Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh die andre an: es ist in allen. Und doch ist einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.
Sechs Gedichte von R.M. Rilke
Song Cycle by Ignace Lilien (1897 - 1964)
1. Herbst  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Herbst", appears in Das Buch der Bilder, first published 1920
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John H. Campbell) , no title, copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Bertram Kottmann) , "Autumn", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter A. Aue) , "Fall", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Bertram Kottmann) , "Fall", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Gary Bachlund) , "Fall", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Automne", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Autunno", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
2. Vor lauter Lauschen  [sung text not yet checked]
Vor lauter Lauschen und Staunen sei still, du mein tieftiefes Leben; dass du weisst, was der Wind dir will, eh noch die Birken beben. Und wenn dir einmal das Schweigen sprach, lass deine Sinne besiegen. Jedem Hauche gieb dich, gieb nach, er wird dich lieben und wiegen. Und dann meine Seele sei weit, sei weit, dass dir das Leben gelinge, breite dich wie ein Feierkleid über die sinnenden Dinge.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Vor lauter Lauschen und Staunen sei still", written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Die Nacht des Zweifels  [sung text not yet checked]
Das ist der Tag, in dem ich traurig throne, das ist die Nacht, die mich ins Knieen warf; da bet ich: dass ich einmal meine Krone von meinem Haupte heben darf. Lang muss ich ihrem dumpfen Drucke dienen, darf ich zum Dank nicht einmal ihren blaun Türkisen, ihren Rauten und Rubinen erschauernd in die Augen schaun? Vielleicht erstarb schon lang der Strahl der Steine, es stahl sie mir vielleicht mein Gast, der Gram, vielleicht auch waren in der Krone keine, die ich bekam?...
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Das ist der Tag", appears in Frühe Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die frühen Gedichte, 2. Auflage, 1909
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
4. Wiener Walzer  [sung text not yet checked]
Will dir den Frühling zeigen, der hundert Wunder hat. Der Frühling ist waldeigen und kommt nicht in die Stadt. Nur die weit aus den kalten Gassen zu zweien gehn und sich bei den Händen halten - dürfen ihn einmal sehn.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Advent, in Funde, no. 11
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Rilke,R.M.,Gesammelte Werke (Gedichte), Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, 2020
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Joost van der Linden [Guest Editor]
5. In Weinblattdämmer  [sung text not yet checked]
Wir saßen beide in Gedanken im Weinblattdämmer — du und ich — und über uns in duftgen Ranken versummte wo ein Hummel sich. Reflexe hielten, bunte Kreise, in deinem Haare flüchtig Rast.... Ich sagte nichts als einmal leise: "Was du für schöne Augen hast."
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Traumgekrönt, in Lieben, no. 6
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Erste Gedichte, Leipzig: Insel-Verlag, 1918
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
6. O wenn mein Herz  [sung text not yet checked]
O wenn [ein]1 Herz, längst wohnend im Entwöhnen, von aller Kunft und Zuversicht getrennt, erwacht und plötzlich hört, wie man es nennt: »Du Überfluß, Du Fülle [alles]2 Schönen!« Was soll es tun? Wie sich dem Glück versöhnen, das [endlich]3 seine Hand und Wange kennt? Schmerz zu verschweigen war sein Element, nun zwingt das Liebes-Staunen es, zu tönen. Hier tönt ein Herz, das sich im Gram verschwieg, und zweifelt, ob ihm dies zu Recht gebühre: o reich zu sein in seiner Armut Sieg. Wer hat denn Fülle? Wer verteilt das Meiste?-- Wer so verführt, daß er ganz weit verführe: Denn auch der Leib ist leibhaft erst im Geiste.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Sonett"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1997, pages 1023-1024.
1 Lilien: "mein"; further changes may exist not shown above.2 Apostel: "eines"
3 Apostel: "kommt und"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]