O Winter! O Winter! Was zögerst du so? Wann endlich beginnt er, der Frühling so froh? Wer ist der Geselle so flink und so fein? Wer singt mir so helle ins Fenster hinein? Vivat, der Frühling, der Frühling ist da! Sieh ihn! Er kam, der Frühling so wonnesam! Mir zaubert dein Singen den Frühling herbei, viel Blumen entspringen, es duftet der Mai. O Blumen! O Sonne! O Lieder! O Lust! Mir bebet vor Wonne, vor Freude die Brust. Vivat, der Frühling etc. O singe nur lauter, ich höre dir zu, denn keiner singt trauter, singt schöner als du. Ach, könnt' ich mich schwingen zum Wolkenrevier und jubelnd dort singen vom Frühling mit dir: Vivat, der Frühling etc.
Die Tagszeiten. Ein Liederkranz gedichtet von Guido Görres
Song Cycle by Maria Görres (1823 - 1882)
1. Des Finken Frühlingsruf
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Guido Moritz Görres (1805 - 1852)
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Der Lerche Morgengruß
Language: German (Deutsch)
Der Mond erblich, es weicht die Nacht, der Morgen graut, das Frührot lacht, die Erde ruht in Purpurduft; die Lerche schwebt in hoher Luft. Sie strahlt wie Gold im Ätherblau und schwirrt ihr Lied im Morgentau: Du liehest mir die Zierde hier, ich danke dir, o Gott, dafür; dir, ja dir für Lieb' und Zier, dir dank' ich hier, o Liebe, dir! Dein heilig Licht, so klar, so rein; der Lebensquell, dein Sonnenschein, erhellt die Welt mit mildem Strahl; es glänzt der Berg, es lacht das Tal. Von gold'ner Hoffnung froh beschwingt die Erde mit der Lerche singt: Du liehest mir etc. Auf sonnenhellem Festaltar bringt dir die Blume Düfte dar, und bei der Vögel Morgenchor blickt meine Seele still empor. Es flieht der Schmerz, der sie gestört, wenn sie die Lerche schwirren hört: Du liehest mir etc. Mit deiner Gnade Morgenhauch erweck' in allen Herzen auch nach langer, sehnsuchtsbanger Nacht des Frühlings heit're Blütenpracht. Dann schwingt mein Herz zur Sonne sich, und mit der Lerche grüßt es dich: Du liehest mir etc.
Text Authorship:
- by Guido Moritz Görres (1805 - 1852)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Der Amsel Mittagsgesang
Language: German (Deutsch)
Sonne des Mittags, wie brennst du so heiß! Sengende Winde, erdrückende Glut! Ruhet, ihr Schnitter, und trocknet den Schweiß, badet die Stirne in kühlender Flut. Schmücket die Hütte mit lachenden Farben, lachend euch breitet die Ernte sich aus, blaue Zianen und goldene Garben bindet im Tanze zum festlichen Strauß. Danket dem Herren für Früchte und Garben, blicket zum Himmel mit opf'rendem Sinn; lasset den Armen, den Kranken nicht darben, streuet die Krümlein den Vögelen hin. Ehre dem Fleißigen! Ehre dem Milden! Stärkend ihn labe im Schatten das Mahl; lasst uns von Ähren den Kranz ihm bilden, reichet ihm singend den Ehrenpokal. Reichet dem Fremdling, dem Müden den Becher, schenket dem Pilger, dem schmachtenden, ein! Denket der Vorzeit, der Zukunft, ihr Zecher, Tatenbegeistert genießet den Wein. Stärke zu neuen, zu reicheren Saaten wecke beim Mahle der Erntegesang, Stärke und Liebe zu künftigen Taten künde der Becher helltönender Klang.
