Jungfräulein Annika saß an dem Brückenrande, und wartete allda auf einen Mann von Stande. Stieg Goldmann aus dem Fluß, mit einem Horn von Golde am Haupt, und an dem Fuß mit einem Sporn von Golde sein Gewand, von Golde Bund und Band, von Golde Haut und Haar, von Golde Mund und Hand. Der neigte sich vor ihr: "Komm, Jüngferchen zu mir!" Sie sprach bescheidentlich: "Ich komme nicht zu dir. Das ist mir nicht gefügt, das ist mir nicht bedungen, das ward mir nicht gewiegt, das ward mir nicht gesungen." Jungfräulein Annika saß an dem Brückenrande, und wartete allda auf einen Mann von Stande. Stieg Silbermann vom Fluß, mit einem Horn von Silber am Haupt, und an dem Fuß mit einem Sporn von Silber sein Gewand, von Silber Bund und Band, von Silber Haut und Haar, von Silber Mund und Hand. Der neigte sich vor ihr: "Komm, Jüngferchen zu mir!" Sie sprach bescheidentlich: "Ich komme nicht zu dir. Das ist mir nicht gefügt, das ist mir nicht bedungen, das ward mir nicht gewiegt, das ward mir nicht gesungen." Jungfräulein Annika saß an dem Brückenrande, und wartete allda auf einen Mann von Stande. Stieg Reismann aus dem Fluß, mit einem Horn von Reise am Haupt, und an dem Fuß mit einem Sporn von Reise sein Gewand, von Reise Bund und Band, von Reise Haut und Haar, von Reise Mund und Hand. Der neigte sich vor ihr: "Komm, Jüngferchen zu mir!" Sie sprach bescheidentlich: "Ich komme gleich zu dir. So ist es mir gefügt, so ist es mir bedungen, so ward es mir gewiegt, so ward es mir gesungen." Jungfräulein Annika und Reismann sind ein Paar, und haben Reis im Haus vollauf das ganze Jahr.
2 Balladen , opus 78
by Carl Loewe (1796 - 1869)
1. Jungfräulein Annika
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866)
Based on:
- a text in Finnish (Suomi) by Anonymous/Unidentified Artist , a ballad [text unavailable]
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John H. Campbell) (W. Kommer) , "Little Miss Annika", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
2. Die verlorene Tochter
Language: German (Deutsch)
Es flogen drei Schwälbelein über den Rhein, es starben dem König drei Töchterlein. Die Erste starb bei dem Morgengeläut, man grub ihre Grube zu Taueszeit. Die Zweite starb am Nachtmittag, man begrub sie beim vierten Glockenschlag. Die Dritte, ein Kind im Jugendbraus, sie lief mit einem Spielmann hinaus. Wohl sieben Jahre nach der Tat sie solche bitter bereuet hat. "Ach, Spielmann, lasse erbitten dich, ach spiele wieder nach Hause mich." Der Spielmann spielte von Ort zu Ort, bis daß sie kamen an Königs Pfort. Und als sie am Tore langten an, sie klopfte mit ihrem Goldringlein an: "Wer ist da draußen, wer klopfet an, wer kann mich Arme nicht schalfen lahn?" "Es ist ein Mägdelein hübsch und fein, sie möchte gern eure Dienstmagd sein." "Das Mägdlein ist mir zu hübsch und fein, es möchte mir freien mein Söhnelein." Der Spielmann tat einen hohen Eid: "Ich weiß, daß die Maid dein Söhnlein nit freit." Die Mutter setzte sich auf die Bank und dingte die Magd sieben Jahre lang. Als nun vorbei die gedingte Zeit, da wurde tödtlich krank die Maid. "O Maid, wo sind deine Eltern zu Haus, auf daß wir senden Boten hinaus?" "Mein Vater ist ein König am Rhein, ich hoffe, du wirst mir liebe Mutter sein." "Wie kann ich deine Frau Mutter wohl sein, du trägst ja kein Goldringelein." "Hinter meinem Bette im Eichenschrein, da liegt von Gold mein Ringelein." Und als die Mutter den Schrein erschloß, wohl manche Träne dem Auge entfloß. "Ach Maid, warum hast du nicht eher bekannt, in Sammt und Seide hätt ich dich gewandt!" "Wohl Seide und Sammt sind viel zu fein, sie heben mich nicht zum Himmel ein!" "Ach Tochter, so kamst du die Magd mir herein, mein süßestes Kind hättst können du sein!" "Nun Mutter, so leite bei Nacht mich in's Grab, und schenke dein Mittleid mir nun hinab!" Es dauerte nur drei Tagekaum, lag Tochter und Mutter im Grabesraum.
Text Authorship:
- by Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio (1803 - 1869)
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