Ein Mägdelein hab' ich gesehn, Das nennt' ich gern mein Liebchen! Gar freundlich blickt es, und so schön, Daß mir die Sinne fast vergehn, Beim Lächeln [ihrer Grübchen]1! O wäre das mein Liebchen! Sie lächelte, da ich ihr sang, Und pries den blöden Sänger. Da bebte mir's im Busen bang, Und weder Laut noch Saite klang. Sie merkt', und pries nicht länger Mich allzu blöden Sänger. Doch heller nun im Käfig bot Das Vöglein seine Grüße. Zum Lohne reicht' ihm Zuckerbrot Ihr kleines Mündlein zart und roth; Auch lohnten manche Küsse Dem Vöglein seine Grüße. Erschmeichelt' ich so süßen Lohn, Ein Vöglein ihr im Käfig; Auch heller säng' ich meinen Ton; Und, bebte mir's im Busen schon, Den rechten Ton wohl träf' ich, Als Vöglein ihr im Käfig!
Lieder der Liebe und der Einsamkeit zur Harfe und zum Clavier zu singen
by Johann Friedrich Reichardt (1752 - 1814)
8. Der Sänger  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Der Sänger"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Johann Heinrich Voss, Sämtliche Gedichte, Bd. IV, Königsberg, 1825, p. 88.
1 Dalberg: "ihres Grübchens"Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Malcolm Wren [Guest Editor] , Johann Winkler
9. Ländliche Stille  [sung text checked 1 time]
Frische Flur, du reiner Himmel, Frischer athm´ich hier und reiner, Kaum bewußt der Welt und meiner, Vom Gewimmel Des Baums umweht. Singend schauen wir die Gänge Jenes Thals und jenes Hügels, Wir, durch frohes Waldgeflügels Lustgesänge Zu Lust erhöht. O wie schaut, wie horcht man fröhlich, Wo ein Lärm wie dieser lärmet! O mit diesem Schwarme schwärmet Überselig Das Aug´ und Ohr. Ganz der Welt hier abgeschieden, Acht´ ich wenig ihres Tandes! Hier im Duft des schönen Landes Hebet Frieden Das Herz empor! Hier vergißt man jeder Kränkung, Wo durch Laub die Sonne spielet; Weder Geist noch Auge fühlet Hier Beschränkung Im weiten Raum.
Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826)
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]10. Der Einsame  [sung text checked 1 time]
Schon sinds drei Tag' und länger,
seit er nicht wiederkam!
O Hain, du kennst den Sänger;
antworte meinem Gram.
Wie öd' ach! und wie graulich
du jetzo mir erscheinst,
du Hain, so hold und traulich
mir und dem Sänger einst!
Jüngst sang er, trüb' und dunkel,
nur halbe Melodien,
so schön auch mit Gefunkel
der Abend uns beschien.
Fehlt dir was? wollt' ich fragen;
Da drückt' er mir die Hand.
Nicht Wort' und Töne sagen,
Was meine Seel' empfand.
[ ... ]
Fürwahr, beim Abendsterne!
tönt, Jüngling, dein Gesang;
fürwahr, dann bleib' ich gerne
den ganzen Abend lang!
Und wenn mir freundlich glänzet
im roten Glanz dein Blick,
dann wirst du neu gekränzet!
Komm, Jüngling, komm zurück!
Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Der Einsame"
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Confirmed with Johann Heinrich Voss, Sämtliche Gedichte, 6. Teil, Königsberg, 1802.
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11. Der Verschlossene  [sung text checked 1 time]
Kühler Buchhain, reger Bach, Gern besucht sie euer Dach; Gern in süßen Phantasei´n Wallt die Huldin hier allein; Jeden Sitz hier, jeden Gang, Weiht´ ihr Lächeln, ihr Gesang. Euch nur darf mein Herz gestehn: Schön ist sie, mir einzig schön! Jüngst gesellt am Wasserfall, Horchte sie der Nachtigall, O wie herrlich anzuschaun, Eine Göttin unter Fraun! Starr, wie leblos, stand ich da, Hörte nichts, ich sah nur, sah! Seufzend blieb auch jeder stehn: Schön ist sie, mir einzig schön! Kühler Buchhain, reger Bach, Wann bei Philomenens Ach Ihren Busen Ahndung hebt, Und der Odem zärtlich bebt; Wiederholt den leisen Laut, Den mein Herz euch anvertraut, Säuselt ihr in linden Wehn: Schön bist du, mir einzig schön!
Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Der Verschlossene"
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]13. Romanze  [sung text checked 1 time]
Kam ein Wandrer einst gegangen, Still und ernst bei Sternenschein, Nachtigallen Lieder sangen Rings umher im Blütenhain; [Wo die]1 Trauerweiden hangen Saß ein weinend Kind allein. "Kind, warum bist du so einsam geblieben? "Lockt dich der [Sternlein]2 hellglänzende Pracht? "Hast du was Liebes und darfst es nicht lieben? "Klagst du dein Leiden der stillen Nacht?" "Hast du nichts von ihm vernommen? "Wandrer, lieber Wandrer, sprich! "Aengstlich harr' ich und beklommen, "Ach! so manches Jahr verstrich! "Aus der Fremde soll er kommen, "Ich bin Braut, beklage mich! "Sternlein seh' ich wohl kommen und gehen, "Blicken wohl nieder mit freundlichem Licht, "Aber die Blumen des Himmels verstehen "Dennoch die Thränen der Erde nicht." "Helf dir Gott den Schmerz besiegen! "Armes Kind, mich [jammerst]3 du! "Laß dich süße Hoffnung wiegen, "Hoffnung giebt der Sehnsucht Ruh; "[Auch]4 im Schlaf die [Englein]5 fliegen "[Mattgeweinten Augen]6 zu; "Wer mit Gebeten zum Himmel sich wendet, "Schlummert [im]7 Frieden, sich unbewußt, "Und von [den ewigen Göttern]8 gesendet, "Kommen die Träume zur Menschenbrust." Und sie streckt die zarten Glieder Auf den weichen Rasen hin, Betet fromme Abendlieder Zu der Himmels-Königin; Und die Träume [flattern]9 nieder, Zu [umfangen]10 ihren Sinn. [Aber]11 da küßt mit verblichenen Wangen Sie der Geliebte, und rufet ihr laut: Lange schon bin ich zur Heimath gegangen, Folge mir bald, [o du treue]12 Braut!" -- Sie erwacht und sieht es tagen, Tiefer Schmerz die Brust bewegt! "Mutter Gottes, hilf du tragen, "Was dein Kind auf Erden trägt! "Hat doch auch dein Herz geschlagen, "Wie mein armes Herz mir schlägt!" Aber der Mutter erbarmende Güte Höret die Bitte, noch ehe sie sprach, Und als die Sonne in Osten erglühte, Wandelt das Kind dem Geliebten nach. - Und der Wandrer kam gegangen, Wiederum bei Sternenschein, Sah die Trauerweiden hangen, Sah des Hügels weißen Stein: "Armes Kind, du schläfst den langen Tiefen Schlaf allein, allein!" [Horch, da erklangen die heiligen]13 Worte: "Was sich das Herz wohl im Leben verspricht, "[Wandrer, das giebt erst die nächtliche]14 Pforte, "Wandrer, beklage die Todten nicht!"
Authorship:
- by Siegfried August Mahlmann (1771 - 1826), title 1: "Die Braut", title 2: "Romanze"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Taschenbuch zum geselligen Vergnügen. Funfzehnter Jahrgang. 1805. Herausgegeben von W. G. Becker. Leipzig, bei Christian Adolph Hempel, pages 89-91 (title: Romanze, subtitle: Mit Musik von Herrn Zelter); and with Gedichte von August Mahlmann. Halle, in der Rengerschen Buchhandlung 1825, pages 109-111 (title: Die Braut).
1 Mahlmann (1825 edition): "Und wo"2 Mahlmann (1825 edition): "Sterne"
3 Mahlmann (1825 edition): "dauerst"
4 Reichardt: "Wohl"
5 Mahlmann (1825 edition), and Reichardt: "Engel"
6 Mahlmann (1825 edition): "Schwerbetrübten Herzen"
7 Mahlmann (1825 edition): "in"
8 Mahlmann (1825 edition): "der ewigen Liebe"
9 Mahlmann (1825 edition): "schweben"
10 Reichardt: "empfangen"
11 Mahlmann (1825 edition), and Reichardt: "Siehe,"
12 Mahlmann (1825 edition): "du getreue"; Reichardt: "du geliebte"
13 Mahlmann (1825 edition): "Aber vom Hügel ertönten die"; Reichardt: "Horch! da ertönen die heiligen"
12 Mahlmann (1825 edition): "Giebt erst die Schlummer verleihende"; Reichardt: "Giebt erst die schlummergebietende"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor]
16. Klage  [sung text checked 1 time]
Ich liebte sie mit innigem Gefühle,
Ich lebte nur in ihres Auges Blick,
In ihr allein fand ich mein ganzes Glück
Das schwere Leben wurde mir zum Spiele.
Da sah das Schicksal uns mit finsterm Spotte,
Entführte mir die liebliche Gestalt,
[Nun]1 ist das Leben wieder matt und kalt.
[ ... ]
Ich war so selig, träumte mich zum Gotte;
Warum o Schicksal, trenntest du die Treuen,
Wie soll ich auf der Welt mich nur noch freuen?
Authorship:
- sometimes misattributed to Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
- by Franz Christoph Horn (1781 - 1837), "Der Verlassene", written 1801, appears in Latona, in Vermischte Gedichte, in Sonette
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View original text (without footnotes)Confirmed with Franz (Christoph) Horn, Latona, Berlin: Friedrich Nicolai, 1811, page 324. Appears in Vermischte Gedichte, in Sonette. Note: Reichardt or his editor misattributed this poem to Goethe in the table of contents of his score.
1 Reichardt: "Mir"Researcher for this page: Melanie Trumbull
29. Minnelied  [sung text not yet checked]
Der Holdseligen Sonder Wank Sing' ich fröhlichen Minnesang; Denn die [Reine]1, Die ich meine, Winkt mir lieblichen Habedank. Ach! bin inniglich Minnewund! Gar zu minniglich [Dankt]2 ihr Mund; Lacht so grüsslich, Lockt so küsslich, Daß mir's bebt in des Herzens Grund! Gleich der sonnigen Veilchenau' Glänzt der Wonnigen Augen Blau; Frisch und ründchen Blüht ihr Mündchen, Gleich der knospenden Ros' im Thau. Ihrer Wängelein Lichtes Roth Hat kein Engelein, [So mir]3 Gott ! Eia, säß' ich Unablässig Bei der Preißlichen bis zum Tod!
Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Minnelied", written 1773, appears in Oden und Lieder
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) (Corien Sleeswijk) , copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Bertram Kottmann) , copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Sämmtliche poetische Werke von Johann Heinrich Voss, ed. by Abraham Voss, Leipzig, Immanuel Müller, 1835, page 153.
1 Reissiger: "Eine"2 Brahms: "küsst"
3 Reissiger: "Hat nur"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , John H. Campbell , Lau Kanen [Guest Editor] , Johann Winkler