Es schlug die erste Nachtigall -- Mein Herz, was soll das geben? Weckt immer dich die süße Schall Zu neuem Jugendleben? Kehrt nie die Weisheit bei dir ein, Die nüchterne, verständ'ge, Daß sie die Lust an Klang und Schein, Die ungestüme, bänd'ge? Frau Weisheit rede was sie mag -- Schon liegt mein Herz in Banden; Es macht des Vögleins erster Schlag Ihr Predigen zu Schanden: Das Herz ist jung, das Herz ist frei Und fühlt sich doch bezwungen, Von holden Frühlingszauberei Umflungen und umsprungen; Und liegt die Jugend einst so weit Und steigt die Abendröthe, Ich sing' von schöner alter Zeit, Wie einst mein Lehrer Goethe: "Die Nachtigall sie war entfernt, Der Frühling lockt sie wieder; Viel Neues hat sie nicht gelernt, Singt alte liebe Lieder."
Liebesglück. Ein Cyklus von gemischten Chören (Quartetten), ein- und mehrstimmigen Gesängen mit Pianofortebegleitung
Song Cycle by Ernst Heuser (1863 - 1942)
1. Prolog. Die erste Nachtigall  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Alexander Kaufmann (1817 - 1893), "Die erste Nachtigall"
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Confirmed with Deutsches Künstler-Album, Vol.II, published 1867. Düsseldorf: Breidenbach & Co. page 19.
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2. Des Mädchens Geständniss  [sung text not yet checked]
Der Abend war so wunderschön, Da gingen beide wir durch's Feld; Die Sonne wollte untergehn, Und schien noch freundlich in die Welt; Die Vögel sangen im Gesträuch, Im Korn und in der blauen Luft; Die Blumen blühten voll und reich, Und um uns her war lauter Duft. [Mir war gar feierlich]1 zu Mut, Und doch dabei [ohnmaßen]2 froh; Ich war der ganzen Welt so gut, Gott weiß, mir war noch niemals so. Da sprachen wir denn allerlei, Wovon, das weiß ich selbst nicht mehr, Und er auch war so gut dabei [Und ging so stille]3 nebenher. Doch als ich einmal mich gewandt, Ich weiß nicht mehr, aus welchem Grund, Da drückt' er plötzlich meine Hand, Und [küßt' mich leise]4 auf den Mund; Und ich, ich konnt' nicht widerstehn, Ich habe wieder ihn geküßt, Und kann noch immer nicht verstehn, Wie's mir nur eingefallen ist. Doch bin ich wirklich mir bewußt, Daß dieser Kuß nichts Böses war; War's doch nachher in meiner Brust So rein, wie es gewesen war. Ich hätt's auch Jedem gern getan, Der irgend mir begegnet wär', Und doch! - war' es ein andrer Mann, - Je nun, - das fragt sich doch noch sehr!
Text Authorship:
- by Robert Reinick (1805 - 1852), "Des Mädchens Geständniß", appears in Lieder, in Romanzen und Balladen [formerly Bilder], first published 1844
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View original text (without footnotes)1 Rheinberger: "Gar feierlich war mir"
2 Rheinberger: "ohn Maßen"
3 Rheinberger: "so still, so still"
4 Rheinberger: "küßt' mich ganz leise"
Research team for this page: Sharon Krebs [Guest Editor] , Harry Joelson
3. Des Maien Briefe  [sung text not yet checked]
Frohe Botschaft, frohe Botschaft Ist uns kommen über Nacht: Schwalben haben uns vom Maien Liebe Briefe mitgebracht. Schon an Ecken deiner Fenster Fliegen treu sie aus und ein. Willst die neuen Briefe hören? Tritt hinaus, lieb' Herzelein. An den Bergen, an den Brunnen Freude fährt mit lautem Schall, Auf der Linde schwanken Zweigen Wiegend liest die Nachtigall. Horchend quellen grüne Läuber, Blumen springen leis und still. Liebe komm und laß uns hören, Was er uns verkünden will.
Text Authorship:
- possibly by Wilhelm Wackernagel (1806 - 1869), "Des Maien Briefe", written 1828, appears in Gedichte eines fahrenden Schülers, in Vermischte Gedichte, Berlin: Fr. Laue, first published 1828
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Confirmed with Gedichte eines fahrenden Schülers, herausgegeben von Wilhelm Wackernagel, Berlin: Fr. Laue, 1828. Appears in Vermischte Gedichte, page 26.
Research team for this page: Bertram Kottmann , Melanie Trumbull
4. Notturno  [sung text not yet checked]
Stille Nacht! Mondschein schwebet auf der Aue, Und die Vöglein schlummern alle, Leise rauscht in sanftem Falle Nur der Fluß, der nebelgraue, Er nur wacht! Wellenmund Weiß bei sanftem Mondenschimmer Holder Märchen ja so viele, Von der Nixen muntrem Spiele, Von der Zauberburg Geflimmer Auf dem Grund. Mondenschein Strahlt in Liebchens Fenster helle, Engel scheuchen Sorg und Kummer, Und sie ruht in süßem Schlummer. Wieg' in Träume, muntre Welle Leis' sie ein.
Text Authorship:
- by August Sturm (1852 - 1923), "Notturno"
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Confirmed with Lust und Leid im Liede, ed. by Hedwig Dohm und F. Brunold, Leipzig und Berlin: R. F. Albrecht, 1879, page 244.
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5. Singend über die Haide  [sung text not yet checked]
Singend über die Heide Steigen Lerchen empor, Goldige Knospen der Weide Dringen am Ufer hervor. Und der Himmel so wunderblau Allüberall hellsonnige Schau! Ich und mein Lieb, wir beide Wandeln durch sprießendes Rohr. Karge Worts ist der Kummer, Zehrend in tiefer Brust; Aber noch tausendmal stummer Ist unsägliche Lust: "Ich bin ja dein Kind und du bist mein!" Das mag ihr einziges Wörtlein sein! Hat doch kein Weiser, kein Dummer Jemand ein bessres gewußt. Wolken über uns schwellen, Kaumß daß ein Windzug sie blies; Traumaft schwatzen die Wellen Über dem farbigen Kies. Ferne nur, ferne noch Lerchenlied, -- Seliges Schweigen die Seele durchzieht, Engel erschließen die hellen Pforten zum Paradies.
Text Authorship:
- by Arthur Heinrich Wilhelm Fitger (1840 - 1909), "Singend über die Heide"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Der freiende Ritter  [sung text not yet checked]
Es war ein Ritter, der wollte frei'n, Da ritt er lustig ins Land hinein, Um fröhliche Brautschau zu halten. Er pfiff sich sein Lied, er strich sich den Bart: Ich ruhe nicht eher, bis ich gewahrt, Die meinem Herzen gefallen. Da sah er am Wege ein Mägdlein stehn, Ein lieblicher Kind hat er niemals gesehn, Er mußte sie fassen und küssen. Da fing das Mägdlein zu weinen an: Was willst du, du fremder, du kecker Mann? Ich bin ein Mägdlein in Züchten. Der Ritter zog weiter mit Klang und Kling: Das ist ein armes, zimperlich Ding, Ist nicht für mich geschaffen. Und auf der Straßen kam da gewallt Ein edles Fräulein von hoher Gestalt, Die that gar freundlich blicken. Er faßte und küßte die Stolze im Nu, Sie nickte und lachte holdselig ihm zu, Drob ward er nicht wenig betroffen. Auch die nicht ist es, die ich erkür', Und käm sie auch tausendmal schöner mir für, Ihr Wesen nicht will mir gefallen. Und eine Dritte erschaut er; gar lieb und hold, Die Augen so sittig, die Locken wie Gold, Um den Mund ein schnippisches Lächeln. Da ward ihm so wohlig im Herzensgrund, Er mußte sich bücken und ihr küssen den Mund, Den Mund so trutzig und lieblich. Sie aber, sie wandte sich rüstig und schnell Und schlug in's Gesicht den frechen Gesell: Das nimm für dein freies Gebahren. Da lachte der Ritter und stieg vom Pferd: So wahr ich lebe, die wird begehrt! Das ist das Weib meines Herzens.
Text Authorship:
- by Feodor von Wehl (1821 - 1890), "Der freiende Ritter"
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Confirmed with Lust und Leid im Liede, ed. by Hedwig Dohn und F. Brunold, Leipzig und Berlin: R. F. Albrecht, 1879, pages 272 - 273.
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