Wachet auf! ruft euch die Stimme des Wächters von der hohen Zinne, wach auf, du weites deutsches Land! Die ihr an der Donau hauset, und wo der Rhein durch Felsen brauset und wo sich türmt der Düne Sand! Habt Wacht am Heimatsherd, in treuer Hand das Schwert, jede Stunde! Zu scharfem Streit macht euch bereit! Der Tag des Kampfes ist nicht weit. Hört ihr's dumpf im Osten klingen? Er möcht' euch gar zu gern verschlingen, der Geier, der nach Beute kreist. Hört im Westen ihr die Schlange? Sie möchte mit Sirenensange vergiften euch den frommen Geist. Schon naht des Geiers Flug. schon birgt die Schlange klug sich zum Sprunge; drum haltet Wacht um Mitternacht und wetzt die Schwerter für die Schlacht! [Reiniget euch in Gebeten, auf dass ihr vor den Herrn könnt treten, wenn er um euer Werk euch frägt; keusch im Lieben, fest im Glauben, lasst euch den treuen Mut nicht rauben, seid einig, da die Stunde schlägt!]1 Das Kreuz sei eure Zier, eu'r Helmbusch und Panier in den Schlachten. Wer in dem Feld zu Gott sich hält, der hat allein sich wohl gestellt. Sieh herab vom Himmel droben, Herr, den der Engel Zungen loben, sei gnädig diesem deutschen Land! Donnernd aus der Feuerwolke sprich zu den Fürsten, sprich zum Volke, [und lehr' uns stark sein Hand in Hand!]2 Sei du uns Fels und Burg, du führst uns wohl hindurch. Halleluja! Denn dein ist heut und alle Zeit das Reich, die Kraft, die Herrlichkeit.3
Gesänge für Männerchöre , opus 12
by Gustav Rebling (1821 - 1902)
Heft 1 -- 1. Thürmerlied  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Türmerlied", appears in Jugendgedichte, in 3. Drittes Buch, in Athen
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- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
Note: see also Phillip Nicolai's "Wachet auf," ruft uns die Stimme.
1 Raff:
Wachet auf im weiten deutschen Land! Keusch im Lieben, fest im Glauben, lasst euch den treuen Muth nicht rauben. Seid einig, da die Stunde schlägt! Reiniget euch in Gebeten, auf dass ihr vor den Herrn könnt treten, wenn er um euer Werk euch frägt.2 Raff: "vereine sie mit starker Hand."
3 Raff adds at the end: "Allelujah!"
Heft 1 -- 2. Rheinsage  [sung text not yet checked]
Am Rhein, am grünen Rheine, Da ist so mild die Nacht, Die Rebenhügel liegen In goldner [Mondespracht]1. Und an den Hügeln wandelt Ein hoher Schatten her Mit Schwert und Purpurmantel, Die [Krone]2 von Golde schwer. Das ist der Karl, der Kaiser, Der mit gewalt'ger Hand Vor vielen hundert Jahren Geherrscht im deutschen Land. Er ist heraufgestiegen Zu Aachen aus der Gruft Und segnet seine Reben Und athmet Traubenduft. Bei Rüdesheim, da funkelt Der Mond ins Wasser hinein Und baut [eine]3 goldne Brücke Wohl über den grünen Rhein. Der Kaiser geht hinüber Und schreitet langsam fort, Und segnet längs dem Strome Die Reben an jedem Ort. Dann kehrt er heim nach Aachen Und schläft in seiner Gruft, Bis ihn im neuen Jahre Erweckt der [Trauben]4 Duft. Wir aber füllen die Römer Und trinken im goldnen Saft Uns deutsches Heldenfeuer Und deutsche Heldenkraft.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Rheinsage", appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lübeck und Bonn
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- ENG English (Anja Bunzel) , "Rhine Legend", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Légende du Rhin", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Emanuel von Geibel, Jugendgedichte, Stuttgart, Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1883, pages 3-4. Modern German spelling would change "athmet" to "atmet", etc. Note: in Kinkel's score, "Rüdesheim" is spelled "Rüdisheim".
Note: A now-lost source, perhaps intending to censor the nationalism of the last two lines, replaced them with "Auf die rheinische Legende/ Und die rheinische Lebenskraft." They may have appeared in a concert program of Kinkel's song, but they do not appear in the score.
