by Friedrich Leopold, Graf zu Stolberg-Stolberg (1750 - 1819)
Language: German (Deutsch)
In der Väter Hallen ruhte Ritter Rudolfs Heldenarm, Rudolfs, den die Schlacht erfreute, Rudolfs, welchen Frankreich scheute Und der Sarazenen Schwarm. Er, der letzte seines Stammes, Weinte seiner Söhne Fall: Hinter Moosbewachsnen Mauern Tönte seiner Klage Trauern In der Zellen Wiederhall. Agnes mit den goldnen Locken War des Greisen Trost und Stab; Sanft wie Tauben, weiß wie Schwäne, Küßte sie des Vaters Thräne Von den grauen Wimpern ab. Ach! sie weinte oft im Stillen, Wenn der Mond ins Fenster schien. Albrecht mit der offnen Stirne Brante für die edle Dirne, Und die Dirne liebte ihn! Aber Horst, der hundert Krieger Unterhielt in eignem Sold, Rühmte seines Stammes Ahnen, Prangte mit erfochtnen Fahnen, Und der Vater war ihm hold. Einst beim frohen Mahle küßte Albrecht ihre weiche Hand, Ihre sanften Augen strebten Ihn zu strafen, ach! da bebten Thränen auf das Busenband. Horst entbrante, blickte seitwärts Auf sein schweres Mordgewehr; Auf des Ritters Wangen glühten Zorn und Liebe; Feuer sprühten Seine Augen wild umher. Drohend warf er seinen Handschuh In der Agnes keuschen Schooß; »Albrecht nimm! zu dieser Stunde Harr' ich dein im Mühlengrunde!« Kaum gesagt, schon flog sein Roß. Albrecht nahm das Fehdezeichen Ruhig, und bestieg sein Roß; Freute sich des Mädchens Zähre, Die, der Lieb' und ihm zur Ehre, Aus den blauen Augen floß. Röthlich schimmerte die Rüstung In der Abendsonne Stral; Von den Hufen ihrer Pferde Tönte weit umher die Erde Und die Hirsche flohn ins Thal. An des Söllers Gitter lehnte Die betäube Agnes sich, Sah die blanken Speere blinken, Sah - den edlen Albrecht sinken, Sank, wie Albrecht, und verblich. Bang' von leiser Ahndung spornet Horst sein schaumbedecktes Pferd; Höret nun des Hauses Jammer, Eilet in des Fräuleins Kammer, Starrt und stürzt sich in sein Schwert. Rudolph nahm die kalte Tochter In den väterlichen Arm, Hielt sie so zween lange Tage, Thränenlos und ohne Klage, Und verschied im stummen Harm.
Note: The 1775 edition has some more minor differences to the later editions.
Composition:
- Set to music by Franz Danzi (1763 - 1826), "Ballade", op. 46 (Balladen und Romanzen mit Begleitung des Pianoforte) no. 4, P 185 no. 4 [ voice and piano ]
Text Authorship:
- by Friedrich Leopold, Graf zu Stolberg-Stolberg (1750 - 1819), "Romanze", written 1774, first published 1775
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Romance", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Malcolm Wren) , "Romance", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Romance", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor] , Johann Winkler
This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
Line count: 65
Word count: 328