Text Authorship:
- by Guido Moritz Görres (1805 - 1852)
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Des Schwanen Abendlied
Language: German (Deutsch)
Ach es stirbt der letzte matte Tagesschein, leise, leise bricht die stumme Nacht herein, stille ist die weite Flur, dem Kirchhof gleich, schwarz der Wald, die Berge geisterbleich. In dem Neste sucht der Vogel seine Ruh', müde eilt der Wand'rer seiner Herberg' zu. Zur Heimat, ach, zur Heimat möcht' auch ich, zu ihr, zur Heimat, o geleite mich! Lebet wohl, ihr Tage froh und glanzumsäumt, heit're Stunden, in der Jugend Schoß verträumt, Auen, wo der Frühling lachend einst geweilt, teure Seelen, die mein Glück geteilt. Ihr enteilet, ach, vorbei im raschen Flug; einsam fühl' ich mich, die Scheidestunde schlug. Zur Heimat, ach, zur Heimat möcht' auch ich, zu ihr, zur Heimat, o geleite mich! Seele, meine Seele, blicke himmelan, sammle dich, vertraue deinem Gott dich an. Sieh! Die Finsternis, des Staubes Fessel, bricht, mich umfließt ein leuchtend Meer von Himmelslicht. Töne hör' ich meiner früh'sten Kinderzeit, klare Harmonien reinster Seligkeit. Zur Heimat, ach, zur Heimat möcht' auch ich, zu ihr, zur Heimat, o geleite mich!
Text Authorship:
- by Guido Moritz Görres (1805 - 1852)
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Die Klage der Nachtigall
Language: German (Deutsch)
Klage, o klage, sehnendes Herz! Höret, ihr Sterne, Felder und Wälder, höret den Schmerz! Ferne, ach ferne all' meine Lust, all' meine Wonne, ferne mein Licht, ferne die Sonne. Saget, saget, kehrt sie nie, sie, o sie! Kehre, mein Friede, kehre, mein Glück, Sonne, du reine, kehre, Geliebte, kehre zurück! Süße, erscheine, die mir den Lenz, ach mir genommen! Kehrte sie, o wie wär' sie willkommen, die so lange schon verzieh', sie, o sie! Blühende Wipfel, säuselnde Lüfte lockt sie durch Kosen, haucht ihr entgegen liebliche Düfte, Lilien und Rosen! Sing' ihr, mein Herz, der leuchtenden Schönen, ruf' sie zurück in sehnenden Tönen, die dem Leben Blüten lieh, sie, o sie!
Text Authorship:
- by Guido Moritz Görres (1805 - 1852)
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Researcher for this page: Johann Winkler6. Immortellen
Language: German (Deutsch)
Verklungen sind der Vögel Lieder, die Nacht bedeckt die Erde weit, im Schlummer ruh'n die müden Glieder, nur eine Blume sank nicht nieder, die Blume der Unsterblichkeit. Wenn nach des Lebens hartem Lose erbleicht der Erde Herrlichkeit, dann sprosst aus dunklem Gräberschoße geheimnisvoll die Himmelsrose, die Blume der Unsterblichkeit. Wer sich dem Quell des ewig Schönen in reiner Liebe ganz geweiht, dem Meister in des Himmels Tönen wird einst die heit're Stirne krönen die Blume der Unsterblichkeit. Wer kühn durchbricht des Staubes Schranken, dem Helden in dem Geisterstreit, dem Lehrer göttlicher Gedanken wird leuchtend einst das Haupt umranken die Blume der Unsterblichkeit. Wer gottbegeistert all sein Streben als Opfer seinen Brüdern leiht, wer ganz dem Lamm sich hingegeben, dem blüht in Gott ein selig Leben, die Blume der Unsterblichkeit. So weicht, ihr düster'n Grabes Schauer, das Jubelfest ist ja bereit; ein Himmel strahlt, ein ewig blauer, in Freude wandelt jede Trauer die Blume der Unsterblichkeit.
Text Authorship:
- by Guido Moritz Görres (1805 - 1852)
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Researcher for this page: Johann Winkler7. Der Phönix
Language: German (Deutsch)
Die Nacht ist zerronnen, geendet der Krieg, die Freiheit gewonnen, gewonnen der Sieg. Blicke zur Sonne empor, auf zu der prächtigen! Preise im himmlischen Chor, preise den Mächtigen! Singe der Liebe aufleuchtendem Thron festliche Lieder in seligem Ton! Die Flamme durchglühte verklärend den Staub, zur Rose erblühte das dunkele Laub. Hebe die Flügel mit Lust, Phönix, erwachender! Bade im Lichte die Brust freudig, du Lachender! Himmlischer Frühling bestrahlt dein Gesicht, göttlich erleuchtet von ewigem Licht. Erfüllt ist dein Hoffen, o Sieger im Streit! Der Himmel ist offen, die Krone bereit. Eile zur Sonne hinan, Sonnen Entstammender! Bete beseligt ihn an, Cherub, du flammender! Engel umringen dich, ewiges Glück! Heil dir, du kehrtest zur Heimat zurück!
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- by Guido Moritz Görres (1805 - 1852)
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