Es gibt ein sehr probates Mittel, die Zeit zu halten am Schlawittel: Man nimmt die Taschenuhr zur Hand und folgt dem Zeiger unverwandt, Sie geht so langsam dann, so brav als wie ein wohlgezogen Schaf, setzt Fuß vor Fuß so voll Manier als wie ein Fräulein von Saint-Cyr. Jedoch verträumst du dich ein Weilchen, so rückt das züchtigliche Veilchen mit Beinen wie der Vogel Strauß und heimlich wie ein Puma aus. Und wieder siehst du auf sie nieder; ha, Elende! - Doch was ist das? Unschuldig lächelnd macht sie wieder die zierlichsten Sekunden-Pas.
Five Songs from Zeitgedichte
Song Cycle by Richard Farber (b. 1945)
1. Die Zeit  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die Zeit"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Das Grammophon  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Der Teufel kam hinauf zu Gott und brachte ihm sein Grammophon und sprach zu ihm, nicht ohne Spott: "Hier bring ich dir der Sphären Ton." Der Herr behorchte das Gequiek und schien im Augenblick erbaut: Es ward fürwahr die Weltmusik vor seinem Ohr gespenstisch laut. Doch kaum er dreimal sie gehört, da war sie ihm zum Ekel schon, - und höllwärts warf er, tief empört, den Satan samt dem Grammophon.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Grammophon", appears in Nachlese zur Galgenpoesie
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le gramophone", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
3. Die Tafeln  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Man soll nichts gegen jene Tafeln sagen, die eine Hand an ihrer Stirne tragen, den Namen einer Schenke nahebei, den Paragraphen einer Polizei. Sie sind, wenn sonst nichts spricht im weiten Land, ein wundervoller justiger Verstand. Bescheiden zeugt ihr Dasein von Kultur: Hier herrscht der Mensch – und nicht mehr Bär und Ur.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die Tafeln"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Der Bahnvorstand  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Der Bahnvorstand des kleinen Orts bedünkt vom Rang sich eines Lords. Ein Vororts-, Fern- und Güterzug zu gleicher Zeit (!) – das ist genug. Er streckt die Hand vorn in die Brust und blickt mit wahrer Feldherrnlust. Er steckt den Arm bald her, bald hin: Sein Leben hat nun wirklich Sinn ... Zum Größten sprach sein Herz nun: »Komm!« Er ist ein Mensch; voilà! un homme!
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Bahnvorstand"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Auf einer Bühne  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Auf einer Bühne steht ein Baum, geholt vom nächsten Wäldchensaum. Ihn überragt zur rechten Hand ein Felsenstein aus Leinewand, indes zur Linken wunderbar ein Rasen grünt aus Ziegenhaar. Im Stehparkett der kleine Cohn zerbirst vor lauter Illusion. Der kleine Cohn ward zum Gericht für das, was Kunst ist und was nicht.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Auf einer Bühne"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]Total word count: 334