
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- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, in Glückspilzchen, first published 1850
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Und geh[e]st du über den Kirchhof, Da find'st du ein frisches Grab; Da senkten sie mit Thränen Ein schönes Herz hinab. Und fragst du, woran's gestorben? Kein Grabstein Antwort giebt; Doch leise flüstern die [Lüftchen]1, Es hatte zu heiß geliebt.
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- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, in Veilchenprinz, first published 1850
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View original text (without footnotes)1 Brahms: "Winde"
Lustig Blut und frische Lieder, So gebührt's dem Wandersmann; Berg hinauf und Thal hernieder Ficht ihn sonst das Heimweh an. Ging ich singend sonder Ruh Manche Meil' in lauter Wonnen. Süßer klarer [Liedesbronnen]1, Riesele, riesele immerzu! Wenn der Wald thut kühlig rauschen In der warmen Sommerluft, Müssen Eich' und Linde lauschen Auf den Klang aus meiner Brust. Ob auch reißen Rock und Schuh, Jauchze doch im Schein der Sonnen. Süßer klarer [Liedesbronnen]1, Riesele, riesele immerzu! Aber so die Winde streichen Und regieren über Feld, Sing' ich allestund ingleichen, Bis die Trübe sich erhellt. Denke dann: Du Wetter du, Bist vor meinem Sang zerronnen. Süßer klarer [Liedesbronnen]1, Riesele, riesele immerzu! Und in Dörflein und in Städtchen Zieh ich nur mit Liedern ein; Alle tugendlichen Mädchen Nicken mir vom Fensterlein. Habe gleich als wie im Nu Einen [herzigen]2 Schatz gewonnen; Süßer klarer [Liedesbronnen]1, Riesele, riesele immerzu!
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- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, in Das Märchen von Musje Morgenroth und Jungfer Abendbrod, first published 1850
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View original text (without footnotes)1 Grimm: "Liederbronnen"
2 Grimm: "herz'gen"
Wenn noch kaum die Hähne krähen, Macht sich auf der Morgenwind, Feget aus mit starkem Wehen Stadt und Flur und Wald geschwind. Allen Bäumen in der Runde Schüttelt er die Locken aus, Wect die Blümlein in dem Grunde, Lockt die Lerch' ins Thal hinaus. Nebel, die an Bergen hangen, Jagt er ohne Gnade fort; Kommt Frau Sonne dann gegangen, Find't sie sauber jeden Ort. Will sie bei dem treuen Winde Sich bedanken in Person, Ist er daß ihn Keiner finde, Über alle Berge schon.
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- by Paul Heyse (1830 - 1914), "Morgenwind", appears in Gedichte, in Jugendlieder
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Confirmed with Gesammelte Werke von Paul Heyse. Erster Band. Gedichte, Berlin, Verlag von Wilhelm Hertz, 1872, pages 3-4.
Wie trag' ich doch im Sinne So wunderfrohen Muth! Das kommt von süßer Minne, Die heimlich brennen thut. [Dadraußen lacht der Mai]1, Nun geht's ans Wandern frei; Und böt' man [hundert Gulden]2 mir, Ich wär' nicht mit dabei. Mein Schatz hat lichte Haare [Und]3 Wänglein weiß und roth; Von ihr will ich nicht fahren, Es scheid' uns denn der Tod. In aller weiten Welt Mir nichts so wohl gefällt; Seit ich mein'n Schatz zuerst [erschaut]4, Ist's Wandern mir vergällt. Drei Wochen nach [Michaele]5 [Geht's an]6 ein lustig Frei'n. So froh mag keine Seele Auf dieser Erde sein. Ein eigen Haus und Herd [Ist]7 Kaiserkronen werth, Und kommt mir [je]8 das Wandern an, Ich mach' schon zeitig Kehrt.
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- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, in Das Märchen von Musje Morgenroth und Jungfer Abendbrod, first published 1850
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View original text (without footnotes)Confirmed with [Paul Heyse], Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, Berlin: Verlag von Alexander Duncker, Königl. Hofbuchhändler, 1850, page 94.
Note for stanza 1, line 5: modern German would use "Da draussen"
1 Kahn: "Im Walde lacht der Maie"2 Kahn: "tausend Kronen"
3 Kahn: "Hat"
4 Gollmick: "geschaut"
5 Kahn: "Michele"
6 Kahn: "Da giebt's"
7 Kahn: "Sind"
8 Gollmick: "ja"
Ein Bruder und eine Schwester, Nichts Treueres kennt die Welt, Kein Goldkettlein hält fester, Als Eins am Andern hält. Zwei Liebsten so oft sich scheiden, Denn Untreu geht im Schwang; Geschwister in Lust und Leiden Sich halten ihr Lebelang. So treu als wie beisammen Der Mond und die Erde gehn, Der ewigen Sterne Flammen Alle Nacht bei einander stehn. Die Engel im himmlischen Reigen Frohlocken dem holden Bund, Wenn Bruder und Schwester sich neigen Und küssen sich auf den Mund.
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- by Paul Heyse (1830 - 1914), "Treueste Liebe", appears in Gedichte, in Jugendlieder
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Confirmed with Gesammelte Werke von Paul Heyse. Erster Band. Gedichte, Berlin, Verlag von Wilhelm Hertz, 1872, page 2.
Und die Waldsteige sind dunkel, Und die Bäume wehn kühl. Ueberm Felde da funkelt Die Sonne so schwül. Wer ein'n Schatz hat im Sommer Und herzen ihn möcht', Zum Walde nur komm' er; Da find't er's nit schlecht. Die Lieb' und die Sonne Die find allebeide schwül, Und allebeid' auf Einmal Das brennt gar zu viel.
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- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, in Glückspilzchen, first published 1850
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In der Mondnacht, in der Frühlingsmondnacht Gehen Engel um auf leisen Sohlen; Blonde Engel, innig und verstohlen, Küssen sie die schönsten [Menschenblumen]1. [Tausendschönchen, allerliebste]2 Blume, Weiß es wohl, woher [der Schimmer]3 stammet, Der dir heut das Antlitz überflammet: Bist noch in dem Traum der Nacht verloren. Denkst der Engel, die durchs [kleine]4 Fenster Sich auf Mondesstrahlen zu dir schwangen, [Leise dir zu küssen]5 Mund und Wangen In der Mondnacht, in der Frühlingsmondnacht.
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- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, in Fedelint und Funzifudelchen, first published 1850
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View original text (without footnotes)Confirmed with [Paul Heyse], Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, Berlin: Verlag von Alexander Duncker, Königl. Hofbuchhändler, 1850, page 177.
1 Grimm: "Blumen"2 Grimm: "Süßes Herzlieb, allerschönste"
3 Grimm: "die Glorie"
4 Grimm: "off'ne"
5 Grimm: "Hauchten leisen Kuss auf"
Waldesnacht, du [wunderkühle]1, Die ich tausend Male grüß', Nach dem lauten Weltgewühle, O wie ist dein Rauschen süß! Träumerisch die müden Glieder Berg' ich weich [ins]2 Moos, Und mir ist, als würd' ich wieder All der irren Qualen los. Fernes Flötenlied, vertöne, Das ein weites Sehnen rührt, Die Gedanken in die schöne, Ach! mißgönnte Ferne führt. Laß die Waldesnacht mich wiegen, Stillen jede Pein! Und ein seliges Genügen Saug' ich mit den Düften ein. In den heimlich engen Kreisen, Wird dir wohl, du wildes Herz, Und ein Friede schwebt mit leisen Flügelschlägen niederwärts. Singet, holde [Vögellieder]3, Mich in Schlummer sacht! Irre Qualen, löst euch wieder; Wildes Herz, nun gute Nacht!
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- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, in Glückspilzchen, Chapter 3, first published 1850
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View original text (without footnotes)Confirmed with [Paul Heyse], Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, Berlin: Verlag von Alexander Duncker, Königl. Hofbuchhändler, 1850, page 35.
1 Frommer: "wundersüsse"; further changes may exist not shown above.2 Kahn: "in"
3 Kahn: "Vogellieder"
Wie bin ich nun in kühler Nacht Im Wald herumgestrichen! Die Bäume, noch von Regen schwer, [Die]1 wogten tropfend hin und her; Hätt' nicht mein Herz gebrannt so sehr, Nach Haus wär' ich gewichen. Die lohe Glut kein Regen mag, Kein Thau zu kühlen taugen. Der rote Blitz entflammt' sie nicht, Der jäh die schwarzen Eichen bricht; Das that der Liebsten Angesicht Mit den zwei lichten Augen.
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- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, in Fedelint und Funzifudelchen, first published 1850
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View original text (without footnotes)Note: later titled "Windsbraut" in collections and continues here
Confirmed with [Paul Heyse], Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, Berlin: Verlag von Alexander Duncker, Königl. Hofbuchhändler, 1850, pages 185-186.
1 Kahn: "Sie"Dein Herzlein mild, Du liebes Bild, Das ist noch nicht [erglommen]1, Und drinnen ruht Verträumte Glut, Wird bald zu Tage kommen. Es hat die Nacht Einen Thau gebracht Den [Knospen]2 all im Walde, Und Morgens drauf Da blüht's zuhauf Und duftet durch die Halde. Die Liebe sacht Hat über Nacht Dir Thau ins Herz gegossen, Und Morgens dann, Man sieht dir's an, Das Knösplein ist erschlossen.
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- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, in Fedelint und Funzifudelchen, first published 1850
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View original text (without footnotes)1 Grimm: "entglommen"
2 Grimm: "Blumen"