by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Und von den niedern zu den höchsten...
Language: German (Deutsch)
Und von den niedern zu den höchsten Stufen Sind Kräfte der Natur hervorgerufen. Die Atmosphäre trübt sich, ist erregt, Der Donner rollt, ein Blitz, der prasselnd schlägt, Zersplittert Wald und Fels, die moosigen Alten, Die Rinde gar des Bodens wird gespalten. Erdschlünde tun sich auf, ein Feuerqualm Zuckt flammend übers Feld, versengt den Halm, Versengt der Bäume lieblich Blütenreich. Nun herrscht die Nacht, das Leben stockt sogleich, Und aus den Grüften hebt sich leis heran Das Gnomenvolk und wittert alles an, Und wittert alles aus und spürt den Platz Und forscht und gräbt : da glitzert mancher Schatz. Das altverborg'ne Gold bringt keinem Heil, Der Finsternis Genosse will sein Teil, Im Innern siedet's, schäumt und schleudert wilder Durch's Feuermeer furchtbare Schreckensbilder; Wie Salamander lebt es in der Gluth, Und streitet häßlich mit vulkanischer Wuth. Schon hüben und drüben sind Berge versunken, Schon gähnet der Abgrund, schon sprühen die Funken. Was ist mir ? Was leuchtet ein wunderlich Licht? So leuchtet der Furie Feuergesicht. Und unter dem Kopfschmuck phosphorischer Schlangen, Weiß glühen die Augen und rothbraun die Wangen. Der Schrecken ergreift mich, wo rett' ich mich hin? Noch kracht es entsetzlicher, Felsen erglüh'n, Sie bersten, sie stürzen, sie öffnen mir schon Der grauesten Tiefe plutonischen Thron! Kehrst du wieder, Himmelshelle? Iris mit gewohnter Schnelle Trennt die grausen Wolken schon, Augenfunkelnd für Entzücken, Den Geliebten zu erblicken Auf dem goldnen Wagenthron. Phöbus glänzt ihr hold entgegen; Himmlischer Vermählung Segen Fühlt der Erde weiter Kranz. Um des Bogens bunten Frieden Schlingen lieblichste Sylphiden, Schillernd zierlich, Kettentanz. Und da unten Silberwellen Grünlich-purpurn wogen, schwellen Auch empor in Liebesglut, Schalkisch locken gleich Undinen, Blauen Aug's, verschämter Mienen, Sich den Himmel in die Flut. Blüht's am Ufer, wogt's in Saaten, Alles ist dem Gott geraten, Alles ist am Ende gut!
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- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), no title, appears in Prolog zu Eröffnung des Berliner Theaters im Mai 1821 [author's text checked 1 time against a primary source]
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- by Hans Gál (1890 - 1987), "Natur", op. 70 no. 4 (1955), published 1956, first performed 1956 [SATB soli, mixed chorus (boys, SATB), and orchestra], from Lebenskreise, no. 4, Alkor Edition, Kassel.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2010-02-14
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