Ringsum auf allen Plätzen Schläft unbewegt die Nacht. Am blauen Himmel stehet Der Mond in voller Pracht. So totenstill sind beide, Das alt' und neue Rom, Und selbst ihr Riesenwächter Nickt ein -- Sankt Peters Dom. Nur wunderbar noch rauschen Die Brunnen nah und fern. Die halten wach die Seele Die selbst entschliefe gern. Die spülen aus dem Herzen Leise das alte Leid. Im blauen Mondlicht dämmert Weit fort die alte Zeit!
Sechs Lieder , opus 15
by Johanna Kinkel (1810 - 1858)
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1. Römische Nacht  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by (Johann) Gottfried Kinkel (1815 - 1882)
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- ENG English (Anja Bunzel) , "Roman night", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
2. Du nahst!
Du nahst! Und wie Morgenröte Bebt's über die Wangen mein, Du gehst, und ein Tränengewölke Dunkelt des Auges Schein. Ich denke an dich, da steigen Die Flammen hoch und licht Empor aus Herzens Tiefen, Aber du siehst es nicht. Melodische Seufzer tönen Herauf, ein voller Chor, Als dir geweihete Lieder Haucht sie die Lippe hervor. Im Herzen da wohnt eine Stimme, Die deinen Namen spricht, Sie ruft ihn so laut, so flehend, Ach, du vernimmst es nicht. Der stolze Mut ist gebrochen, Und Hoffnung und Lebenslust, Aus tief unheilbarer Wunde Blutet das Herz in der Brust. Viel Schmerzen noch muß erdulden, Bis Tod mitleidig es bricht, Viel namenlose Schmerzen, Wehe, du fühlst es nicht.
Text Authorship:
- by Johanna Kinkel (1810 - 1858)
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- ENG English (Anja Bunzel) , "You are approaching!", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
3. Wiegenlied
Schlaf Du holdes süsses Kind! Draussen weht der Frühlingswind, Flüstert leis dir Märchen zu, Wiegt dich sanft damit zur Ruh. Lula leila lilalu Schlummre sanft, mein Liebchen du. Schlummre ein zu meiner Weis, Draussen summt ein Bienchen leis, Honig bringt's dem Kind herein Wenn's will still und artig sein. Lula leila lilalu Schlummre sanft, mein Liebchen du. Schlummre süss die ganze Nacht, Muttertreue für dich wacht, Scheucht von deiner Wiege still Mückchen, das dich stechen will. Lula leila lilalu Schlummre sanft, mein Liebchen du. Englein drückt zu jeder Stund Sanften Kuss auf deinen Mund, Ist zum Hüter dir bestellt Von dem Herrn der ganzen Welt. Lula leila lilalu Schlummre sanft, mein Liebchen du.
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Lullaby", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
4. Lust und Qual
Knabe saß ich, Fischerknabe, Auf dem schwarzen Fels im Meer, Und, bereitend falsche Gabe, Sang ich lauschend rings umher. Angel schwebte lockend nieder; Gleich ein Fischlein streift und schnappt, Schadenfrohe Schelmenlieder Und das Fischlein war ertappt. Ach! am Ufer, durch die Fluren, Ins Geklüfte tief zum Hain, Folgt' ich einer Sohle Spuren, Und die Hirtin war allein. Blicke sinken, Worte stocken! - Wie ein Taschenmesser schnappt Faßte sie mich in die Locken Und das Bübchen war ertappt. Weiß doch Gott mit welchem Hirten Sie aufs neue sich ergeht! Muß ich in das Meer mich gürten, Wie es sauset, wie es weht. Wenn mich oft im Netze jammert Das Gewimmel groß und klein, Immer möcht' ich noch umklammert Noch von ihrer Armen sein!
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Lust und Qual", appears in Goethe's Werke. Vollständige Ausgabe, letzter Hand, Band III, in 1. Lyrisches
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Goig i turment", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "Joy and agony", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Plaisir et tourment", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
5. Rette Vater, dein geliebtes Kind!
Einem Ruf hab' ich gelauschet,
Den du mir in's Herz gesendet,
Ew'ger Vater, Quell des Lichts!
Mein Verderben ist gewendet,
Nicht mehr todverkündend rauschet
Mir der Sturm des Weltsgerichts.
Doch wie sie mir Schaden brächten
Stets die Schaar der Feinde sinnt --
Rette du aus diesen Nächten,
Vater, dein geliebtes Kind!
...
Mag in heil'gem Muth ich streben,
Ganz die Welt mir zu erkämpfen,
Daß sie diene deinem Reich:
Ach ich kann sie doch nicht dämpfen,
Oft noch muß ich mich ergeben
Ihrem Locken süß und weich.
Schau, wie sie mit Zauberflechten
Ihrer Schönheit mich umspinnt --
Rette du aus Sündennächten,
Vater, dein geliebtes Kind!
Ja, du nährst die Kraft! Gewaltig
Steh' ich in dem Streit als Sieger!
Aber weh, mich trifft ihr Zorn,
Und den kühnen Gotteskrieger
Trifft, verschmäht, sie vielgestaltig
Mit des bittern Todes Dorn.
Mit dem letzten Feind zu fechten
Hilf, Herr! meine Kraft verrinnt --
Rette du aus Todesnächten,
Vater, dein geliebtes Kind!
Text Authorship:
- by (Johann) Gottfried Kinkel (1815 - 1882), "Gebet"
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- ENG English (Anja Bunzel) , "Father, rescue your beloved child", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
6. Allegretto
War hinaus gezogen, Lustig singend, wälderwärts; Kam ein Pfeil geflogen Von dem schönst' gewölbten Bogen, Traf mir in der Brust das Herz. Er spaltet es wohl bis zum tiefsten Grund. Nie, ach, nie mehr wird's gesund. Woll't von dannen fliehen, Doch in Schlingen fiel der Fuß, Die mich rückwärts ziehen. Ach, vergebens ist mein Mühen, Ach, vergebens mein Entschluß. O Ketten der Liebe, wer reißt euch entzwei? Nie, ach, nie mehr werd' ich frei.
Text Authorship:
- by Johanna Kinkel (1810 - 1858)
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- ENG English (Anja Bunzel) , "I went on a ramble", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission