Werde laut, helle Stimme, daß dich die Unruhigen hören, Geh hervor, süßer Ton, daß die Hörenden dich loben. Erhebe dich, herrlicher Klang, daß du zum Schweigen bringst den Lärm der unseligen Welt. Erhebt euch denn, heilige Noten der herrlichen Musik, heb an, heiliger Jubel des herrlichen Brautlieds. Komm, überreicher Tropfen des ewigen Taus, daß du feuchtest das dürre Gelände meines innersten Menschen. Geh durch den Sinn des gehörlosen Toren, Komm durch den Mund des sprachlosen Stummen, Komm durch den Nebel des finstern Elends, daß dir Lob daraus werde, daß das unverschlossene Lied geh durch den verschlossenen Mund, daß ich Lob sage dem höchsten Bräutigam und der heiligsten Braut.
Der Liebe will ich singen -- Minnelieder aus der Zeit der Staufer für zwei Singstimmen (Sopran und Bariton) mit Orchester oder Klavier
Song Cycle by Hermann Reutter (1900 - 1985)
Translated to:
English — To love will I sing
1. Werde laut, helle Stimme
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author, from the St.-Trudpeter Hohenlied, text arranged by Heinz Knorr from the version by Max Wehrli, in Deutsche Lyrik des Mittelalters, published by Manesse-Bibliothek der Weltliteratur, 1955
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- ENG English (John Glenn Paton) , "Become loud, bright voice", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
2. Unter der Linde auf der Heide
Unter der Linde auf der Heide, da unser Bette war, da könnt ihr finden alle beide gebrochen, Blumen und auch Gras. Vor dem Walde in einem Tal, tandaradei, schön sang die Nachtigall. Ich kam gegangen zu der Aue und mein Liebster war schon dort. Da ward ich empfangen, heil'ge Jungfrau, daß ich bin selig fort und fort. Ob er mich küßte? Stund' um Stund', tandaradei, seht, wie rot mir noch der Mund! Dann hat er gerichtet weich und prächtig von Blumen eine Lagerstatt. Herzlich wird noch mancher lachen, kommt er daher den selben Pfad. An den Rosen er dann mag, tandaradei, merken, wo das Haupt mir lag. Wenn es jemand wüßte, wie er war, ach behüte Gott, wie schämt' ich mich! Wie oft er mich küßte, niemals jemand erfahre es, nur er und ich. Und ein kleines Vögelein, tandaradei, das wird wohl verschwiegen sein.
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author, text arranged by Heinz Knorr from the version by Max Wehrli, in Deutsche Lyrik des Mittelalters, published by Manesse-Bibliothek der Weltliteratur, 1955
Based on:
- a text in Mittelhochdeutsch by Walther von der Vogelweide (1170? - 1228?), "Under der linden"
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- ENG English (John Glenn Paton) , "Under the linden tree", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
3. O weh, soll denn wohl nimmermehr leuchten durch die Nacht
O weh, soll denn wohl nimmermehr leuchten durch die Nacht noch weißer gar als Schnee ihr Leib in seiner Pracht? Der trog die Augen mein: ich wähnt', es müßte sein des lichten Mondes Schein -- da taget es. O weh, soll er wohl nimmermehr hier weilen bis zum Morgen? So mög' die Nacht vergehn, daß wir nicht müssen sorgen: o weh, nun ist es Tag, wie er so beklagt, als er jüngst bei mir lag. Da taget es. O weh, wie viele Küsse sie mir noch im Schlafe gab! Da fielen aus den Augen die Tränen ihr herab. Doch tröstete ich sie, daß sie ihr Weinen ließ und mich ganz umfing. Da taget es. O weh, daß er sich gar so sehr in mich versehen hat! Er nahm die Decke mir und wollte ohne Hüllen mich Arme sehen bloß. Es war ein Wunder groß, daß ihn dies nie verdroß. Da taget es.
Text Authorship:
- by Heinrich von Morungen , text arranged by Heinz Knorr from the version by Max Wehrli, in Deutsche Lyrik des Mittelalters, published by Manesse-Bibliothek der Weltliteratur, 1955
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- ENG English (John Glenn Paton) , "Oh, alas, shall I never again see", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
4. Der übergroßen Liebe Kraft
Der übergroßen Liebe Kraft, der hochgelobten, edlen Liebe Meisterschaft, der lieblichen, freudespendenden Liebe, der süßen, liebetragenden Frucht, die den hehren Geist in aller Gotteszucht ganz umschloß, der Liebe Meisterin, der will ich singen meinen Sang, das erste Lob in dieser neuen Weise, seit ihre Liebe Gottes Zorn bezwang, Jungfrau Maria, Liebe in hohem Preise! Den mächtigen Gott sie überwand, daß er aus Menschenleibe ward als Mensch erkannt. Heil dem aus Jesse freudebringenden Reise!
Text Authorship:
- by Rumezlant, Meister , text arranged by Heinz Knorr from the version by Max Wehrli, in Deutsche Lyrik des Mittelalters, published by Manesse-Bibliothek der Weltliteratur, 1955
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- ENG English (John Glenn Paton) , "To the great power of love", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
5. Wenn ich scheine, so muß du leuchten
Wenn ich scheine, so mußt du leuchten, wenn ich fließe, so mußt du tosen, wenn du seufzest, so ziehst du mein göttlich Herz in dich hinein. Wenn du weinest nach mir, so nehm ich dich in meinen Arm: wenn du aber liebst, so werden wir zwei eines, und wenn wir zwei so einig sind, so kann uns da keine Trennung mehr scheiden, sondern ein lustvolles Harren wohnt zwischen uns beiden. Herr, so harre ich denn mit Hunger und mit Durst, mit Hasten und mit Lust bis zur leuchtenden Stunde, da aus deinem göttlichen Mund fließet das erwählte Wort, das niemand gehört hat als die Seele allein, die sich von der Erde entblößt und ihr Ohr legt an deinen Mund -- ja, die begreift der Liebe Grund. O du brennender Berg, du auserlesene Sonnen! O du voller Mond, du grundloser Bronnen! O du unerreichbare Höhe, o du Klarheit ohne Maß! O Weisheit ohne Grund! O Barmherzigkeit ohne Schranken! O Macht ohne Widerstand! O Krone aller Ehren! Dich lobt der geringste, den du je erschaffen!
Text Authorship:
- by Mechthild of Magdeburg (c1210 - 1285?91?), text arranged by Heinz Knorr from the version by Max Wehrli, in Deutsche Lyrik des Mittelalters, published by Manesse-Bibliothek der Weltliteratur, 1955
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- ENG English (John Glenn Paton) , "If I shine, you must beam", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission