Wie rasch die Jugend dich verläßt Am Geist der Jugend halte fest! Schmück’ dir das Haus mit Immergrün, Im Herzen laß die Rose blühn! Zürn’ nicht dem Tage, weil er geht, Dem Frühlingshauche, der verweht, Der goldnen Wolke, die entflieht, Dem Strom nicht, weil er haftig zieht. Ja Tag’ und Jahre wandeln sich, Doch, wenn du liebst, was kümmert’s dich? Pflanz’ innig in ein treu Gemüth Die Rose wieder, und – sie blüht! Sie blüht! Wie könnt’ es anders sein! Weil du sie liebst, so bleibt sie dein, Un blüht verklärt im Abendroth Auch fröhlich mit der in der Tod.
Sechs Lieder von Hermann Kletke
Song Cycle by Carl Georg Peter Grädener (1812 - 1883)
1. Der Jugend Rose  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by (Gustav) Hermann Kletke (1813 - 1886), "Der Jugend Rose", appears in Gedichte, in 1. Lose Blätter
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Confirmed with Gedichte von Hermann Kletke, Berlin, Verlag von F. H. Schroeder, 1873, page 3.
Research team for this page: Sharon Krebs [Guest Editor] , Laura Prichard [Guest Editor]
2. Dich halt ich nicht
Über die Wiese kommst du gesprungen, Freude, leichtes, flatterndes Kind! Alle Blumen sind leis' erklungen, die du berührt, o Sausewind! Und an den zitternden Grasesspitzen demantfunkelnde Äugelein blitzen. Halt, an dem Flügel ergreif' ich dich, blicke nur an recht fröhlich mich! Nein, nein, ich fühl' es, dich halt' ich nicht! Du bist wie ein Traum aus Duft und Licht, dich hat der gold'ne Morgen geboren, dich drückt zu schwer des Tages Gewicht; wie rasch gekommen, so rasch verloren! Schon an dem Walde hin seh' ich dich fliegen, willst du auf säuselndem Blatte dich wiegen? Nein, mit glänzendem Flügelschlagen willst du dich hoch und höher tragen. O wie schwebst du mit leichten Füßen, dort eine schimmernde Wolke zu grüßen! Nein, nein, ich fühl' es, dich halt' ich nicht!
Text Authorship:
- by (Gustav) Hermann Kletke (1813 - 1886)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Sturmwind  [sung text not yet checked]
Wenn ich einmal der Sturmwind wär, Ueber die See, wie wollt’ ich mich legen, Wühlend die glatte zum Himmel fegen! — Schäumende Wogen riff’ ich vom Meer, Riffe sie auf, zurück und nieder, Schleuderte hoch mit schnaubender Brußt Sie dumpfgrollend zum Himmel wieder Keck in der Wolke flatternde Luft — Bis das pochende Herz ich gesättigt hätte — : Da liegt und schlaft in dem alten Bette!
Text Authorship:
- by (Gustav) Hermann Kletke (1813 - 1886), "Sturmwind"
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Confirmed with Gedichte von Hermann Kletke, Vermehrte Gesammt-Ausgabe, Berlin, Verlag von E. H. Schroeder, 1873, page 127.
Researcher for this page: Laura Prichard [Guest Editor]
4. Menschliches Leben
Mein Lied ist verklungen, meine Welt ist zersprungen, verrauscht und zertrümmert, verweht und verkümmert; was am Tag ich ersonnen, ist nächtlich zerronnen. Was hoff' ich noch sinnend, neue Täuschung beginnend, was schaff' ich in Reue die Torheit aufs Neue? Es ist alles nur eben ein menschliches Leben.
Text Authorship:
- by (Gustav) Hermann Kletke (1813 - 1886)
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Vöglein, flatterfrohes Seelchen, in den Himmel willst du steigen?  [sung text not yet checked]
Vöglein, flatterfrohes Seelchen, in den Himmel willst du steigen? Wer winrd auf der schwanken Leiter dir die kuft’gen Wege zeigen? Doch schon schwebt du frei in Lüften; um das leichte Herzchen windet Nicht die Sorge ihre Schlinge, die das Herz des Menschen bindet. Einen Gruß noch aus der Wolke schickst du tief zur Erde nieder, O auf dunkler Scholle ahn’ ich nur die jubelhellen Lieder! Ja wie du entflatternd möcht’ ich dieses Traumneß überfliegen, Leichtbeschwingt am goldnen Tage lüstefroh das Herz mir wiegen!
Text Authorship:
- by (Gustav) Hermann Kletke (1813 - 1886), "Vöglein, flatterfrohes Seelchen!"
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Confirmed with Gedichte von Hermann Kletke, Berlin, Verlag von F. H. Schroeder, 1873, p. 126.
Researcher for this page: Laura Prichard [Guest Editor]
6. Regennacht
Leise tropft die Regennacht nieder auf harte Steine: 'S ist ein Traum, der mit mir wacht; weine nur, Regen, weine! Nur des Wächters schwerer Schritt leise durchhallt die Gassen, langsam geht er die Stunden mit; ach, wie bin ich verlassen! Gäb' es ein Aug', an dessen Glut eig'ne Glut ich entzünde! Gäb' es ein Aug', in dessen Mut Mut und Leben ich finde! Hättest du früh dein Glück bedacht, weine nur, Regen, weine! Tröpfle nur all dein Leid so sacht nieder auf kalte Steine.
Text Authorship:
- by (Gustav) Hermann Kletke (1813 - 1886)
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Researcher for this page: Johann Winkler