Siehst im West das Glühen du? Heiter geht die Sonn' zur Ruh', Blume neigt sich matt und sacht, linde sinkt herab die Nacht. Kein Getriller, kein Gesumm' schweigend liegt der Wald ringsum, klar die Luft, sie regt sich kaum, bebend küsst der Mond den Baum. Kinder, eh' die Stern' euch seh'n, Schlummerdüfte euch umweh'n; lasst den Groll, vergesset ihn, lasst die Sonn' in Frieden zieh'n! Stimmt nicht ein ins Abendlied, bis der Zorn vom Herzen flieht, und so lang' ihr böse seht, kniet nicht nieder zum Gebet! Gott, der lauter Liebe schickt, auf euch all' herniederblickt; ihm macht euer Trotzen Harm, und er liebt euch doch so warm! Kinder, eh' die Stern' euch seh'n, Schlummerdüfte euch umweh'n; lasst den Groll, vergesset ihn, lasst die Sonn' in Frieden zieh'n!
Sechs Lieder für 1 Singstimme mit Pianofortebleitung , opus 99
by Ludwig Liebe (1819 - 1900)
1. Lasst euern Groll, bevor die Sonne sinkt
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Albert Grün (1822 - 1904)
Based on:
- a text in English by Bernard Barton (1780 - 1840), "Let not the Sun go down upon your Wrath"
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2. Mondnacht
Language: German (Deutsch)
Mondlicht glitzert in den Bäumen, Mondlicht fließt herab wie Schnee, in den Zweigen rings ist Träumen, nur am Waldborn trinkt ein Reh. Nur die Nachtigall lässt klingen Sehnsuchtslaut in stiller Nacht, dass ein wundersames Singen in der Seele aufgewacht. Lasst sie schlummern in dem Tale, träumen Träume dieser Welt; Komm ins Herz mit lichtem Strahle, süße Nacht, vom Himmelszelt.
Text Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890), no title, appears in Rosen der Heide. Lieder, in Mondnacht, no. 3
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3. Die Abendglocke
Language: German (Deutsch)
Wand'rer zieht auf fernen Wegen In der Brust der Sehnsucht Qual, Horch, da tönt die Abendglocke Lieblich durch das stille Thal. Und der Wand'rer steht und lauschet, Auf den Stab gestützt, ihr zu: "Abendglöckchen, Abendglöckchen, Wiegst nun Alt und Jung zur Ruh!" "Wiegst zur Ruhe alle, alle, Und mit ihnen Lust und Schmerz, Wann, o Glöckchen, rufst du endlich Auch zur Ruh', zur Ruh' mein Herz?"
Text Authorship:
- by Johann Nepomuk Vogl (1802 - 1866), "Abendglocke", appears in Cyanen. Ein Liederkranz , no. 1
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
4. Mailied
Language: German (Deutsch)
Sonniges, wonniges Maiengrün, Duftende, schimmernde Felder, Blitzendes, neckisches Wellensprühn, Wogend, ragende Wälder, Ach! wie ihr Jedem in's Herz doch lacht, Jeden so fröhlich, so glücklich macht! Ach! wie ihr winket, ihr blauen Höhn Rings aus der duftigen Ferne, Ach! wie ihr blinket so tausendschön, Blumen, und hebet die Sterne, Lächelt und flüstert: Ist Gott nicht treu? Lasse vom Zagen und hoff' auf's neu! Leiht mir denn, muntere Vögel all, Euere fröhlichsten Weisen, Daß ich mit freudigem Sang und Schall Droben den Vater mag preisen, Der uns so prächtig zum Trost in's Land, Eh wir's gedachten, den Mai gesandt!
Text Authorship:
- by Friedrich Heinrich Oser (1820 - 1891), no title, appears in Neue Lieder
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5. Nachtsegen
Language: German (Deutsch)
Es liegt das Tal in Ruhe, nun schlummert jede Brust, und aus des Herzens Truhe steigt süßer Träume Lust. Es wiegt auf schwankem Stengel der Flieder sich im Wind, durchs Fenster fliegen Engel und küssen jedes Kind. Was fragt ihr da am Morgen, wenn's Kindlein selig lacht? Was klagt ihr da voll Sorgen, wenn's nimmermehr erwacht?
Text Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890), "Nachtsegen", appears in Haideröslein ; Ein Liederstrauß
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Confirmed with Haideröslein. Ein Liederstrauß von Franz Alfred Muth, Würzburg, 1870.
6. Grab' tief nur in die Erden
Language: German (Deutsch)
Grab' tief nur in die Erden Ein Pflänzchen Rosmarein: Verborgen kann's nicht werden, Es muß zum Sonnenschein. Will's auch die Scholle decken, o, es gelingt ihr nicht, die hellen Knospen strecken sich auf zum Himmelslicht. Wie labt's mit vollen Zügen Am Thau sich und am Strahl, Doch dankt's auch zur Genügen Durch Blüthen ohne Zahl. Senk' tief nur ein die Herzen Der Wahrheit heilig Wort, Es drängt, und wär's in Schmerzen, Sich schon zur Sonne fort. Will's auch die Erde decken, O, es gelingt ihr nicht: Der Himmel wird schon wecken Den Keim zum goldnen Licht. Wohl dem, der ohne Wanken Pflanzt für den Sonnenstrahl! Es wird der Keim ihm danken Durch Blüthen ohne Zahl.
Text Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890), "Grab' tief nur in die Erden", appears in Wintergarten: Novellen und Wanderbilder nebst einer lyrischen Nachlese, first published 1874
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Confirmed with Alfred Muth, Wintergarten: Novellen und Wanderbilder nebst einer lyrischen Nachlese, 1874.