Du fragst mich, liebe Kleine, Warum ich sing' und weine, Du fragest, was mich schmerzt? Ich habe den Lenz versäumet, Ich habe die Jugend verträumet, Ich habe die Liebe verscherzt. Mir schwoll der Becher am Munde, Ich hatte nicht Durst zur Stunde, Ich ließ vorüber ihn gehn; Mir winkt' im grünen Laube Granate, Feig' und Traube, Doch hab' ich sie lassen stehn. Und als nun kam der Abend, Die Sonn' im Glanz begrabend, Da war mein Durst erwacht; Aber der Becher der Wonnen, Die Früchte waren zerronnen, Und dunkelte rings die Nacht. Die Welt hat mich verlassen; Nun sing' ich auf den Gassen Mein Lied, wie tief es schmerzt: »Ich habe den Lenz versäumet, Ich habe die Jugend verträumet, Ich habe die Liebe verscherzt.«
Fünf Lieder für 1 mittlere Singstimme mit Pianoforte , opus 63
by Ignaz Brüll (1846 - 1907)
1. Antwort  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Antwort", appears in Jugendgedichte, in 2. Zweites Buch, in Berlin
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Réponse", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
Note: there is a typo in the Bratsch score: stanza 3, line 4, word 5 is "Wonne" instead of "Wonnen".
2. Abendbild  [sung text not yet checked]
Im Abendrot der Himmel glüht, Die Sonne geht nun schlafen. Der Knabe bläst sein Abendlied Und zieht gemach durchs stille Ried Zur Hürde mit den Schafen. Sein Gruß schwebt noch der Sonne nach: "Fahr wohl! Wir sehn uns wieder. Bring morgen einen schönen Tag, Dann blas' ich durch den grünen Hag Dir meine schönsten Lieder."
Text Authorship:
- by Georg Scherer (1824 - 1909), "Abendbild", appears in Gedichte von Georg Scherer, in 1. Erstes Buch
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Georg Scherer, vierte, vermehrte Auflage, Stuttgart, Leipzig, Berlin, Wien: Deutsche Verlags-Anstalt, 1894, page 15
3. Phillis, mein Kind  [sung text not yet checked]
Während die Lerche sang Phillis, mein Kind! Macht' ich 'nen Morgengang Mit meiner Flint'. Rosiger Sonnenschein Lachte in's Thal hinein; So mög' Dein Morgen sein, Phillis, mein Kind! Wanderte immerfort, Phillis, mein Kind! Zu meinem Lieblingsort Wo Blumen sind. Wo in dem thau'gen Grün Röslein verschämt erglüh'n; Mögest Du auch so blüh';n, Phillis, mein Kind! Täubchen, auf grüner Wand, Küßten geschwind; Habicht, der d'rüber stand, Traf meine Flint'. So mög'; es jedem geh'n Wagt er es Dich zu schmäh'n, Schief nur Dich anzuseh'n, Phillis, mein Kind!
Text Authorship:
- by Adolf Wilhelm Ernst von Winterfeld (1824 - 1888), "Phillis, mein Kind", first published 1860
Based on:
- a text in Scottish (Scots) by Robert Burns (1759 - 1796), "Song - Phillis The Fair"
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4. Herab von den Bergen zum Thale  [sung text not yet checked]
Herab von den Bergen zum Tale, Vom Tal zu den Höhen hinan, So zieh' ich [wohl tausendmale]1, Der Frühling zieht mir voran. Der Strom im Morgenrote Lockt blinkend das Ufer entlang; Der Mond, [der]2 Friedensbote, Geht mit mir am Himmel den Gang. Und alle die Vögel, die singen Im Walde so wundervoll Von tausend herrlichen Dingen, Die ich noch finden soll. Sie singen: Wohl weit in [der]3 Ferne Da rauschet ein waldiger Grund, Drin glänzen zwei selige Sterne, Drin blüht ein vielrosiger Mund. Die Sterne, die sollen dich grüßen So fromm, wie sie keinem getan, [Den Mund, den Mund sollst du]4 küssen, Du glücklicher Wandersmann!
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lieder als Intermezzo, no. 4
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
1 Kalliwoda: "vieltausendmale"
2 Kalliwoda: "als"
3 Kalliwoda: "die"
4 Kalliwoda: "Der Mund, der Mund soll dich"
5. Vom Mummelsee  [sung text not yet checked]
Im Mummelsee, im [dunklen]1 See, Da blüh'n der Lilien viele, Sie wiegen sich, sie biegen sich, Dem losen Wind zum Spiele; Doch wenn die Nacht herniedersinkt, Der volle Mond am Himmel blinkt, Entsteigen sie dem Bade Als Jungfern am Gestade. Es bläst der Wind, es saust das Rohr Die Melodie zum Tanze, Die Lilienmädchen schlingen sich, Als wie zu einem Kranze; Und schweben leis' umher im Kreis, Gesichter weiss, Gewänder weiß Bis ihre bleichen Wangen Mit zarter Röte prangen. Es braust der Sturm, es pfeift das Rohr, Es rauscht im Tannenwalde, Die Wolken zieh'n am Monde hin, Die Schatten auf der Halde; Und auf und ab, durch's nasse Gras Dreht sich der Reigen ohne Mass, Und immer lauter schwellen An's Ufer an die Wellen. Da hebt ein Arm sich aus der Flut, Die Riesenfaust geballet Ein triefend Haupt dann, schilfbekränzt Vom langen Bart umwallet, Und eine Donnerstimme schallt, Daß im Gebirg' as widerhallt: »Zurück in eure Wogen, Ihr Lilien ungezogen!« Da stockt der Tanz, die Mädchen schrein, Und werden immer blässer: »Der Vater ruft, hu, Morgenluft! Zurück in das Gewässer!« Die Nebel steigen aus dem Tal, Es dämmert schon der Morgenstrahl, Und Lilien schwanken wieder Im Wasser auf und nieder.
Text Authorship:
- by August Schnezler (1809 - 1853)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Lawrence Snyder) , "The water-lily lake", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Mummelsee", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
1 Brüll: "dunkeln"; further changes may exist not noted above.