Mich schau'n mit frommen Augen Die jungen Knospen an, Selbst Sonn' und Sterne winken Mir mild von ihrer Bahn. Mir singt die frühe Lerche, Mich küßt der Abendwind, Es spricht zu mir die Welle, Mir rauscht' die grüne Lind'. Und nur zwei blaue Augen, Und nur ein rother Mund, Die sind mir abgewendet Und schweigen alle Stund'.
6 Lieder , opus 77
by Heinrich Esser (1818 - 1872)
1. Liebesklage  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt (1814 - 1881), no title, appears in Lyrische Dichtungen, in Dornröslein, no. 3
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Confirmed with Franz Dingelstedt's Sämmtliche Werke, siebenter Band, zweite Abtheilung, Berlin: Gebrüder Pätel, 1877. Appears in Lyrische Dichtungen, erster Band, in Dornröslein, no. 3, page 65.
2. Zum Abschied  [sung text not yet checked]
Verstecke dich nur heute nicht, Wenn ich des Weges geh', Du liebes Frauen-Angesicht Nur heut' verstecke dich mir nicht, Daß ich noch eins dich seh'! Am Erkerfenster wohlbekannt Ein Weilchen bleibe stehn, Und grüße mit der weißen Hand, Die blauen Äuglein abgewandt, Und laß dein Tüchlein wehn! Denn noch ein letztes Grüßen dein Empfing' ich gar zu gern; Das sollte in die Welt hinein Mein bester Reise-Engel sein, Gesandt von Gott dem Herrn!
Text Authorship:
- by Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt (1814 - 1881), no title, appears in Gedichte [1845], in 1. Heimath. 1838-1841, in 2. Erste Liebe, no. 8
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Confirmed with Gedichte von Franz Dingelstedt, Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta'scher Verlag, 1845. Appears in Heimath. 1838 - 1841, in 2. Erste Liebe, no. 8, page 40.
3. Trost in Trennung  [sung text not yet checked]
"Lieber, jene Blumen alle, Die im Frühling uns entzückt, Die wir oft am Wasserfalle, Oft im grünen Wald gepflül;ckt, Weißt du nicht, daß nicht für immer Sie des Winters Hand uns nahm, Daß mit jedem Mai ihr Schimmer Und ihr Duft noch wiederkam? "Vor des Winters kalten Armen Haben sie sich jetzt versteckt, Sich mit Tüchlein, weißen, warmen, Eingehüllt und zugedeckt! Blickt die Sonne hell hernieder, Werfen sie die Tüchlein fort, Blühen neu und duften wieder An dem altgewohnten Ort." Liebste, jene süßen Stunden, Die uns beide einst beglückt, Da wir, inniglich verbunden, Küssend uns die Hand gedrückt, Weißt du nicht, daß sie im Herzen Sich zur Zeit nur still versteckt, Dort mit der Erinn'rung Schmerzen, Hier mit Liedern zugedeckt? Glaube mir, daß endlich wieder Unser Mai auch kommen muß, Dann verstummen Schmerzen, Lieder, Und es spricht nur Blick und Kuß Wie die fernen Blumen alle Rufen ich und du ihm zu, All' in einem Wiederhalle: Frühling, warum zögerst du?
Text Authorship:
- by Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt (1814 - 1881), "Trost in Trennung", appears in Lyrische Dichtungen, in Erste Liebe, no. 13
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Confirmed with Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt, Sämmtliche Werke, erste Gesammt-Ausgabe in 12 Bäden, siebenter Band, zweite Abtheilung, Berlin: Gebrüder Paetel, 1877, pages 22 - 23. Appears in Lyrische Dichtungen, erster Band, in Erste Liebe, no. 13.
