by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Schon starb der Tag. Der Wald war...
Language: German (Deutsch)
Schon starb der Tag. Der Wald war zauberhaft, und unter Farren bluteten Zyklamen, die hohen Tannen glühten, Schaft bei Schaft, es war ein Wind, - und schwere Düfte kamen. Du warst von unserm weiten Weg erschlafft, ich sagte leise deinen süßen Namen: Da bohrte sich mit wonnewilder Kraft aus deines Herzens weißem Liliensamen die Feuerlilie der Leidenschaft. Rot war der Abend - und dein Mund so rot, wie meine Lippen sehnsuchtheiß ihn fanden, und jene Flammen, die uns jäh durchloht, sie leckten an den neidischen Gewanden ... Der Wald war stille, und der Tag war tot. Uns aber war der Heiland auferstanden, und mit dem Tage starben Neid und Not. Der Mond kam groß an unsern Hügeln landen, und leise stieg das Glück aus weißem Boot.
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Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Traumgekrönt, in Lieben, no. 13 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Raoul Koczalski (1884 - 1948), "Schon starb der Tag. Der Wald war zauberhaft", op. 99 no. 5 [ voice and piano ], from Von der Liebe, no. 5 [sung text not yet checked]
- by Adrian Pop (b. 1951), "Rot war der Abend" [ voice and piano ], from Fünf Liebeslieder, no. 3 [sung text not yet checked]
- by Josef Riese (b. 1894), "Schon starb der Tag", published 1924 [ voice and piano ], from Lieben, no. 5, Wien : Vienna-Edition, Rudolf Jamnig [sung text not yet checked]
- by Hans Uwe Strübing (b. 1956), "Schon starb der Tag", op. 102 no. 4 (2009) [ voice and piano ], from „…zu jenem tiefsten Grunde des Tönens…“. 9 Lieder für Stimme und Klavier, no. 4 [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2016-07-01
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