Ich will ein Garten sein, an dessen Bronnen die vielen Träume neue Blumen brächen, die einen abgesondert und versonnen, und die geeint in schweigsamen Gesprächen. Und wo sie schreiten, über ihren Häupten will ich mit Worten wie mit Wipfeln rauschen, und wo sie ruhen, will ich den Betäubten mit meinem Schweigen in den Schlummer lauschen.
Lieder: 20 poems from Frühe Gedichte (Rainer Maria Rilke)
Song Cycle by Rudolph T. Werther (1896 - 1986)
1. Ich will ein Garten sein  [sung text not yet checked]
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich will ein Garten sein", appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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- ENG English (Ruth Schonthal) , "I want to be a garden", copyright ©
2. Meine frühverliehnen Lieder  [sung text not yet checked]
Meine frühverliehnen Lieder oft in der Ruh überrankter Ruinen sang ich dem Abend sie zu. Hätte sie gerne zu Ronden aneinandergereiht einer erwachsenen Blonden als Geschenk und Geschmeid. Aber unter allen war ich einzig allein; und so ließ ich sie fallen: sie verrollten wie lose Korallen weit in den Abend hinein.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
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- ENG English (Ruth Schonthal) , "My early lent-away songs", copyright ©
3. Die armen Worte die im Alltag darben  [sung text not yet checked]
Die armen Worte, die im Alltag darben, die unscheinbaren Worte, lieb ich so. Aus meinen Festen schenk ich ihnen Farben, da lächeln sie und werden langsam froh. Ihr Wesen, das sie bang in sich bezwangen, erneut sich deutlich, dass es jeder sieht; sie sind noch niemals im Gesang gegangen und schauernd schreiten sie in meinem Lied.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Insel-verlag, 1927, p.260
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
4. Ich geh' jetzt immer den gleichen Pfad  [sung text not yet checked]
Ich geh jetzt immer den gleichen Pfad; am Garten entlang, wo die Rosen grad einem sich vorbereiten; aber ich fühle noch lang, ist das alles nicht mein Empfang, und ich muß ohne Dank und Klang ihnen vorüber schreiten. Ich bin nur der,der den Zug beginnt, dem die Gaben nicht galten: bis die kommen die seliger sind, lichte, stille Gestalten, werden sich alle Rosen im Wind wie rote Fahnen entfalten.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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Researcher for this page: Peter Donderwinkel5. Das ist der Tag in dem ich traurig throne  [sung text not yet checked]
Das ist der Tag, in dem ich traurig throne, das ist die Nacht, die mich ins Knieen warf; da bet ich: dass ich einmal meine Krone von meinem Haupte heben darf. Lang muss ich ihrem dumpfen Drucke dienen, darf ich zum Dank nicht einmal ihren blaun Türkisen, ihren Rauten und Rubinen erschauernd in die Augen schaun? Vielleicht erstarb schon lang der Strahl der Steine, es stahl sie mir vielleicht mein Gast, der Gram, vielleicht auch waren in der Krone keine, die ich bekam?...
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Das ist der Tag", appears in Frühe Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die frühen Gedichte, 2. Auflage, 1909
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6. Weiße Seelen mit den Silberschwingen  [sung text not yet checked]
Weisse Seelen mit den Silberschwingen, Kinderseelen, die noch niemals sangen, - die nur leis in immer weitern Ringen zu dem Leben ziehn, vor dem sie bangen, werdet ihr nicht euren Traum enttäuschen, wenn die Stimmen draußen euch erwachen, - und ihr könnt aus tausent Taggeräuschen nicht mehr lösen euer Liederlachen?
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Weisse Seelen mit den Silberschwingen", appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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- ENG English (Ruth Schonthal) , "White souls", copyright ©
7. Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum  [sung text not yet checked]
Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum. Dort wo die Kinder schläfern, heiß vom Hetzen, dort wo die Alten sich zu Abend setzen, und Herde glühn und hellen ihren Raum. Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum. Dort wo die Abendglocken klar verlangen und Mädchen, vom Verhallenden befangen, sich müde stützen auf den Brunnensaum. Und eine Linde ist mein Lieblingsbaum; und alle Sommer, welche in ihr schweigen, rühren sich wieder in den tausend Zweigen und wachen wieder zwischen Tag und Traum.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich bin zu Hause", written 1897
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]8. Du den wir alle sangen  [sung text not yet checked]
Du, den wir alle sangen, du einziger und echter Christ, du Kinderkönig, der du bist, — ich bin allein : mein alles ist entgegen dir gegangen. - Du Mai, vor deinen Mienen sieh mich bereit, die Arme weit : dein Unmut, deine Zögerzeit, dein Mut und deine Müdigkeit hat alles Raum in ihnen ...
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Insel-verlag, 1927, p.267
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9. Du wacher Wald inmitten wehen Wintern  [sung text not yet checked]
Du wacher Wald, inmitten wehen Wintern hast du ein Frühlingsfühlen dir erkühnt, und leise lässest du dein Silber sintern, damit ich seh, wie deine Sehnsucht grünt. Und wie mich weiter deine Wege führen, erkenn ich kein Wohin und kein Woher und weiß: vor deinen Tiefen waren Türen und sind nicht mehr.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Insel-verlag, 1927, p.268
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10. Zur kleinen Kirche musst du aufwärtssteigen  [sung text not yet checked]
Zur kleinen Kirche musst du aufwärts steigen, auf einen Hügel hat man sie gebaut; denn dieses arme Dorf ist ihr vertraut und schützend soll sie schauen auf sein Schweigen. Der Frühling aber kann noch höher bauen; sie lächelt licht wie eine weiße Braut und kann schon nicht mehr ihre Hütten schauen und schaut nur ihn und läutet nicht mehr laut. . .
