Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang.
Rilke-Lieder
Song Cycle by Svein Hundsnes (b. 1951)
1. Wachsende Ringe  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 2, first published 1905
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- ENG English (Walter A. Aue) , "I'm living my life in spiraling gyres", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Je vis ma vie en cercles croissants", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 157.
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2. Du Dunkelheit  [sung text not yet checked]
Du Dunkelheit, aus der ich stamme, ich liebe dich mehr als die Flamme, welche die Welt begrenzt, indem sie glänzt für irgend einen Kreis, aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß. Aber die Dunkelheit hält alles an sich: Gestalten und Flammen, Tiere und mich, wie sie's errafft, Menschen und Mächte. -- Und es kann sein: eine große Kraft rührt sich in meiner Nachbarschaft. Ich glaube an Nächte.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 11, first published 1905
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Toi, obscurité", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1997, pages 204-205.
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3. Du Nachbar Gott  [sung text not yet checked]
Du, Nachbar Gott, wenn ich dich manchesmal in langer Nacht mit hartem Klopfen störe, - so ists, weil ich dich selten atmen höre und weiß: Du bist allein im Saal. Und wenn du etwas brauchst, ist keiner da, um deinem Tasten einen Trank zu reichen: Ich horche immer. Gieb ein kleines Zeichen. Ich bin ganz nah. Nur eine schmale Wand ist zwischen uns, durch Zufall; denn es könnte sein: ein Rufen deines oder meines Munds - und sie bricht ein ganz ohne Lärm und Laut. Aus deinen Bildern ist sie aufgebaut. Und deine Bilder stehn vor dir wie Namen. Und wenn einmal in mir das Licht entbrennt, mit welchem meine Tiefe dich erkennt, vergeudet sichs als Glanz auf ihren Rahmen. Und meine Sinne, welche schnell erlahmen, sind ohne Heimat und von dir getrennt.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Du, Nachbar Gott", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 6, first published 1905
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 159.
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4. Herbsttag  [sung text not yet checked]
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los. Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin, und jage die letzte Süße in den schweren Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Herbsttag", appears in Das Buch der Bilder, first published 1920
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- CHI Chinese (中文) [singable] (Dr Huaixing Wang) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Elisabeth Siekhaus) , "Fall day", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Jour d'automne", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- GRE Greek (Ελληνικά) [singable] (Christakis Poumbouris) , "Φθινοπωρινή μέρα", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
5. Das Jahrhundert geht  [sung text not yet checked]
Ich lebe grad, da das Jahrhundert geht. Man fühlt den Wind von einem großen Blatt, das Gott und du und ich beschrieben hat und das sich hoch in fremden Händen dreht. Man fühlt den Glanz von einer neuen Seite, auf der noch Alles werden kann. Die stillen Kräfte prüfen ihre Breite und sehn einander dunkel an.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich lebe grad", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 8, first published 1905
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Je vis alors que passe le siècle", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 160.
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6. Die Linien des Engeltanzes  [sung text not yet checked]
Was irren meine Hände in den Pinseln? Wenn ich dich male, Gott, du merkst es kaum. Ich fühle dich. An meiner Sinne Saum beginnst du zögernd, wie mit vielen Inseln, und deinen Augen, welche niemals blinseln, bin ich der Raum. Du bist nicht mehr inmitten deines Glanzes, wo alle Linien des Engeltanzes die Fernen dir verbrauchen wie Musik, - du wohnst in deinem allerletzten Haus. Dein ganzer Himmel horcht in mich hinaus, weil ich mich sinnend dir verschwieg.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Was irren meine Hände", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 18, first published 1905
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Pourquoi mes mains se fourvoient-elles avec le pinceau ?", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission