Wie? Deinem Jugendlenz zum Hohn Vermöchtest du für mich zu fühlen, Für mich, dem vierzig Jahre schon Genaht, sein heißes Blut zu kühlen? Einst fachte meine Flamme an Selbst die bescheidenste Grisette -- O, daß ich dich nicht lieben kann, So wie ich einst geliebt Rosette! In glänzend reichem Schmuck erblickt In prächt'gem Wagen man dich täglich, Indeß Rosette, leicht geschmückt, Zu Fuß ging, lachend und beweglich; Doch wo sie nur erschien, begann Ein Streit von Blicken um die Wette -- O, daß ich dich nicht lieben kann, So wie ich einst geliebt Rosette! Wie stralt von Spiegeln dein Boudoir, Und deine Schönheit stralt darinnen! Rosetten's kleine Scherbe war Der Grazien Spiegel meinen Sinnen. Kein Purpurvorhang glüht' uns an ; Das Morgenroth beschien ihr Bette -- O, daß ich dich nicht lieben kann, So wie ich einst geliebt Rosette! Zwar deines Geistes hohes Wehn Beseelte manche Dichterharfe; Rosette konnt', ich muß gestehn, Kaum lesen so zum Nothbedarfe. Doch sprach die Liebe dann und wann, Was Tiefsinn nie gesprochen hätte -- O, daß ich dich nicht lieben kann, So wie ich einst geliebt Rosette! Nie ward ihr diese Allgewalt, Mit der aus sehnsuchtsvollen Blicken Das Feuer deiner Seele stralt, Mein Herz verlangend zu bestricken. Doch meine eigne Jugend spann All ihren Reiz um unsre Kette. O, daß ich dich nicht lieben kann, So wie ich einst geliebt Rosette!
2 Gedichte von Béranger , opus 35
by Robert von Hornstein (1833 - 1890)
1. Rosette  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Rosette", appears in Fünf Bücher französischer Lyrik vom Zeitalter der Revolution bis auf unsere Tage in Übersetzungen von Emanuel Geibel und Heinrich Leuthold, first published 1862
- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Rosette", appears in Fünf Bücher französischer Lyrik vom Zeitalter der Revolution bis auf unsere Tage in Übersetzungen von Emanuel Geibel und Heinrich Leuthold, first published 1862
Based on:
- a text in French (Français) by Pierre Jean de Béranger (1780 - 1857), "Rosette"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Dachstübchen  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
So seh' ich nochmals dich, armselig Stübchen, Wo ich beim Elend in die Schule ging! Ich hatte zwanzig Jahr, ein tolles Liebchen, Freund' und Gesang, dran meine Seele hing; Dem Leben trotzt' ich, zog an keiner Glocke, An Aussicht arm, doch reich an Jugendmuth. So stieg ich froh hinauf zum sechsten Stocke -- Mit zwanzig wohnt sich's unterm Dach auch gut. Seht mir dies Kämmerchen nur an genauer! Ein Bett, so hart, daß es den Schlas vertrieb, Hier stand's - und dort der Tisch; noch schmückt die Mauer Ein halber Vers, den ich mit Kohle schrieb. Erscheint, ihr Jugendfreuden, früh geendet! Herein, herein, du kecke, tolle Brut! Wie oft hab' ich für euch die Uhr verpfändet! Mit zwanzig wohnt sich's unterm Dach auch gut. Zuvörderst gilt's, Lisetten zu empfangen Im frischen Hütchen, munter, schlank und nett; Vor's enge Fenster wird ihr Shawl gehangen, Ihr reiches Kleid bedeckt mein ärmlich Bett. Wie ward zerknittert manche schöne Falte In ungestümem Liebesübermuth! Jetzt weiß ich freilich, wer den Putz bezahlte -- Mit zwanzig wohnt sich's unterm Dach auch gut. Einst hatt' ich Geld, wir saßen in der Runde, Ein froher Schwarm bei Wein und bei Gesang, Als von den Straßen sich die Iubelkunde Vom Sieg Marengo's plötzlich zu uns schwang. Kanonen brüllten; -- ha, welch ander Singen! Wie schoß in unsre Wangen rasch das Blut! Nun wird kein Feind dies Frankreich mehr bezwingen! Mit zwanzig wohnt sich's unterm Dach auch gut. Doch fort von hier! Denn Herz und Sinn berauschen Mir jene Tage, die so fern, so fern; An Einen hier durchschwärmten Monat tauschen Den ganzen Rest des Lebens möcht' ich gern. Wenn man, von Liebe trunken, Ruhm und Freuden Im Arm noch ungetäuschter Hoffnung ruht, Wie süß ist's dann, sein Leben zu vergeuden! Mit zwanzig wohnt sich's unterm Dache gut.
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Das Dachstübchen", appears in Fünf Bücher französischer Lyrik vom Zeitalter der Revolution bis auf unsere Tage in Übersetzungen von Emanuel Geibel und Heinrich Leuthold, first published 1862
- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Das Dachstübchen", appears in Fünf Bücher französischer Lyrik vom Zeitalter der Revolution bis auf unsere Tage in Übersetzungen von Emanuel Geibel und Heinrich Leuthold, first published 1862
Based on:
- a text in French (Français) by Pierre Jean de Béranger (1780 - 1857), "Le grenier"
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]