Welle, darfst du nimmer weilen, Nie zu mir in Liebe glühn? Sprich, was zwingt dich fort zu eilen Aus des Waldes trautem Grün? Lass in Liebe ungemessen An die heisse Brust dich pressen! Fass' ich dich, lass' ich nimmer von hier Wehe, du fliehst und ich lodre nach dir. Hindin, braune, holde, schlanke, Lockt dich so die Waldesnacht? Warum meidest du die Schranke, Drin mein lieber Garten lacht? Lass mit holdem Wort dir schmeicheln, Lass dich kosen, lass dich streicheln! Wehe, sie flieht in geflügelter Zier, Ach, und sie lässt mich, den Einsamen, hier. Keine Wellen, keine Hinden Gleichen doch dem holden Bild, Das ich nie vermocht zu finden, Doch im Herzen steht es mild. Oft wohl mein' ich, aus den weiten Wäldern müsst es grüssend schreiten. Selige Schönheit, enthülle dich mir! Weh, du zerrinnst und ich lodre nach dir.
Sechs Lieder für eine tiefe Stimme , opus 21
by Johanna Kinkel (1810 - 1858)
1. Lied aus dem "Spessartraum"
Text Authorship:
- by (Johann) Gottfried Kinkel (1815 - 1882)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Anja Bunzel) , "Song from the Spessart Dream", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
2. Wiegenlied
Die milden Sterne scheinen, Sanft rauscht der Abendwind. Hör' endlich auf zu weinen, Du mein geliebtes Kind! Dein Bettchen ist bereitet, O ruhe sanft darin; Den weichsten Teppich breitet Die Mutter drüber hin. Schlaf wohl, gut Nacht, gut Nacht. Die sieben Berge schauen In unser Kämmerlein, Bestrahlt vom silberblauen Verklärten Vollmondschein. Sie stehn an Rheines Borden, Wir wandeln hin dereinst, Wenn du bist gross geworden Und wenn du nicht mehr weinst. Schlaf wohl, gut Nacht, gut Nacht. Ein Garten ist da drunten, Voll Blumen rot und weiss. Es schlingen drum die bunten Nachtfalter ihren Kreis. Die Blumen woll'n wir pflücken, Sobald der Tag erwacht, Dein Bettchen damit schmücken. Doch nun, schlaf wohl, gut Nacht. Schlaf wohl, gut Nacht, gut Nacht.
Text Authorship:
- by Johanna Kinkel (1810 - 1858)
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Lullaby", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
3. Jugenderinn'rung
Altverscholl'ne Lieder steigen Mir empor mit frischem Klang, Wieder tönt der muntre Reigen Und der Zecher Rundgesang. Mich fasst es mit Lust und mit Schmerzengewalt - O goldene Zeit, wie schwandest du bald. Dort bin ich hinausgezogen Mit der Jäger wildem Schwarm. Damals spannt' den schweren Bogen Noch so leicht mein starker Arm. Des Jagdhorns Ruf nun umsonst mir erschallt - O goldene Zeit, wie schwandest du bald. Dort die Schwelle meiner Lieben, Wo ich nächtlich Lieder sang. Kaum ein Hauch ist mir geblieben Von dem reichen Liebesklang. Mich grüsst noch im Traume die holde Gestalt - O goldene Zeit, wie schwandest du bald.
Text Authorship:
- by Johanna Kinkel (1810 - 1858), "Jugenderinn'rung"
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- ENG English (Anja Bunzel) , "Youthful memory", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
4. Provençalische Lied
Am Strande der Dürançe In blühender Provençe, Da ragt im Sonnenglanze Des Vaters Schloß empor. Mich hat der Sturm verschlagen, Es bringt der Eltern Klagen Kein Hauch aus West getragen Zu der Gefangnen Ohr. Ob noch zu Kirchenhallen Die Frommen gläubig wallen, Ob noch die Glocken schallen Ins Land den Festesgruß? Weh mir, daß ich mit Tücken Der Männer Herz berücken, Mit frevelndem Entzücken Zum Mord sie locken muß. O grünt ihr noch, Oliven, Wo wir am Mittag schliefen, Wenn kühl in blauen Tiefen Gerauscht der Rhone Flut? Stumm ring ich meine Hände, Nie hat mein Gram ein Ende, Es schmachtet Melisende In Ostens Todesglut.
Text Authorship:
- by (Johann) Gottfried Kinkel (1815 - 1882), "Provençalische Lied", (der gefangen Christensklavin) aus dem Singspiel: die Assassinen
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- ENG English (Anja Bunzel) , "Lied from the Provence", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
5. Abendlied nach der Schlacht
Auf weitem blut'gen Feld, Wo sich die Heere trafen, So manche, manche Braven Schlafen Auf weitem blut'gen Feld. Die Sonne geht zu Ruh, Des Todes Schatten schleichen So langsam auf den bleichen Leichen. Die Sonne geht zu Ruh. Schlaft wohl nun, Freund und Feind! So viele heut gefallen, Euch wünsch ich Frieden allen, Allen. Schlaft wohl nun, Freund und Feind.
Text Authorship:
- by (Johann) Gottfried Kinkel (1815 - 1882)
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- ENG English (Anja Bunzel) , "Evening song after the battle", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
6. Des Lehnsmanns Abschied  [sung text not yet checked]
Weh, dass wir scheiden müssen, Lass dich noch einmal küssen; Ich muss an Kaisers Seiten Ins falsche Welschland reiten: Fahr wohl, fahr wohl, mein armes Lieb! Ich werd auf Maienauen Dich niemals wieder schauen, Der Feinde grimm'ge Scharen Sind kommen angefahren: Fahr wohl, fahr wohl, mein armes Lieb! Ich denk an dich mit Sehnen, Gedenk an mich mit Tränen; Wenn meine Augen brechen, Will ich zuletzt noch sprechen: Fahr wohl, fahr wohl, mein armes Lieb!
Text Authorship:
- by (Johann) Gottfried Kinkel (1815 - 1882), "Des Lehnsmanns Abschied", subtitle: "Volkslied", appears in Gedichte, in Kleinigkeiten, in Aus der Liederspiel: "Friedrich in Suza"
- sometimes misattributed to Volkslieder (Folksongs)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English [singable] (Louis Charles Elson) , "Soldier's farewell", first published 1875
Confirmed with Gedichte, sechste Auflage, Stuttgart und Augsburg: J. G. Cotta'scher Verlag, 1857, page 333. Appears in Kleinigkeiten, in Aus der Liederspiel: "Friedrich in Suza", no. 5.