O warme, linde Sommernacht, Erheb' in deinen stillen, dunkeln, Geheimnisvollen Sternenraum Auch meiner Jugend schönsten Traum, Und laß ihn wie ein Sternbild funkeln! Doch wenn der junge Tag erwacht, Dann fort, ihr Träume! klares Licht, Laß mich den Weg, in Fels gehauen, Wie ihn die treue Kraft sich bricht, Von Nebeln frei und Wolken schauen! Hier halt' ich wonnevoll umschlungen Sie, die ich selig mir errungen, Hier Aug' in Auge, Brust an Brust Ruht mir des Lebens Glanz und Lust. Nimm, Schicksal, alles von mir hin, Mein Hab und Gut und frohen Sinn, Laß noch so arm, ganz arm mich werden, Ja, nimm auch meiner Augen Licht Und jede Freude mir auf Erden, -- Nur meine Liebe nimm mir nicht! --
Lieder aus Julius Wolff's Dichtungen für 1 Singstimme mit Pianoforte
Song Cycle by Hermann Brune (1856 - 1922)
1. In der Sommernacht  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Till Eulenspiegel redivivus, chapter 12
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Wenn der Stern über'm Kirchthurm steht  [sung text not yet checked]
Wenn der Stern überm Kirchthurm steht Mitten in der Nacht, Weiß ich, wo der Weg hingeht Mitten in der Nacht. Mägdlein, das wartet mein, Wartet mein zum Stelldichein, Giebt mir in Kauf Alle seine Lieb' und Huld, Ach! du liebe Ungeduld! Sternlein zieh' auf! Klingling! ans Fensterlein Überm Spalier, Klettre wie die Katz hinein Übers Spalier, Und in meinem Sinn voraus Mal' ich mir die Freude aus, Freuden zu Hauf, Lös' ihr alle Zöpfelein, Nestel' ihr alle Knöpfelein -- Fensterlein auf! Im Stübchen mit knapper Noth, Warm ist's und nett, Herzt mich das Mädel halb todt, Warm ist's und nett. Liebchen, sei gut und fromm, Daß ich zu Athem komm' Und mich verschnauf', Küß' nicht so laut, mit Gunst! Weckst ja den Nachbar sunst, Mägdlein, hör' auf!
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Der Rattenfänger von Hameln: Eine Aventiure, first published 1876
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Quan l’estrella és damunt el campanar", copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "When the star stands above the church tower", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
3. Lockung  [sung text not yet checked]
Schläfst du, Liebchen? schläfst du schon? Laß kein Traum dich irren, Horche, wie mit süßem Ton Meine Saiten schwirren. Blinkend lauschen alle Sterne Auf mein Liedlein zur Quinterne, Klimperlingklingkling! laß ein! Liebe will bei Liebe sein. Oder komm herunter sacht Nur in leichter Hülle, Daß sich in verschwiegner Nacht Unser Wunsch erfülle Und beschirmt von dichten Zweigen Innig sich die Herzen neigen. Klimperlingklingkling! steh auf! Loser Fuß hat leisen Lauf. Eilend rauscht der kleine Fluß, Seine Wasser klingen, Wellen tauschen Gruß und Kuß Flüchtig im Umschlingen. Willst in meinen Arm dich schmiegen, Will ich dich wie Wellen wiegen. Klimperlingklingkling! mach' schnell! Muth ist jeden Glücks Gesell. Liebchen, holdes Liebchen, komm! Schleiche auf den Zehen, Laß mit Zaudern furchtsam fromm Nicht die Zeit vergehen, Daß der Morgen uns nicht grauet, Eh' du mir dein Herz vertrauet. Klimperlingklingkling! -- klingling! Horch! der Riegel klirrt im Ring.
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), "Lockung", appears in Singuf: Rattenfängerlieder, first published 1881
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "Temptation", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
4. Und wenn ich des Papstes Schlüssel trüg'  [sung text not yet checked]
Und wenn ich des Papstes Schlüssel trüg', Und wenn mit des Kaisers Schwert ich schlüg', Ich wüßt' eine Wundermäre; Ich spräche wohl heilig mein Herzenslieb Und schlüge zum Ritter den Tugenddieb, Wenn ich und kein Andrer es wäre. Komm, komm, viellieber Geselle mein, Du wilder Falke, kehr' ein, kehr' ein! Ich weiß einen Himmel auf Erden; Und wenn du auch noch kein Ritter bist, Und wenn auch dein Lieb keine Heilige ist, Da können wir selig werden.
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), appears in Der Rattenfänger von Hameln: Eine Aventiure, first published 1876
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Tannhäusers Lied  [sung text not yet checked]
Wie soll ich's bergen, wie soll ich's tragen, Was Du mir selber ins Herz gelegt? Kann es nicht hehlen und kann es nicht sagen, Was meine ganze Seele bewegt. All meine Sinne und alle Gedanken, Unstät und flüchtig verlassen sie mich, Dich zu umwinden wie klimmende Ranken, Klammern sich fester und fester an Dich. Immer Dich sehen möcht' ich und hören, Immer Dir schauen ins Angesicht, Könnt' ich mir nur Deinen Schatten beschwören! Lieberes zeigt ja die Sonne mir nicht. Aber nach Worten hasch' ich vergebens, Was ich empfinde, verschweigen sie doch, Du bist das Licht und der Klang meines Lebens, Und ich bin selber dein Schatten nur noch.
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Tannhäuser: ein Minnesang, first published 1887
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Julius Wolff, Tannhäuser. Ein Minnesang, Erster Band, Berlin: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1890, pages 130-131.
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6. Vogelfrei  [sung text not yet checked]
Vogelfrei und sorgenlos Treib' ich mich durch's Weite, Und die Welt, die Welt ist groß In der Läng' und Breite. Wo kein Weg und wo kein Steg, Weiß ich mich zu finden, Grade zu geht's oder schräg, Flott in allen Winden. Wo ich geh' und wo ich steh', Kann ich selig werden, Denn nach meinem Wohl und Weh Fragt kein Mensch auf Erden. Meinen Waizen seh' ich blühn Auch im kleinsten Städtchen, Mir sind alle Wirthe grün Und nicht gram die Mädchen. Kann ich nur ein lustig Lied Singen oder geigen, Wird auch sonder Unterschied Alles mir zu eigen. Hier ein Kännlein, dort ein Kuß, Schlafen oder Zechen, Und in allem Überfluß Brauch' ich nichts zu blechen. Leicht Gepäck und leichten Schritt, Leichten Sinn auch hab' ich, Manch ein Herzchen nehm' ich mit, Und von dannen trab' ich. Um kein ungelegtes Ei Kümmr' ich mich daneben, Sorgenlos und vogelfrei, Das ist Spielmannsleben.
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), "Vogelfrei", appears in Singuf: Rattenfängerlieder
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Free as a bird", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Julius Wolff, Singuf. Rattenfängerlieder, Dritte vermehrte Auflage, Berlin: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1883, pages 10-11.
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7. Böser Traum  [sung text not yet checked]
Jüngst hatt' ich einen bösen Traum: Mein Leben war verwettet, Der Strang hing schon für mich am Baum, Und ich war schlimm verkettet. Da sprengt' ein Reiter: "Hört mich! hört!" Rief er mit raschem Winken, "Singuf ist frei, wenn er verschwört Das Küssen oder das Trinken!" O Marterbosheit! solche Qual Noch in der letzten Stunde! Schon halb gehängt und noch die Wahl Zwischen Becher und rothem Munde! "Ach was! und wenn ich hängen muß! Ich kann mich nicht entscheiden, Den Strick um Hals! will Trunk und Kuß Und Kuß und Trunk nicht meiden!" Die Leiter knarrt, -- da wacht' ich auf, Von schwerem Alp befreiet, Getröstet, daß mein Lebenslauf Mir annoch gut gedeihet. Doch hat mich in der Morgenruh Gemahnt des Traums Versinken: Ich soll, eh' es zu spät dazu, Mehr küssen und auch mehr trinken.
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), "Böser Traum", appears in Singuf: Rattenfängerlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]8. Die Spröde  [sung text not yet checked]
Sie zieht mich wahrhaftig am Narrenseil Herauf und herab die Wege, Wohin auch bei Tag und nächtlicher Weil' Ich immer auf Lauer mich lege. Bald zeigt sie mir ein freundlich Gesicht, Bald fragt sie, ob mich der Haber sticht, Und immer ein schnippisches Nein! Da hole der Teufel das Frei'n! Ich habe nach ihr mir den Hals verrenkt Und bin durch die Hecke gekrochen, Ich hab' ihr Bänder und Borten geschenkt Und was nicht noch Alles versprochen! Sie dankt mir kaum, als müßt' es sein, Und lacht mich aus noch obenein, Und frag' ich: was krieg' denn ich? Heißt's neckisch: wart' auf mich! Das Warten hab' ich nun bald gelernt Und Abends vor dem Thore Auf jedes Geräusch, nah und entfernt, Gehorcht mit dem einen Ohre. Ich sah, wie im Dämmer die Schnepfe strich, Der Marder bäumte, der Igel schlich, Mir bebten manchmal die Knie, Wer aber nicht kam, war sie. Was fang' ich nun an mit der Wetterdirn, Der so lang' ich schon nachgelaufen? Ich weiß kein Mittel mehr, sie zu kirrn, Die Haare möcht' ich mir raufen. Halt! nicht beim Wege mehr seh' ich sie an, Vielleicht von selber kommt sie mir dann. Doch wenn sie's nun ebenso macht? Was dann? ja dann gut Nacht!
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), "Die Spröde", appears in Singuf: Rattenfängerlieder, first published 1881
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