by Siegfried August Mahlmann (1771 - 1826)
Kam ein Wandrer einst gegangen
Language: German (Deutsch)
Kam ein Wandrer einst gegangen, Still und ernst bei Sternenschein, Nachtigallen Lieder sangen Rings umher im Blütenhain; Wo die Trauerweiden hangen Saß ein weinend Kind allein. "Kind, warum bist du so einsam geblieben? "Lockt dich der Sternlein hellglänzende Pracht? "Hast du was Liebes und darfst es nicht lieben? "Klagst du dein Leiden der stillen Nacht?" "Hast du nichts von ihm vernommen? "Wandrer, lieber Wandrer, sprich! "Aengstlich harr' ich und beklommen, "Ach! so manches Jahr verstrich! "Aus der Fremde soll er kommen, "Ich bin Braut, beklage mich! "Sternlein seh' ich wohl kommen und gehen, "Blicken wohl nieder mit freundlichem Licht, "Aber die Blumen des Himmels verstehen "Dennoch die Thränen der Erde nicht." "Helf dir Gott den Schmerz besiegen! "Armes Kind, mich jammerst du! "Laß dich süße Hoffnung wiegen, "Hoffnung giebt der Sehnsucht Ruh; "Auch im Schlaf die Englein fliegen "Mattgeweinten Augen zu; "Wer mit Gebeten zum Himmel sich wendet, "Schlummert im Frieden, sich unbewußt, "Und von den ewigen Göttern gesendet, "Kommen die Träume zur Menschenbrust." Und sie streckt die zarten Glieder Auf den weichen Rasen hin, Betet fromme Abendlieder Zu der Himmels-Königin; Und die Träume flattern nieder, Zu umfangen ihren Sinn. Aber da küßt mit verblichenen Wangen Sie der Geliebte, und rufet ihr laut: Lange schon bin ich zur Heimath gegangen, Folge mir bald, o du treue Braut!" -- Sie erwacht und sieht es tagen, Tiefer Schmerz die Brust bewegt! "Mutter Gottes, hilf du tragen, "Was dein Kind auf Erden trägt! "Hat doch auch dein Herz geschlagen, "Wie mein armes Herz mir schlägt!" Aber der Mutter erbarmende Güte Höret die Bitte, noch ehe sie sprach, Und als die Sonne in Osten erglühte, Wandelt das Kind dem Geliebten nach. - Und der Wandrer kam gegangen, Wiederum bei Sternenschein, Sah die Trauerweiden hangen, Sah des Hügels weißen Stein: "Armes Kind, du schläfst den langen Tiefen Schlaf allein, allein!" Horch, da erklangen die heiligen Worte: "Was sich das Herz wohl im Leben verspricht, "Wandrer, das giebt erst die nächtliche Pforte, "Wandrer, beklage die Todten nicht!"
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View text with all available footnotesConfirmed with Taschenbuch zum geselligen Vergnügen. Funfzehnter Jahrgang. 1805. Herausgegeben von W. G. Becker. Leipzig, bei Christian Adolph Hempel, pages 89-91 (title: Romanze, subtitle: Mit Musik von Herrn Zelter); and with Gedichte von August Mahlmann. Halle, in der Rengerschen Buchhandlung 1825, pages 109-111 (title: Die Braut).
Text Authorship:
- by Siegfried August Mahlmann (1771 - 1826), title 1: "Die Braut", title 2: "Romanze" [author's text checked 2 times against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Friedrich Methfessel (1771 - 1807), "Romanze", published c1805 [ voice and guitar ], from Zwölf Lieder mit Begleitung der Guitarre, no. 2, Leipzig: Breitkopf und Härtel [sung text not yet checked]
- by Johann Friedrich Reichardt (1752 - 1814), "Romanze", published 1804 [ voice, piano ], from Lieder der Liebe und der Einsamkeit zur Harfe und zum Clavier zu singen, no. 13, Gerhard Fleischer d. J., Leipzig [sung text checked 1 time]
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