4. Die Quelle  [sung text not yet checked]
O du, für mich Blandusia's Quelle, Und Born Petrarca's, bildervoll, Leb' wohl, du vielgeliebte Welle, Von der ich heute scheiden soll! Du raunst mir zu, daheimzubleiben, Du blickst mich wie verheißend an, Und mußt doch selbst hinuntertreiben In deiner vorgeschriebnen Bahn. So laß mich auch die meine ziehen, Und ziellos, über Berg und Thal; Doch sie, von der ich stumm muß fliehen, Sie grüße mir viel tausendmal! Kommt' sie heut' Abend hergegangen, Wo sich bis jetzt mich harrend fand, Den Blick mit sehnlichem Verlangen In deine klare Fluth gewandt, Dann zaubre aus dem tiefen Spiegel Des fernen Freundes Bild empor, Und flüster ihr, statt Brief und Siegel, Des Abschieds bangen Gruß in's Ohr. In deinen Wellen mag sie lesen, Was ich entfliehend dir vermacht, Daß ich noch einmal hier gewesen Und ihrer bis zuletzt gedacht!
Text Authorship:
- by Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt (1814 - 1881), "Die Quelle", appears in Gedichte [1858] , in 2. Buch der Liebe, in 3. Erste Blätter, no. 14
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Confirmed with Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt, Gedichte, zweite Auflage, Stuttgart und Augsburg: J. G. Cotta'scher Verlag, 1858. Appears in Erste Blätter, no. 14, pages 102 - 103.
5. Die Braut an der Myrthe  [sung text not yet checked]
Sie [stund]1 in tiefen Träumen Und sah die Myrthe an: Nicht lange wirst Du säumen, Du lieber, ferner Mann, Dann schlingst Du durch die Locken Solch eine Krone mir Und führst beim Klang der Glocken Dein eigen mich zu Dir. Dann lebet wohl, ihr Träume Der Kindheit, unschuldsvoll, Ihr heimathlichen Räume, Dann lebt auf ewig wohl. Die alten Stimmen schweigen, Ein neues Sein bricht an, Und ich bin ganz Dein eigen, Du lieber, fremder Mann. Sie stand, sich tiefer neigend Zum grünen Myrthenbaum, Der aber wiegte schweigend Sein Haupt zu ihrem Traum. Und eine Thräne stürzte Zur Myrthe niederwärts; Was diese Thräne würzte, War's Wonne, war es Schmerz?
Text Authorship:
- by Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt (1814 - 1881), no title, appears in Gedichte [1845], in 1. Heimath. 1838-1841, in 1. Erste Lieder: Träumte einst von hohen Dingen, in Blumen, no. 4
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View original text (without footnotes)Confirmed with Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt, Gedichte [1845], Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta'scher Verlag, 1845. Appears in 1. Heimath. 1838 - 1841, in 1. Erste Lieder: Träumte einst von hohen Dinge, in Blumen. It is the fourth poem, although there is no numbering. Pages 16 - 17.
1 Esser: "stand"; further changes may exist not shown above.6. Das Bild  [sung text not yet checked]
Ich [habe]1 zur letzten guten Nacht Dein liebes Bild geküßt, Da [war]2 mir, als hätte der Mund gelacht, [Das Auge mich freundlich begrüßt]3. Die Züge lebten in [warmem]4 Glanz, [Durchhaucht]5 von athmendem Wehn, Du warst es selbst, du warst es ganz, Als sey ein [Wunder]6 geschehn. Da hab' ich zur letzten guten Nacht [Noch einmal dein Bild]7 geküßt, Mir [ist]8, als hättest du gelacht Und als ob ich weinen müßt!
Text Authorship:
- by Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt (1814 - 1881), no title, appears in Gedichte [1845], in 1. Heimath. 1838-1841, in 3. Erste Leiden, no. 6
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Franz Dingelstedt, Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta'scher Verlag, 1845. Appears in Heimath. 1838 - 1841, in 3. Erste Leiden, no. 6, page 53. Note: Schnabel's score has a typo in stanza 1, line 3, word 7 ("Mond" instead of "Mund").
1 Dayas, Esser, Hoffmann, Koessler, Markhof: "hab' " ; further changes for Dayas, Esser, Hoffmann, Markhof may exist, not shown above.2 Webenau: "war's"
3 Webenau: "Als hätte der Blick mich gegrüßt"
4 Webenau: "mildem"
5 Webenau: "Umhaucht"
6 Webenau: "Zauber"
7 Webenau: "Dein Bild noch einmal"
8 Webenau: "ist's"