Im Irrgang dieses Lebens Ist‘s oft so bang' und schwül! Und mancher fleht vergebens Um Trost und Mitgefühl. Du hast umsonst so sehnlich Zum Himmel nicht gefleht; Du fandst, dem deinen ähnlich, Ein Herz, das dich versteht. Der Leiden Überfülle Versenk' in dieses Herz, Und weih' der Abendstille Nicht mehr den stummen Schmerz! Blick auf, o Hoffnungslose! Hoch in der Zukunft Hain Entknospet Ros' auf Rose, Den Weg dir zu bestreun! Den Weg, wo Morgenschauer Durch alle Pulse dringt, Und los von jeder Trauer Dein edler Geist sich ringt!
Sechs deutsche Lieder mit Begleitung des Piano-Forte oder der Guitarre , opus 62
by Johann Andreas Amon (1763 - 1825)
1. Mitgefühl
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Friedrich von Matthisson (1761 - 1831), "Mitgefühl"
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Confirmed with Gedichte von Friedrich von Matthisson, ed. by Ernst Kelchner, Leipzig, 1874.
2. Die Treue
Language: German (Deutsch)
Nicht in heißen Liebesblicken, wenn sich zitternd Herz an Herz, Mund an Mund voll Liebe drücken, nicht in süßer Liebe Schmerz wohnt die Treue. Tief nur in der stillen Brust wohnt des Lebens Schirm und Lust, die Treue. Nicht in stummer Liebe Sehnen, das die Brust zu Seufzern hebt, wenn die Perle sanfter Tränen aus dem matten Auge bebt, wohnt die Treue. Tief nur in der stillen Brust wohnt des Lebens Schirm und Lust, die Treue.
Text Authorship:
- by Carl Gottfried Theodor Chladenius (1759 - 1837), "Die Treue", appears in Talto und Nanthild oder die drei schweren Proben der Liebestreue
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3. Der Korbmacher
Language: German (Deutsch)
Körbe! Körbe! Wer will Körbe? Körbe groß und Körbe klein, breite, leichte, schwere, lange, grob und fein und superfein! Will, mein Treu', sie billig geben, hab' sie billig auch empfah'n; ein paar Groschen für das Laufen, und so bin ich schon vergnügt. Lustig her, ihr Leutchen, kaufet, und - damit ihr alles wisst - sag' ich, dass die ganze Bürde hübscher Kinder Arbeit ist. Gar aus Gunsten, gar aus Gnaden flicht für mich zu Stadt und Land große Körbe, kleine Körbe zarter Mädchen zarte Hand. Kauft sie doch zum Angedenken an so manches schöne Kind! muss euch mahnen, dass für manchen hier die letzten Körbe sind. Lustig her! Da liegt ein stolzer von der stolzen Herkuba, dort ein schlanker, federleichter von der leichten Lesbia. Drüben steht mein allerschönster, eingefasst in heiter Grün; Grün ist süßer Hoffnung Farbe! Hoch vor allen halt' ich ihn. Hier ist einer, bunt mit Blumen rings umflochten und geziert; kaum, dass mitten unter Blumen ihr die zähen Ruten spürt. Oder wollt ihr einen derben, plump und dürr und unverblümt? Sieh, da steht ein ellenlanger, der sich wahrlich selber rühmt! Dort sind nach der alten Mode, steif und stattlich aufgeputzt, hier von nagelneuem Schnitte spitz und luftig zugestutzt! Da sind glatte, da sind rauhe, diese geb' ich für gemein! Doch da hängt ein wunderselt'ner, der nicht scheint ein Korb zu sein! Lustig her, ihr lieben Leute, kauft die Ware, kauft mich aus! Bin der Körbe gar so müde, mich verlangt nach Heim und Haus! Heida dort, du braunes Mädchen, siehst so schlau die Körblein an; gelt, das wär' ein Kapitälchen! Willst du wohl den Körbelmann?
Text Authorship:
- by Johann Rudolf Wyss der Jüngere (1781 - 1830), "Der Korbkrämer"
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4. Das Vergissmeinnicht
Language: German (Deutsch)
Des Mondesstrahles düst're Helle durchlispelt's leis' wie Geisterhauch, und klagend rauscht die ernste Welle, es trauert selbst der Blütenstrauch. Es sind der Liebe bange Klagen, die leicht im Abendwinde weh'n, die trauernd jedem Waller sagen, wie Lust und Schmerz sich nahe steh'n. Einst wallt' im stillen Blütentale an dieses Flusses Blumenrand ein holdes Paar im Abendstrahle, beglückt durch süßer Liebe Band. Aus dunklen Zweigen tönen Lieder, das Ufer decket Maiengrün; es glänzt sein Bild aus Wogen wieder, die flutend ernst vorüberzieh'n. Da sieht, getaucht in Himmelsbläue, ein Blümchen an der Fluten Rand der Jüngling, und als Bild der Treue will pflücken er's mit kühner Hand. Er beugt sich an dem Ufer nieder, neigt sich zu tief und sinkt hinab; der Strom verschlingt die schönen Lieder, die Flut bereitet ihm ein Grab. Und sprudelnd wogt das Wasser oben, doch plötzlich zeigt sich sein Gesicht; das Blümchen hoch emporgehoben ruft sinkend er: Vergiss mein nicht! Der ernste Laut war kaum verklungen, der ihr das Innerste durchdrang, auf ewig ward er dann verschlungen; die Ufer tönten dumpf und bang. Der traute Jüngling war geschieden, tief trauert nun ihr treues Herz. Ihm bringt das Blümchen keinen Frieden, es ward zum Boten seinem Schmerz.
5. Aus dem Singspiel Der blinde Gärtner oder Die blühende Aloe
Language: German (Deutsch)
Ohne zu erliegen kann der Mensch sich fügen in der Armut Joch; aber Fesseln tragen, die das Herz zernagen, das ist schwerer noch. Prunk und Leckerbissen kann der Arme missen ohne Gram und Harm. Nur wenn er entbehret, was das Herz begehret, dann nur ist er arm.
6. Die Blume
Language: German (Deutsch)
Traurig, einsam welkst du hin, Blume, Schmuck der stillen Gründe! Deine Blätter, farbenlos, Sind ein Spiel der Winde. Eine Sichel mäht uns ab, Einem Gotte müssen wir uns fügen. Du verlierest Blatt um Blatt, Wir Vergnügen um Vergnügen. Ach! der umgetrieb'ne Mensch, Sattgetäuscht von Liebe, Glück und Ruhme, Seufzet! Was ist nichtiger, Leben oder Blume?
Text Authorship:
- by (Johann Christoph) Friedrich Haug (1761 - 1829), "Die Blume" [an adaptation]
Based on:
- a text in French (Français) by Charles Hubert Millevoye (1782 - 1816), "La fleur -- Stances", appears in Belzunce: Poèmes, suivis d'autres poèsies
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Note: Amon's score has a misprint in stanza 3, line 2: instead of the first word it has "Soll getäuscht"