Sinnend stand ich bei dem Grabe Rabby Löv's, des jüd'schen Weisen, Hörte wie im Traum den Führer Seine todten Ahnherrn preisen. Und warum, so frug ich staunend, All' die Juden, groß und kleine, Auf das Grab mit leisem Murmeln Werfen bunte Kieselsteine? Und es wurde mir die Antwort: «Um zu ehren, ist geboten, Daß wir Blumen streu'n Lebend'gen, Steine auf das Grab der Todten.» Von solch' heidnischem Gebrauche Sind wir Christen längst gereinigt: Wir bekränzen stets die Gräber Jener, welche wir gesteinigt.
Severa. Sechs ernste Lieder
Song Cycle by Felix Paul Weingartner (1863 - 1942)
1. Auf dem alten jüdischen Kirchhof (Prag)  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Christiane Rosalia Friederik (1839 - 1901), as Ada Christen, "Prag: Auf dem alten jüdischen Friedhofe", appears in Aus der Asche. Neue Gedichte, first published 1870
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]2. Falter und Rosen  [sung text not yet checked]
Sprach eine wilde Ros' am Zaun: Bei mir waren alle Falter traun Und alle Bienen und Immen Mit ihren süßen Stimmen. Sprach eine andre wilde Ros': Nur Einem bot ich meinen Schooß, Einem jungen Schmetterlinge: Vor ihm sind alle geringe. Am Tag darauf war keine mehr, Die Falter trieben hin und her Fern von den blätterlosen: Sie dachten an junge Rosen.
Text Authorship:
- by Friedrich Hermann Frey (1839 - 1911), as Martin Greif, "Falter und Rosen", appears in Gedichte, in Sinngedichte
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Nebel  [sung text not yet checked]
Du, trüber Nebel, [hüllest]1 mir Das Tal mit seinem Fluß, Den Berg mit seinem Waldrevier, [Und jeden]2 Sonnengruß. Nimm fort in deine graue Nacht Die Erde weit und breit! Nimm fort, was mich so traurig macht, Auch die Vergangenheit.
Text Authorship:
- by Nikolaus Lenau (1802 - 1850), "Nebel", written 1831, appears in Gedichte, in 1. Erstes Buch, in Erinnerung
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Boira", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Brouillard", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
1 Strauss: "hüllst"
2 Strauss: "Mit jedem"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Johann Winkler
4. Eine Fremde  [sung text not yet checked]
Sie saß in unserm Mädchenkreise, Ein Stern am Frauen-Firmament; Sie sprach in unsres Volkes Weise, Nur leis, mit klagendem Akzent. Du hörtest niemals heimverlangen Den stolzen Mund der schönen Frau; Nur auf den südlich blassen Wangen Und über der gewölbten Brau' Lag noch Granadas Mondenschimmer, Den sie vertauscht um unsern Strand; Und ihre Augen dachten immer An ihr beglänztes Heimatland.
Text Authorship:
- by Theodor Storm (1817 - 1888), "Eine Fremde"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Une étrangère", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
5. Reue  [sung text not yet checked]
Die Nacht war schwarz, die Luft war schwül, Ich fand nicht Schlaf auf meinem Pfühl, Mein Sinn ward trüb und trüber: Da schritten die Tage der alten Zeit Zu langem, langem Zug gereiht Wehklagend mir vorüber: "Du hattest den Lenz und du hast ihn entlaubt, Du hattest das Heil und du hast nicht geglaubt, Du hattest ein Herz zum Lieben, Du hast es vertändelt mit eitlem Schein; Nun bist du zuletzt allein, allein, Mit deinem Jammer geblieben." "Und wie du ringst in bangem Gebet, Es ist zu spät, es ist zu spät, Du darfst von Rast [nicht]1 wissen: Dein einsam Herz ist dein Gericht." -- Ich aber drückte mein Angesicht Lautweinend in die Kissen.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Reue"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Emanuel Geibel, Vierzehnte Auflage, Berlin: Verlag von Alexander Duncker, 1849, page 144.
1 Lachner: "nichts"Research team for this page: John Versmoren , Sharon Krebs [Guest Editor] , Johann Winkler
6. Allerseelentag  [sung text not yet checked]
Die Todten haben Einen In ihrer Einsamkeit, Der ihnen eine Blume Und eine Thräne weiht. wie schön prangt heut' ihr Garten! Von Gästen wogt's darin: Manch' Lebender geht traurig, Verlassen für sich hin. Hört, Leute, die ihr wandert Mit Kränzen friedhofwärts, Legt lieber doch ein Blümchen Auf dieses warme Herz. O, thut's, so lang ich lebe; Denn darf ich einmal ruh'n, Wie dort die Todten ruhen In ihren stillen Truh'n -- Dann miss' ich eure Spende Und eure Liebe gern: Dann tagt mir ja im Frieden Der allerhöchste Stern, Im allertiefsten Dunkel Das allersüß'ste Licht: Dann brauch' ich ird'sche Blumen Und ird'sche Kränze nicht.
Text Authorship:
- by Robert Hamerling (1830 - 1889), "Allerseelentag", appears in Blätter im Winde: neuere Gedichte, first published 1888
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]