Der Abend kommt von weit gegangen durch den verschneiten, leisen Tann. Dann preßt er seine Winterwangen an alle Fenster lauschend an. Und stille wird ein jedes Haus: die Alten in den Sesseln sinnen, die Mütter sind wie Königinnen, die Kinder wollen nicht beginnen mit ihrem Spiel. Die Mägde spinnen nicht mehr. Der Abend horcht nach innen, und innen horchen sie hinaus.
Vier Gesänge
Song Cycle by Johannes Bammer (1888 - 1988)
1. Der Abend kommt von weit gegangen. . .  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Erste Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.178
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
2. O gäbs doch Sterne, die nicht bleichen  [sung text not yet checked]
O gäbs doch Sterne, die nicht bleichen, wenn schon der Tag den Ost besäumt ; von solchen Sternen ohnegleichen hat meine Seele oft geträumt. Von Sternen, die so milde blinken, daß dort das Auge landen mag, das müde ward vom Sonnetrinken an einem goldnen Sommertag. Und schlichen hoch ins Weltgetriebe sich wirklich solche Sterne ein, - sie müßten der verborgnen Liebe und allen Dichtern heilig sein.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Traumgekrönt, in Träumen, no. 24
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Erste Gedichte, Insel-Verlag, 1913, p.83
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
3. Die hohen Tannen atmen heiser  [sung text not yet checked]
Die hohen Tannen atmen heiser im Winterschnee, und bauschiger schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser. Die weißen Wege werden leiser, die trauten Stuben lauschiger. Da singt die Uhr, die Kinder zittern: Im grünen Ofen kracht ein Scheit und stürzt in lichten Lohgewittern, - und draußen wächst im Flockenflittern der weiße Tag zur Ewigkeit.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Advent
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Leipzig : Insel-verlag, 1927, p.177
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
4. Ich wollt, sie hätten statt der Wiege  [sung text not yet checked]
Ich wollt, sie hätten statt der Wiege mir einen kleinen Sarg gemacht, dann wär mir besser wohl, dann schwiege die Lippe längst in feuchter Nacht. Dann hätte nie ein wilder Wille die bange Brust durchzittert, – dann wärs in dem kleinen Körper stille, so still wie’s niemand denken kann. Nur eine Kinderseele stiege zum Himmel hoch so sacht, – ganz sacht ... Was haben sie mir statt der Wiege nicht einen kleinen Sarg gemacht? –
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Traumgekrönt, in Träumen, no. 7, first published 1896
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]