by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826)
Von Oberon im Feenland
Language: German (Deutsch)
Von Oberon im Feenland, Dem Könige der Geister, Komm' ich, Knecht Robert, abgesandt, Von meinem Herrn und Meister. Als Kobold und Pur, Wohlkundig des Spuks, Durchschwärm' ich Nacht vor Nacht. Jetzt misch' ich mich ein Zum polternden Reihn. Wohlauf, ihr alle, gelacht, gelacht! Geschwinder als ein Wetterstrahl, Durchschweif' ich Erd' und Himmel, Und kitzle mich nach Herzenswahl Am tollen Weltgetümmel. Wo Nixen und Feen Und Elfinnen gehn, Die überrasch' ich sacht; Und seh' ich sie nun Wie Jüngferchen thun, Dann höhnet Robert, und lacht und lacht. Wenn taumelnd wo ein Wand'rer trollt Um Mitternacht vom Schmause, Dann neck' ich ihn als Tückebold Mit Irrlicht weit vom Hause; Durch Distel und Dorn, Durch Rasen und Korn, Geht's fort in düstrer Nacht, Bis endlich bethaut Der Morgen ergraut; Dann schwindet Robert, und lacht und lacht. Als schwarzer Mann mit schiefem Maul, Als Brummbär nah' ich spottend, Als Ziegenbock, als grauer Gaul, Sanftmüthig um ihn trottend. Doch steiget er auf, Dann flieg' ich im Lauf, Wie Urians wilde Jagd! Husch! sausen wir, husch! Durch Rusch und durch Busch; Dann patsch in's Wasser, und ausgelacht! Wenn Abends Bursch' und Jungfern spät Bei'm Pfänderspiele juchen; Dann knack' ich Nüss', und schlürfe Meth, Und nasche Pfefferkuchen. Doch losen sie Ring Und Bänder; dann flink Die Lichter ausgemacht! Wer küßte mich, wer? Schrein Mädchen umher; Dann schnarcht Freund Robert, und lacht und lacht! Oft pfleg' ich, weil die Mädchen ruhn, Die Küh' im Stall zu futtern, Zu fegen, Küchenwerk zu thun, Zu hecheln und zu buttern, Oft näh' ich die Nath, Oft spinn' ich am Rad, So still, daß nichts erwacht. Wann eine mich stört, Durch Vorwitz bethört; Hinweg schurrt Robert, und lacht und lacht. Doch faule Dirnen kneip' ich blau, An Arm und Schenkel zwackend, Und leg' in schwüler Nacht zur Schau Sie ohne Deck' halbnackend. Als zottiger Mahr Oft reit' ich sie gar, Und ängst aus aller Macht: Sie rütteln und drehn Mit leisem Gestöhn; Dann trollt sich Robert, und lacht und lacht. Am Wiesenborn bei Mondenschein, In stiller Drudenstunde, Da singen wir den Frühlingsreihn, Und tanzen in die Runde. Vor Lerchengesang' Entfliehen wir bang' In Strudel, Kluft und Schacht; Doch Robert umfaßt Ein Nixchen in Hast, Entführt sie schmeichelnd, und lacht und lacht. Seit Merlins grauer Zeit hab' ich Gar manchen Kuß erobert; Drum nennen Feen und Mädchen mich Den lustigen Freund Robert. Kommt, laßt euch nicht graun, Holdselige Fraun, So hold in jeder Tracht! Sonst komm' ich als Alp, Und thue nichts halb! Wohlauf, ihr alle, gelacht, gelacht!
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Confirmed with Sämmtliche poetische Werke von Johann Heinrich Voss, ed. by Abraham Voss, Leipzig, Immanuel Müller, 1835, page 181.
Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Knecht Robert", subtitle: "Auf einer Maskerade (Altenglisch)", appears in Oden und Lieder [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Nikolaus, Freiherr von Krufft (1779 - 1818), "Knecht Robert", c1814, published 1870, from Zwölf Lieder, no. 7 [sung text not yet checked]
- by Johann Abraham Peter Schulz (1747 - 1800), "Knecht Robert auf einer Maskerade", published 1793, Hamburg: C. E. Bohn [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2019-12-13
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