Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewoge und keine Heimat haben in der Zeit. Und das sind Wünsche: leise Dialoge täglicher Stunden mit der Ewigkeit. Und das ist Leben. Bis aus einem Gestern die einsamste Stunde steigt, die, anders lächelnd als die andern Schwestern, dem Ewigen entgegenschweigt.
10 Gesänge nach Gedichten von R. M. Rilke
Song Cycle by Eduard Bornschein (1883 - 1945)
1. Das ist die Sehnsucht  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Motto", appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Liebeslied  [sung text not yet checked]
Wie soll ich meine Seele halten, daß sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen? Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen. Doch alles, was uns anrührt, dich und mich, nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, der aus zwei Saiten eine Stimme zieht. Auf welches Instrument sind wir gespannt? Und welcher [Geiger]1 hat uns in der Hand? O süßes Lied.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Liebeslied", appears in Neue Gedichte, first published 1892
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Cançó d'amor", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Ruth Schonthal) , "Love song", copyright ©
- ENG English (Elisabeth Siekhaus) , "Love song", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chant d'amour", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Canto d'amore", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
1 Martinsson: "Spieler"
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
3. Du mußt das Leben nicht verstehen  [sung text not yet checked]
Du mußt das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest. Und laß dir jeden Tag geschehen so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen sich viele Blüten schenken läßt. Sie aufzusammeln und zu sparen, das kommt dem Kind nicht in den Sinn. Es löst sie leise aus den Haaren, drin sie so gern gefangen waren, und hält den lieben jungen Jahren nach neuen seine Hände hin.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Erste Rosen erwachen  [sung text not yet checked]
Erste Rosen erwachen, und ihr Duften ist zag wie ein leisleises Lachen; flüchtig mit schwalbenflachen Flügeln streift es den Tag; und wohin du langst, da ist alles noch Angst. Jeder Schimmer ist scheu, und kein Klang ist noch zahm, und die Nacht ist zu neu, und die Schönheit ist Scham.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Erste Rosen erwachen", appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Ruth Schonthal) , "First roses awaken", copyright ©
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 80.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
5. Manchmal geschieht es in tiefer Nacht  [sung text not yet checked]
Manchmal geschieht es in tiefer Nacht, daß der Wind wie ein Kind erwacht, und er kommt die Allee allein leise, leise ins Dorf herein. Und er tastet bis an den Teich, und dann horcht er herum: und die Häuser sind bleich, und die Eichen sind stumm . . .
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1997, page 161.
Research team for this page: Peter Donderwinkel , Sharon Krebs [Guest Editor]
6. Du wacher Wald, inmitten  [sung text not yet checked]
Du wacher Wald, inmitten wehen Wintern hast du ein Frühlingsfühlen dir erkühnt, und leise lässest du dein Silber sintern, damit ich seh, wie deine Sehnsucht grünt. Und wie mich weiter deine Wege führen, erkenn ich kein Wohin und kein Woher und weiß: vor deinen Tiefen waren Türen und sind nicht mehr.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Insel-verlag, 1927, p.268
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
7. Vor lauter Lauschen und Staunen  [sung text not yet checked]
Vor lauter Lauschen und Staunen sei still, du mein tieftiefes Leben; dass du weisst, was der Wind dir will, eh noch die Birken beben. Und wenn dir einmal das Schweigen sprach, lass deine Sinne besiegen. Jedem Hauche gieb dich, gieb nach, er wird dich lieben und wiegen. Und dann meine Seele sei weit, sei weit, dass dir das Leben gelinge, breite dich wie ein Feierkleid über die sinnenden Dinge.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Vor lauter Lauschen und Staunen sei still", written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]8. Maria, du weinst  [sung text not yet checked]
Maria, Du weinst, - ich weiß. Und da möchte ich weinen zu deinem Preis. Mit der Stirne auf Steinen weinen ... Deine Hände sind heiß; Könnt ich Tasten darunterschieben, dann wäre dir doch ein Lied geblieben. Aber die Stunde stirbt ohne Vermächtnis ...
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Maria", appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier, in Gebete der Mädchen zu Maria, no. 8
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Maria", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die frühen Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1922, p.73
Research team for this page: Ferdinando Albeggiani , Joost van der Linden [Guest Editor]
9. Pietà  [sung text not yet checked]
So seh ich, Jesus, deine Füße wieder, die damals eines Jünglings Füße waren, da ich sie bang entkleidete und wusch; wie standen sie verwirrt in meinen Haaren und wie ein weißes Wild im Dornenbusch. So seh ich deine niegeliebten Glieder zum erstenmal in dieser Liebesnacht. Wir legten uns noch nie zusammen nieder, und nun wird nur bewundert und gewacht. Doch, siehe, deine Hände sind zerrissen –: Geliebter, nicht von mir, von meinen Bissen. Dein Herz steht offen und man kann hinein: das hätte dürfen nur mein Eingang sein. Nun bist du müde, und dein müder Mund hat keine Lust zu meinem wehen Munde -. O Jesus, Jesus, wann war unsre Stunde? Wie gehn wir beide wunderlich zugrund.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Pietà", appears in Neue Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Neue Gedichte, Project Gutenberg, 2022
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
10. Ein Mädchen singt  [sung text not yet checked]
Eine singt: Ich war in ferner Fremde Kind, bis ich mich: arm und zart und blind - aus meinem Schämen schlich; ich warte hinter Wald und Wind gewiss schon lang auf mich. Ich bin allein und weit vom Haus und sinne still: wie seh ich aus? - - - - - - - - - - - - - - - - - - Fragt jemand, wer ich sei? ... Gott, ich bin jung und ich bin blond und habe ein Gebet gekonnt und geh gewiss umsonst umsonnt und fremd an mir vorbei...
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich war in ferner Fremde Kind", written 1898
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]