Nun rauscht im Morgenwinde sacht, So Busch als Waldrevier! So rauscht meine Sehnsucht Tag und Nacht, Rauscht immerdar nach dir. Du merkst es nicht, du bist so weit, Kein Laut herüber spricht; O schlimme Zeit, einsame Zeit! Und Flügel hab' ich nicht. Vom höchsten Berg mein Auge sieht Umsonst nach West und Ost, Ein Gruß zu dir, von dir ein Lied, Das ist mein einz'ger Trost. So sing' ich denn durch Wald und Dorn Meine Weis' im Wanderzug: "Deine Lieb' das ist ein süßer Born, Deß trink' ich nie genug."
4 Lieder von E. Geibel
by Hans Michael Schletterer (1824 - 1893)
1. Im Gebirg  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Im Gebirg", appears in Juniuslieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Schmetterling  [sung text not yet checked]
Ein Wetterfähnlein ist mein Sinn, Er schwankt und wankt im Lieben, Er dreht sich her und dreht sich hin, Von jedem Wind getrieben. Ich weiß nicht, ist's mit mir allein, Mag's andern auch so gehen? An jedem Fenster groß und klein Muß ich was Holdes sehen. Heut klopf' ich bei der Blonden an Und morgen bei der Braunen, Und übermorgen muß ich dann Der Schwarzen Reiz bestaunen. Nur kann ich nimmer allzulang Bei einer mich verweilen; Macht mich ein dunkles Auge krank, Ein blaues muß mich heilen. Und leicht gewogen hier am Ort Sind mir die ros'gen Schönen, Denn jede hört ein Liebeswort Zur Zither gern ertönen, Und jede schwärmt auf ihre Art Beim sanften Glanz der Sterne, Und machst du's nur ein wenig zart, So küßt auch jede gerne. So fliehn mir denn in leiser Spur Dahin die schnellen Stunden; Ich seufze nicht, ich singe nur Und weiß von keinen Wunden; Bald bin ich dort, bald bin ich hier, An Scherz und Spiel mich labend, Und jeder Tag bringt Lieder mir Und Küsse jeder Abend.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Schmetterling", appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lübeck und Bonn
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Der arme Taugenichts  [sung text not yet checked]
Ich kann wahrhaftig [doch nichts]1 dafür, Daß schief mir die Nas' im Gesichte steht, Und daß sich's leichter zur Schenkentür Als hinter dem Pflug auf dem Felde geht, Und daß mir besser des Müllers Kind Als unser dicker Herr Pfarrer gefällt - Ich aber predige in den Wind; Denn [nimmer begreift]2 mich die arge Welt. Der Müller, der ist euch ein grimmer Kumpan! Er sagt, ich wäre ein Taugenichts, Und die Leute im Dorfe glauben daran, Und auch sein rosiges Töchterlein spricht's. Und wenn sie mich sieht am Mühlbach stehn, Da rümpft sie das Näschen und zieht ein Gesicht, Und weiß doch so zierlich dabei sich zu drehn, Daß vor Ärger und Liebe das Herz mir bricht. Nun klag' ich mein Leid den Bäumen da drauß, Doch sie bleiben so stumm, [doch]3 sie bleiben so starr, Und Kuckuck und Gimpel pfeifen mich aus, Und die Käfer summen: du Narr! du Narr! Und wird das nicht anders, und kommt's nicht bald, So halt' ich's im Dorfe nimmermehr aus; Da zieh' ich davon durch den großen Wald Und streiche die Fiedel von Haus zu Haus.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Der arme Taugenichts", appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lübeck und Bonn
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "El pobre inútil", copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "The poor good-for-naught", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le pauvre bon à rien", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
1 Marschner: "nichts"
2 Marschner: "nimmermehr hört"
3 Marschner: "und"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler
4. Im Herbste  [sung text not yet checked]
Auf des Gartens Mauerzinne, bebt noch eine einz'ge Ranke, also bebt in meinem Sinne, schmerzlich nur noch ein Gedanke. Kaum vermag ich ihn zu fassen, aber dennoch von mir lassen, will er, ach, zu keiner Frist. Und so denk ich ihn und trage alle Nächte, alle Tage, mit mir fort die [dumpfe]1 Klage, daß du mir verloren bist.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Im Herbste", appears in Jugendgedichte, in 4. Viertes Buch, in Escheberg. Sankt Goar
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "In the autumn", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "En automne", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Emmanuel Geibel, zweiundsiebzigste Auflage, Stuttgart, Verlag der J G Cotta'schen Buchhandlung, 1873.
1 Randhartinger: "dunkle"Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler