by Tu Fu (712 - 770)
Translation by Hans Bethge (1876 - 1946)
Der Verbannte
Language: German (Deutsch)  after the Chinese (中文)
Oft stand ich einsam auf dem Festungsturme Des kahlen Berges. Dort, den Wolken nahe, Stand ich und sah die rote Sonne gehn. Und wenn die Sterne kamen, suchte ich An ihren Bildern mir die Richtung, wo Die schöne, ferne, bunte Haupstadt lag. Da lug ich sehnend aus, indes sich Herz Und Ohr entsetzen beim Geschrei der Affen, Und niemals, wusst ich, kehrete ich nach Haus... Einst war ich der geliebte Freund der Götter! In Glanz und Schönheit strahlte meine Wohnung, Und wo ich ging, lag Weihrauch in der Luft. Einst schlief ich nachts auf seidenen Geflechten. -- Jetzt steh ich schlaflos hinter Festungszinnen, Der schrille Pfiff der Wachen quält mein Ohr. Ich blicke wie im Traume auf die Sträucher Der Felsenwand, darauf der Vollmond flimmert. -- Das ganze Leben seh ich wie im Traum. Tief unten dämmern in dem halben Lichte Der Nacht die Inseln. Blasses Schilf des Herbstes Umblüht sie. Es ist Herbst, o, meine Seele!
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
Text Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Der Verbannte" [author's text checked 1 time against a primary source]
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Tu Fu (712 - 770) [text unavailable]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Gunnar de Frumerie (1908 - 1987), "Der Verbannte", 1933 [ voice and piano ], from Fyra kinesiska poem = Four Chinese Poems, no. 3 [sung text checked 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2022-08-31
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