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1897, appears in Frühe Gedichte
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Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]11. Du musst das Leben nicht verstehen  [sung text not yet checked]
Du mußt das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest. Und laß dir jeden Tag geschehen so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen sich viele Blüten schenken läßt. Sie aufzusammeln und zu sparen, das kommt dem Kind nicht in den Sinn. Es löst sie leise aus den Haaren, drin sie so gern gefangen waren, und hält den lieben jungen Jahren nach neuen seine Hände hin.
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]12. Träume die in deinen Tiefen wallen  [sung text not yet checked]
Träume, die in deinen Tiefen wallen, aus dem Dunkel lass sie alle los. Wie Fontänen sind sie, und sie fallen lichter und in Liederintervallen ihren Schalen wieder in den Schoß. Und ich weiß jetzt: wie die Kinder werde. Alle Angst ist nur ein Anbeginn; aber ohne Ende ist die Erde, und das Bangen ist nur die Gebärde, und die Sehnsucht ist ihr Sinn -
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte
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Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]13. Gehst du draussen die Mauern entlang  [sung text not yet checked]
Gehst du außen Mauern entlang, kannst du die vielen Rosen nicht schauen in dem fremden Gartengang; aber in deinem tiefen Vertrauen darfst du sie fühlen wie nahende Frauen. Sicher schreiten sie zwei zu zwein, und sie halten sich um die Hüften, - und die roten singen allein; und dann fallen mit ihren Düften leise, leise die weißen ein...
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]14. Das sind die Gärten an die ich glaube  [sung text not yet checked]
Das sind die Gärten, an die ich glaube : Wenn das Blühn in den Beeten bleicht, und im Kies unterm löschenden Laube Schweigen hinrinnt, durch Linden geseigt. Auf dem Teich aus den glänzenden Ringen schwimmt ein Schwan dann von Rand zu Rand. Und er wird auf den schimmernden Schwingen als erster Milde des Mondes bringen an den nicht mehr deutlichen Strand.
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die frühen Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1909, blz.32
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15. Schau wie die Zypressen schwärzer werden  [sung text not yet checked]
Schau, wie die Zypressen schwärzer werden in den Wiesengründen, und auf wen in den unbetretbaren Alleen die Gestalten mit den Steingebärden weiterwarten, die uns übersehn. Solchen stillen Bildern will ich gleichen und gelassen aus den Rosen reichen, welche wiederkommen und vergehn; immerzu wie einer von den Teichen dunkle Spiegel immergrüner Eichen in mir halten, und die großen Zeichen ungezählter Nächte näher sehn.
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1898, appears in Frühe Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rike, rilke.de/gedichte/schau_wie_die_zypressen.htm
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
16. Erste Rosen erwachen  [sung text not yet checked]
Erste Rosen erwachen, und ihr Duften ist zag wie ein leisleises Lachen; flüchtig mit schwalbenflachen Flügeln streift es den Tag; und wohin du langst, da ist alles noch Angst. Jeder Schimmer ist scheu, und kein Klang ist noch zahm, und die Nacht ist zu neu, und die Schönheit ist Scham.
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Erste Rosen erwachen", appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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- ENG English (Ruth Schonthal) , "First roses awaken", copyright ©
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 80.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
17. Blendender Weg der sich vor Licht verlor  [sung text not yet checked]
Blendender Weg, der sich vor Licht verlor, Sonnengewicht auf allem Weingelände. Und dann auf einmal, wie im Traum: ein Tor, breit eingebaut in unsichtbare Wände. Der Türen Holz ist lang im Tag verbrannt; doch trotzig dauert auf dem Bogenrand das Wappen und das Fürstendiadem. Und wenn du eintrittst, bist du Gast. - Bei wem? Und schauernd schaust du in das wilde Land.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 80.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
18. Im flachen Land war ein Erwarten  [sung text not yet checked]
Im flachen Land war ein Erwarten nach einem Gast, der niemals kam; noch einmal fragt der bange Garten, dann wird sein Lächeln langsam lahm. Und in den müßigen Morästen verarmt im Abend die Allee, die Äpfel ängsten an den Ästen, und jeder Wind tut ihnen weh.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]19. Manchmal geschieht es in tiefer Nacht  [sung text not yet checked]
Manchmal geschieht es in tiefer Nacht, daß der Wind wie ein Kind erwacht, und er kommt die Allee allein leise, leise ins Dorf herein. Und er tastet bis an den Teich, und dann horcht er herum: und die Häuser sind bleich, und die Eichen sind stumm . . .
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1997, page 161.
Research team for this page: Peter Donderwinkel , Sharon Krebs [Guest Editor]
20. Deiner ernsten Engel einen
Deiner ernsten Engel einen stell am Rand der Sehnsucht hin und befiehl ihm, daß er meinen Schwestern sagt : Ihr werdet weinen - Denn es sind die Rosenreinen allen Prüfungen und Peinen wie ein Spiel von Anbeginn. Weil sie überwunden wähnen, was die Kindheit kindisch litt, gehn sie lächelnd zwischen Zähnen, – und sie tragen keine Tränen in die neuen Leiden mit ...
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte
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