Meine Stube und diese Weite, wach über nachbetendem Land, - ist Eines. Ich bin eine Saite, über rauschende breite Resonanzen gespannt. Die Dinge sind Geigenleiber, von murrendem Dunkel voll; drin träumt das Weinen der Weiber, drin rührt sich im Schlafe der Groll ganzer Geschlechter..... Ich soll silbern erzittern: dann wird Alles unter mir leben, und was in den Dingen irrt, wird nach dem Lichte streben, das von meinem tanzenden Tone, um welchen der Himmel wellt, durch schmale, schmachtende Spalten in die alten Abgründe ohne Ende fällt...
Am Rande der Nacht I
Song Cycle by Bernard Foccroulle (b. 1953)
1. Am Rande der Nacht  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Am Rande der Nacht", appears in Das Buch der Bilder, first published 1920
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Au bord de la nuit", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
2. Aus unendlichen Sehnsüchten  [sung text not yet checked]
Aus unendlichen Sehnsüchten steigen endliche Taten wie schwache Fontänen, die sich zeitig und zitternd neigen. Aber, die sich uns sonst verschweigen, unsere fröhlichen Kräfte - zeigen sich in diesen tanzenden Tränen.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Initiale", appears in Das Buch der Bilder, first published 1920
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Laura Prichard) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Initiale", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
3. Menschen bei Nacht  [sung text not yet checked]
Die Nächte sind nicht für die Menge gemacht. Von deinem Nachbar trennt dich die Nacht, und du sollst ihn nicht suchen trotzdem. Und machst du nachts deine Stube licht, um Menschen zu schauen ins Angesicht, so mußt du bedenken : wem. Die Menschen sind furchtbar vom Licht entstellt, das von ihren Gesichtern träuft, und haben sie nachts sich zusammengesellt, so schaust du eine wankende Welt durcheinandergehäuft. Aufihren Stirnen hat gelber Schein alle Gedanken verdrängt, in ihren Blicken flackert der Wein, an ihren Händen hängt die schwere Gebärde, mit der sie sich bei ihren Gesprächen verstehn ; und dabei sagen sie : Ich und Ich und meinen: Irgendwen.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Menschen bei Nacht", appears in Das Buch der Bilder
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Sämtliche Werke; Band 1, Insel-Verlag, 1926, p.392
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
4. Der Nachbar  [sung text not yet checked]
Fremde Geige, gehst du mir nach? In wieviel Städten schon sprach deine einsame Nacht zu meiner? Spielen dich hunderte? Spielt dich einer? Giebt es in allen großen Städten solche, die sich ohne dich schon in den den Flüssen verloren hätten? Und warum trifft es immer mich? Warum bin ich immer der Nachbar derer, die ich bange zwingen zu singen und zu sagen: Das Leben ist schwerer als die Schwere von allen Dingen.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Der Nachbar", written 1902/3, appears in Das Buch der Bilder
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "Le voisin", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1997, pages 338-339.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
5. Schon bricht das Glück  [sung text not yet checked]
Schon bricht das Glück, verhalten viel zu lang, höher hervor und überfüllt die Wiese; der Sommer fühlt schon, der sich streckt, der Riese, im alten Nußbaum seiner Jugend Drang. Die leichten Blüten waren bald verstreut, das ernstre Grün tritt handelnd in die Bäume, und, rund um sie, wie wölbten sich die Räume, und wieviel morgen war von heut zu heut.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Sommer, Berlin: Insel Verlag, 2012, p.10
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
6. Eros  [sung text not yet checked]
Masken! Masken ! Daß man Eros blende. Wer erträgt sein strahlendes Gesicht, wenn er wie die Sommersonnenwende frühlingliches Vorspiel unterbricht. Wie es unversehens im Geplauder anders wird und ernsthaft ... Etwas schrie ... Und er wirft den namenlosen Schauder wie ein Tempelinnres über sie. O verloren, plötzlich, o verloren! Göttliche umarmen schnell . Leben wand sich, Schicksal ward geboren. Und im Innern weint ein Quell.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Eros", appears in Letzte Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, 430
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
7. Gieb deine Schönheit  [sung text not yet checked]
Gieb deine Schönheit immer hin ohne Rechnen und Reden. Du schweigst. Sie sagt für dich : Ich bin. Und kommt in tausendfachem Sinn, kommt endlich über jeden.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Initiale", appears in Das Buch der Bilder
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Mathias Rüegg) , copyright ©
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Sämtliche Werke; Band 1, Insel-Verlag, 1926, p.409
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]