Der Klosterthurm ist so fest gebaut -- Sie führen hinein die Himmelsbraut; Sie haben gebrochen den Urtheilsstab, Und mauern sie ein in's Mauergrab. -- Ein Edelherr reitet über die Haid': "Was hat euch gethan die arme Maid? Und kostet's mein Leben, wohlan -- es sei, Tod, oder die Holde mein eigen und frei!" -- Der Wind, er wehet so lind, so leis'; Der Wetterhahn singt die alte Weis' -- "Was hallt so dumpf? ist's Hammerschlag?" -- Wohl hallt es im im Grab der Nonne nach. Der Wind umbrauset so wild den Thurm -- "Was, Wetterhahn, singst du dein Lied in den Sturm?" ""Ich sing' von der Rose ein trauriges Lied, Dir hat sie geglüht, dir ist sie verblüht!""
Slavische Bilder , opus 22
by Walter von Goethe (1817 - 1885)
Translations available for the entire opus: ENG
Heft 1 -- 1. Die Nonne
Text Authorship:
- by Siegfried Kapper (1821 - 1879), "Die Nonne", appears in Slavische Melodien, in Aus dem Slovakenlande
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- ENG English (Sharon Krebs) , "The nun", copyright © 2025, (re)printed on this website with kind permission
Heft 1 -- 2. Ach könnt' ich blasen
Ach, könnt' ich blasen Ein Lied so hold, Wie ich es gerne Ersinnen wollt'; So tief aus der Seele, So tief aus der Brust, Mit all' meiner Sehnsucht Schmerz und Lust: Ich wollt' es blasen Den ganzen Tag, Da sollt' es schmettern Durch Wald und Hag! Ich wollt' es blasen Die ganze Nacht, Da sollt' es verhallen So sacht' -- so sacht! Und lernen müßten's Die Vöglein bald, Und singen müßt' es Der ganze Wald. Da sollt' sie es hören Von jedem Baum, Und Nachts meine Lieb' sie Umklingen im Traum!
Text Authorship:
- by Siegfried Kapper (1821 - 1879), no title, appears in Slavische Melodien, in Aus Böhmen, in Aus dem Liederbuche eines Jägers, no. 5
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2025, (re)printed on this website with kind permission
Heft 1 -- 3. Ritt zum Liebchen
Es reitet ein Knabe von Radgon-Schloß,
Er reitet sein schwarzes Lieblingsroß.
Sein Lieblingsfalke mit rothem Band
Sitzt stolz ihm auf der rechten Hand.
Und um den Hut schlingt zum Kranz sich herum
Der Rosmarin, seine Lieblingsblum'.
* * *
Und als er kam vor der Liebsten Haus,
Da stieß er in's Horn -- da trat sie heraus.
"Wo stell' ich, Geliebte, mein Rößlein zur Rast?"
-- ""Bind' es an den Lindbaum, du lieber Gast.""
"Wo setz' ich zur Ruhe den Falken ab?"
-- ""Setz' ihn in mein Kämmerlein, trauter Knab'.““
"Wo pflanz' ich den Rosmarinzweig denn ein?"
-- ""Pflanz' ihn an's Herz mir, o Liebster mein.""
* * *
Das Roß an der Linde erquickt sich mit Spreu,
Der Falk regt die Flügel, und träumt, er wär' frei,
Der Rosmarin an des Mädchens Brust
Grünt Lieb' und blüht Küsse, in seliger Lust.
Text Authorship:
- by Siegfried Kapper (1821 - 1879), "Ritt zum Liebchen", appears in Slavische Melodien, in Aus Illyrien, no. 4
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- ENG English (Sharon Krebs) , "The ride to the beloved", copyright © 2025, (re)printed on this website with kind permission
Heft 1 -- 4. Der Bettelbube
Ich bin ein armer Bettelbube; Mein Bruder ist der Mond, -- Und um ihn her geh'n meine Schwestern, Die Wolken bleich und blond. Mein Vater ist der Thurm, der morsche, Der steht am Unkenteich; -- Und meine Mutter steht am Kreuzweg, Die alte, hohle Eich'! Ich bin ein armer Bettelbube; Wenn ich gestorben bin, -- So nehmt und legt zu meiner Mutter Mich in den Graben hin. Da ist mein weites Gruftgewölbe Das nächt'ge Himmelszelt; -- Und mich beklagend zieh'n die Schwestern, Der Bruder durch die Welt. –
Text Authorship:
- by Siegfried Kapper (1821 - 1879), "Der Bettelbube", subtitle: "(Slowakisch)"
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- ENG English (Sharon Krebs) , "The beggar-boy", subtitle: "(Slovakian)", copyright © 2025, (re)printed on this website with kind permission
Heft 1 -- 5. Letzter Wille
Wüßt' ich, mein Glöcklein, Wann es wird läuten, Ließ' ich ein Bettlein Golden bereiten. Bettlein gelbgolden, Decklein kristallen, -- Mir und der Holden Sollt' es gefallen! Drüber zwei Kränze Zusammengewunden, -- Weil wir durch Liebe Beide verbunden. Über den Kränzen Zwei wächserne Kerzen, -- Daß sie erleuchten Unsere Herzen. In beiden Kränzen Zwei Tulpen, weißhelle, -- Weil sie noch Jungfrau, Ich Junggeselle. An jeder Tulpe Zwei weiße Nelken, -- Weil unsre Herzen So rein verwelken. Und an den Nelken Bänder grün, -- Weil wir so jung schon Welkten dahin.
Text Authorship:
- by Siegfried Kapper (1821 - 1879), "Letzter Wille", appears in Slavische Melodien, in Aus dem Slovakenlande, first published 1844
Based on:
- a text in Slovak (Slovenčina) from Volkslieder (Folksongs) [text unavailable]
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Last will", copyright © 2025, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Slavische Melodien von Siegfried Kapper, Leipzig: Wilhelm Einhorn, 1844, pages 8-9.