1 Blied: "Mondenpracht"2 Blied: "Kron'"
3 Blied: "'ne"
4 Blied: "Traube"
Heft 1 -- 3. Cita mors ruit  [sung text not yet checked]
Der schnellste Reiter ist der Tod; Er überreitet das Morgenrot, Des Wetters rasches Blitzen; Sein Roß ist fahl und ungeschirrt, Die Senne schwirrt, der Pfeil erklirrt, Und muß im Herze sitzen. Durch Stadt und Dorf, über Berg und Tal, Im Morgenrot, im Abendstrahl Geht's fort in wildem Jagen, Und wo er floh mit Ungestüm, Da schallen die Glocken hinter ihm, Und Grabeslieder klagen. Er tritt herein in den Prunkpalast, Da wird so blaß der stolze Gast Und läßt von Wein und Buhle; Er tritt zum lustigen Hochzeitsschmaus, Ein Windstoß löscht die Kerzen aus, Bleich lehnt die Braut im Stuhle. Dem Schöffen blickt er ins Gesicht, Der just das weiße Stäblein bricht, Da sinkt's ihm aus den Händen; Ein Mägdlein windet Blüt' und Klee, Er tritt heran; ihr wird so weh -- Wer mag den Strauß vollenden! Drum sei nicht stolz, o Menschenkind! Du bist dem Tod wie Spreu im Wind, Und magst du Kronen tragen. Der Sand verrinnt, die Stunde schlägt, Und eh' ein Hauch dies Blatt bewegt, Kann auch die deine schlagen.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Cita mors ruit"
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Cita mors ruit", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Heft 1 -- 4. Hoffnung  [sung text not yet checked]
Und dräut der Winter noch so sehr Mit trotzigen Geberden, Und streut er Eis und Schnee umher, Es muß doch Frühling werden. Und drängen Nebel noch so dicht Sich vor den Blick der Sonne, Sie wecket doch mit ihrem Licht Einmal die Welt zur Wonne. Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht, Mir soll darob nicht bangen, Auf leisen Sohlen über Nacht, Kommt doch der Lenz gegangen. Da wacht die Erde grünend auf, Weiß nicht, wie ihr geschehen, Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf, Und möcht vor Lust vergehen. Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar Und schmückt sich mit Rosen und Ähren, Und läßt die Brünnlein rieseln klar, Als wären es Freudenzähren. Drum still! Und wie es frieren mag, O Herz, gieb dich zufrieden: Es ist ein großer Maientag Der ganzen Welt beschieden. Und wenn dir oft auch bangt und graut, Als sei die Höll' auf Erden, Nur unverzagt auf Gott vertraut! Es muß doch Frühling werden.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Hoffnung", appears in Zeitstimmen, no. 4
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2025, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Juniuslieder von Emanuel Geibel, Zehnte Auflage, Stuttgart und Tübingen: J.G. Cotta'scher Verlag, 1854, pages 139-140.
Heft 2 -- 5. O Du, vor dem die Stürme schweigen  [sung text not yet checked]
O du, vor dem die Stürme schweigen, Vor dem das Meer versinkt in Ruh', Dies wilde Herz nimm hin zu eigen Und führ' es deinem Frieden zu: Dies Herz, das, ewig umgetrieben, Entlodert allzu rasch entfacht Und, ach, mit seinem irren Lieben Sich selbst und andre elend macht. Entreiß es, Herr, dem Sturm der Sinne, Der Wünsche treulos schwankem Spiel; Dem dunkeln Drange seiner Minne, Gib ihm ein unvergänglich Ziel; Auf daß es, los vom Augenblicke, Von Zweifel, Angst und Reue frei Sich einmal ganz und voll erquicke Und endlich, endlich stille sei.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "O du, vor dem die Stürme schweigen", appears in Neue Gedichte, in 1. Vermischte Gedichte. Erstes Buch. Lübeck und Carolath
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- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
Heft 2 -- 6. In die Ferne  [sung text not yet checked]
Siehst du im Abend die Wolken zieh'n? Siehst du die Spitzen der Berge glüh'n? Mit ewigem Schnee die Gipfel umglänzt, mit grünenden Wäldern die Täler umkränzt? Ach, in die Ferne sehnt sich mein Herz! Ach, in den Wäldern, so ewig grün, kann still und heimlich die Liebe glüh'n! [Nur der Morgen]1 sieht sie, der Abendschein, und Lieb' ist mit Liebe so selig allein. Ach, in die Ferne sehnt sich mein Herz! Am starren Felsen bricht sich der Nord, sanft wehen [die Lüftchen]2 im Tale fort; [durch die Wälder schimmert der Mond]3 umher, und ferne, da rauschet und brauset das Meer. Ach, in die Ferne sehnt sich mein Herz! O könnt' ich [ziehen]4 im Morgenrot! O hauchte Abend mir Liebestod! Es schwindet das Leben, du weißt es kaum - o ewige Liebe, o ewiger Traum! Ach, in die Ferne sehnt sich mein Herz!
Text Authorship:
- by (Gustav) Hermann Kletke (1813 - 1886), "In die Ferne"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Album deutscher Dichter, herausgegeben von Hermann Kletke, 7. Aufl. Berlin, 1856.
1 von Perfall: "Der Morgen nur"2 von Perfall: "Lüfte"
3 von Perfall: "Der Mond schimmert durch die Wälder"
4 von Perfall: "zieh'n"