Vergessen ist ein gar tiefer Schrein, Da legen die Menschen all das hinein, Was sie nicht mögen behalten: Die Einen dies und die Andern das, So Jubel als Leid, so Lieb' als Haß -- Der Schrein hat viel Fächer und Spalten. Ich weiß nicht, wer ihn gezimmert hat, War wohl ein Meister aus vornehmer Stadt, Der ihn so klüglich ersonnen! Hab' auch so manches hineingelegt, Das einst ich geherzt und einst ich gehegt In kindlich seligen Wonnen. Und fragt Ihr, wie's um den Schlüssel stund? Der Eine hat ihn auf Herzensgrund Für heimlich Spähen erworben; Der Zweite warf ihn ins Meer hinab, Die Tiefe nimmer ihn wiedergab, Dem Dritten war er verdorben. Und mancher braucht gar kein Schlüsselein, Dem thut von selber sich auf der Schrein In lauschig dämmrigen Stunden. Da schwebt es herfür so Stück um Stück, Ein bißchen Elend, ein bißchen Glück, Mit Fäden der Reue gebunden.
Vier Lieder für 1 Singstimme mit Pianoforte , opus 68
by Ignaz Brüll (1846 - 1907)
1. Vergessen  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch) 
Text Authorship:
- by Sophie von Khuenberg (1863 - 1917), "Vergessen", appears in Frost und Flammen
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Confirmed with Heimgarten, neunter Jahrgang, erster Halbband, drittes Heft, ed. by D. K. Rosegger, Graz: Verlag von "Leykam", 1885. Appears in issue for December 1884, page 227.
2. Willst du mein sein
Language: German (Deutsch) 
Willst du mein sein, so sollen die Schätze der See, Und der Erde zu Füßen dir liegen, Und alles, wonach in verlangendem Weh Die schmachtenden Blicke fliegen, Soll dein sein, -- wenn du willst mein sein, ... ! Wo wir weilen, da sollen die Bäume blühn, Und die Bäche und Ströme singen, Da sollen die Sterne lieblich glühn, Und Blumen duften und klingen Rings um dich -- wenn du willst mein sein, ... ! ... Der Geist der Liebe kann alles dies; Seine Heimat ist ja der Himmel, Und er kann auf die irdische Finsterniß Herunterzaubern den Himmel, Und er will es, -- wenn du willst mein sein, ... !
Text Authorship:
- by Oskar Falke (1827 - 1883), "Willst du mein sein", appears in Irische Melodien von Thomas Moore
Based on:
- a text in English by Thomas Moore (1779 - 1852), "If thou'lt be mine"
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3. Gute Nacht  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch) 
[Schon]1 fängt es an zu dämmern,
Der Mond als Hirt erwacht,
Und singt den Wolkenlämmern
Ein Lied zur guten Nacht;
Und wie er singt so leise,
Da dringt vom Sternenkreise
[Der]2 Schall ins Ohr mir sacht,
       Schlafet in Ruh, schlafet in Ruh!
       [Vorüber der Tag und sein Schall,]3
       Die Liebe Gottes deckt euch zu
       [Allüberall]3.
Nun suchen in den Zweigen
Ihr Nest die Vögelein,
[Die]4 Halm' und Blumen neigen
Das Haupt im Mondenschein,
Und selbst des [Mühlrads]5 Wellen
Lassen das wilde Schwellen
Und schlummern [murmelnd]6 ein.
       Schlafet in Ruh, schlafet in Ruh!
       Vorüber der Tag und sein Schall;
       Die Liebe Gottes deckt euch zu
       Allüberall.
Von Thür zu Thüre wallet
Der Traum, ein lieber Gast,
Das Harfenspiel verhallet
Im schimmernden Pallast;
Im Nachen schläft der Ferge,
Die Hirten auf dem Berge
[Halten]7 um's Feuer Rast.
       Schlafet in Ruh, schlafet in Ruh!
       Vorüber der Tag und sein Schall;
       Die Liebe Gottes deckt euch zu
       Allüberall.
Und wie nun alle Kerzen
Verlöschen durch die Nacht,
Da schweigen auch die Schmerzen,
Die Sonn' und Tag gebracht;
[Lind]8 säuseln die Cypressen,
Ein seliges Vergessen
Durchweht die Lüfte sacht.
       [Schlafet in Ruh, schlafet in Ruh!
       Vorüber der Tag und sein Schall;
       Die Liebe Gottes deckt euch zu
       Allüberall.]3
Und wo von heißen Thränen
Ein schmachtend Auge blüht,
Und wo in bangem Sehnen
Ein liebend Herz verglüht,
Der Traum kommt leis und linde
Und singt dem kranken Kinde
Ein tröstend Hoffnungslied.
       Schlafet in Ruh, schlafet in Ruh!
       Vorüber der Tag und sein Schall;
       Die Liebe Gottes deckt euch zu
       Allüberall.
[Gute]9 Nacht denn, all' ihr Müden,
Ihr Lieben nah' und fern!
[Nun]10 ruh' auch ich in Frieden
Bis glänzt der Morgenstern.
Die Nachtigall alleine
Singt noch im Mondenscheine
Und lobet Gott den Herrn.
       [Schlafet in Ruh, schlafet in Ruh!
       Vorüber der Tag und sein Schall;
       Die Liebe Gottes deckt euch zu
       Allüberall.]3
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Gute Nacht", appears in Jugendgedichte, in 3. Drittes Buch, in Athen
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- DUT Dutch (Nederlands) (Corien Sleeswijk) , "Goede Nacht", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2025, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Emanuel Geibel, Vierte Auflage, Berlin: Verlag von Alexander Duncker, 1845, pages 255-257.
1 Rheinberger, op. 185 no. 7: "Nun"; further changes may exist not noted above2 Stollewerk: "Ihr"
3 omitted by Abt, op. 73
4 Stollewerk: "Und"
5 Abt, op. 73: " Mühlbachs"
6 Lachner, op. 105: "ruhig"
7 Rheinberger, op 131: "Sie halten"
8 Abt, op. 73: "Und"
9 Abt, op. 95, Lachner, op. 97, Lachner, op. 105, Rheinberger: "Gut' "
10 Abt, op. 73: "Bald"
4. Lied der Spinnerin  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch) 
[Schnurre, schnurre]1, meine Spindel, Dreh' dich ohne Rast und Ruh'! Totenhemd und Kinderwindel Und das Brautbett rüstest du. Goldner Faden, kann nicht sagen, Welch ein Schicksal dir bestimmt, Ob mit Freuden, ob mit Klagen Das Gespinst ein Ende nimmt. Anders wird's, als [wir's]2 begonnen, Anders kommt's als wir gehofft; Was zur Hochzeit war gesponnen, Ward zum Leichentuch schon oft. Schnurre, Spindel, schnurre leise, Rund ist wie [dein]3 Rad [das]4 Glück; Gehst du selig auf die Reise, Kehrst du weinend wohl zurück. In die Wolken geht die Sonne, Schnell verweht im Wind ein Wort; Wie der Faden rollt die Wonne Rollen Lieb' und Treue fort. [Schnurre, Spindel, schnurr' im Kreise]5, Dreh' dich ohne Rast und Ruh' - Und ihr Tränen, fließet leise, Fließet unaufhaltsam zu!
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Lied der Spinnerin", appears in Jugendgedichte, in 3. Drittes Buch, in Athen
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View original text (without footnotes)1 Hornstein: "Schnurr' im Kreise"
2 Hornstein: "wir"
3 Hornstein: "ein"
4 Courvoisier: "dein"
5 Hornstein: "Schnurr' im Kreise, meine Spindel"