Nun schläft und schlummert Alles, Erd', Menschen, Wald und Wind, das Wasser leisen Falles nur durch die Blumen rinnt. Der Mond mit vollem Scheine ruht breit auf jedem Dach; in weiter Welt alleine bin ich zur Stund' noch wach. Und Alles, Lust und Schmerzen, bracht' ich in mir zur Ruh'; nur Eins noch wacht im Herzen, nur Eins, und das bist du! Und deines Bildes Friede folgt mir in Zeit und Raum; bei Tag wird er zum Liede und nachts wird er zum Traum.
4 Lieder für eine tiefe Stimme mit Pianoforte , opus 153
by Franz Wilhelm Abt (1819 - 1885)
1. Um Mitternacht
Language: German (Deutsch)
2. Sei mir gegrüsst
Language: German (Deutsch)
Ihr Sterne droben in holder Pracht, seid mir gegrüßt! Du süße, stille, heilige Nacht, sei mir gegrüßt! Beseligt, von Ahnung umwoben schwingt sich der Geist von dieser Welt von heiliger Sehnsucht emporgehoben auf zu dem nächtigen Sternenzelt. Ihr Sterne droben in holder Pracht, seid mir gegrüßt! Du süße, stille, heilige Nacht, sei mir gegrüßt! Heimat! Zauberisch Vaterland, sei mir gegrüßt! Du frischer, grüner Meeresstrand, sei mir gegrüßt! Wo die Wellen mit leisem Schlage küssen das liebliche Blumenland, wo ich als Kind manche frohe Tage Kränze aus Veilchen und Rosen wand. Heimat! Zauberisch Vaterland, sei mir gegrüßt! Du frischer, grüner Meeresstrand, sei mir gegrüßt! Jugendzeit! Stürmisch wogt mir die Brust! Sei mir gegrüßt! Lenz meines Lebens voll reiner Lust, sei mir gegrüßt! Erinnerung, trag' in die Gefilde, trag' in die blumige Flur mich zurück; all' ihr süßen Zaubergebilde, lächelt noch einmal mit holdem Blick! Jugendzeit! Stürmisch wogt mir die Brust! Sei mir gegrüßt! Lenz meines Lebens voll reiner Lust, sei mir gegrüßt!
3. Abschied
Language: German (Deutsch)
Subtitle: Im Volkston
Nun, da ich fort, tut's mir so weh', dass ich sie nimmer wiederseh', dass ich, wenn auch nur dann und wann, ins braune Aug' ihr schauen kann. Sie fühlt es nicht, sie fühlt es nicht, dass sie mein Stern, dass sie mein Licht, dass sie mein Alles auf der Welt, daran mein Herz ohn' Ende hält. So leb' denn wohl, du grünes Tal, du Ort der Tränen, Ort der Qual; und doch, es war so süß, so schön, sie anzuseh'n, vor Lieb' vergeh'n.
4. Das, Freunde, nennt man Altern nicht
Language: German (Deutsch)
Es ist die Zeit ein alter Pflüger Und unsre Stirn das Ackerland, Worauf der listige Betrüger Sein Netz von tiefen Furchen spannt. Wir werden alt, wir werden älter, Doch bleibt es innen hell und licht Und wird dabei das Herz nicht kälter: Das, Freunde, nennt man Altern nicht! Wohl fühlen wir die Kraft entweichen, Wohl wird die vollen Locken bald Der rasche Lauf der Jahre bleichen, Mit einem Wort: Wir werden alt. Doch bei des Bechers hellem Klingen Dem Morgen, der die Nacht durchbricht, Ein Schelmenlied entgegen singen: Das, Freunde, nennt man Altern nicht! Wir tändeln nicht mehr mit den Schönen, Ob uns ergötzt auch die Gestalt -- Der Lenz mit Scherz und Jubeltönen Liegt hinter uns, -- wir werden alt; Doch die wir unser Liebstes hießen, Treu innig bis das Auge bricht, In uns're tiefste Brust verschließen, Das, Freunde, nennt man Altern nicht! Der Herbst entlaubt die müden Bäume, Der Wandrer bebt, und winterkalt Zieht durch das Herz und seine Träume Der Schreckensruf: wir werden alt; Doch, wenn uns Sorg und Gicht bekriegen, Der Jugend liebliches Gedicht Erinnernd noch einmal durchfliegen, Das Freunde, nennt man Altern nicht!
Text Authorship:
- by Eduard Ernst Heinrich Kauffer (1824 - 1874), "Das, Freunde, nennt man Altern nicht!"
Based on:
- a text in French (Français) by Pierre Jean de Béranger (1780 - 1857), "La Vieillesse", subtitle: "À mes amis"
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