by Friedrich von Schiller (1759 - 1805)
Ritter Toggenburg See original
Language: German (Deutsch)
»Ritter, treue Schwesterliebe Widmet Euch dieß Herz, Fodert keine andre Liebe, Denn es macht mir Schmerz. Ruhig mag ich Euch erscheinen, Ruhig gehen sehn. Eurer Augen stilles Weinen Kann ich nicht verstehn.« Und er hörts mit stummem Harme, Reißt sich blutend los, Preßt sie heftig in die Arme, Schwingt sich auf sein Roß, Schickt zu seinen Mannen allen In dem Lande Schweiz, Nach dem heil'gen Grab sie wallen, Auf der Brust das Kreuz. Große Thaten dort geschehen Durch der Helden Arm, Ihres Helmes Büsche wehen In der Feinde Schwarm, Und des Toggenburgers Nahme Schreckt den Muselmann, Doch das Herz von seinem Grame Nicht genesen kann. Und ein Jahr hat er's ertragen, Trägt's nicht länger mehr, Ruhe kann er nicht erjagen, Und verläßt das Heer, Sieht ein Schiff an Joppe's Strande, Das die Segel bläht, Schiffet heim zum theuren Lande, Wo ihr Athem weht. Und an ihres Schlosses Pforte Klopft der Pilger an, Ach! und mit dem Donnerworte Wird sie aufgethan: »Die Ihr suchet, trägt den Schleier, Ist des Himmels Braut, Gestern war der Tag der Feier, Der sie Gott getraut.« Da verlässet er auf immer Seiner Väter Schloß, Seine Waffen sieht er nimmer, Noch sein treues Roß, Von der Toggenburg hernieder Steigt er unbekannt, Denn es deckt die edeln Glieder Härenes Gewand. Und erbaut sich eine Hütte Jener Gegend nah, Wo das Kloster aus der Mitte Düstrer Linden sah; Harrend von des Morgens Lichte Bis zu Abendsschein, Stille Hoffnung im Gesichte, Saß er da allein. Blickte nach dem Kloster drüben, Blickte Stundenlang Nach dem Fenster seiner Lieben, Bis das Fenster klang, Bis die Liebliche sich zeigte, Bis das theure Bild Sich ins Thal herunter neigte, Ruhig, engelmild. Und dann legt er froh sich nieder, Schlief getröstet ein, Still sich freuend, wenn es wieder Morgen würde seyn. Und so saß er viele Tage, Saß viel Jahre lang, Harrend ohne Schmerz und Klage, Bis das Fenster klang. Bis die Liebende sich zeigte, Bis das theure Bild Sich ins Thal herunter neigte, Ruhig, engelmild. Und so saß er, eine Leiche, Eines Morgens da, Nach dem Fenster noch das bleiche Stille Antlitz sah.
Composition:
- Set to music by Johann Rudolf Zumsteeg (1760 - 1802), "Ritter Toggenburg", published 1800, from Kleine Balladen und Lieder, Heft I, no. 1
Text Authorship:
- by Friedrich von Schiller (1759 - 1805), "Ritter Toggenburg", written 1797
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "El cavaller Toggenburg", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Ridder Toggenburg", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (George MacDonald) , "Ritter Toggenburg", appears in Rampolli: Growths from a Long Planted Root. Being Translations, New and Old, Chiefly from the German, first published 1897
- ENG English (Malcolm Wren) , "Toggenburg the Knight", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le chevalier Toggenburg", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
Research team for this page: Martin-Beatus Meier , Peter Rastl [Guest Editor]
This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
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