Junge Lieder von Wolfgang Müller

Song Cycle by Heinrich August Marschner (1795 - 1861)

1. Tief Blick in Blick [sung text not yet checked]

Tief Blick in Blick, heiß Mund an Mund, 
Laß Herz am Herzen schlagen! 
Doch was die Lieb' ist, liebes Kind,
Das mußt du mich nicht fragen! 

Was Lieb' ist, das erleb' ich jetzt 
In lauter Glück verloren. 
Und die Erklärung -- laß sie nur 
Den liebelosen Thoren.

Was soll das Wort? -- Den sel'gen Blick,
Den stillen Druck der Hände,
Den heißen Kuß erschöpfst du nicht 
In Worten sonder Ende.

O liebe nur, o liebe nur, 
O seufze, schmachte, weine, 
O juble, lach'! -- es bleibt die Lieb' 
In allem -- ewig eine.

Tief Blick in Blick, heiß Mund an Mund,
Laß Herz am Herzen schlagen! 
Doch was die Lieb' ist, liebes Kind,
Das mußt du mich nicht fragen!

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Confirmed with Dichtungen eines Rheinischen Poeten, Band 1: Mein Herz ist am Rheine. Liederbuch von Wolfgang Müller von Königswinter, Vierte vermehrte und verbesserte Auflage, Leipzig, F. A. Brockhaus, 1871, p. 17


Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

2. Erinnerung [sung text not yet checked]

Im fernen Westen weilest du,
Und ich im Osten fern,
Ich finde weder Rast noch Ruh',
Bei dir fänd' ich sie gern.
Wir haben einst gelacht, gescherzt,
In stiller Seligkeit,
Wir haben uns geküßt, geherzt,
Wohl war es schöne Zeit!

Viel Berge stehn, viel Flüsse gehn,
Viel Monde sind bis hin;
Doch über Zeiten, Länder, Seen
Steht nur nach dir mein Sinn.
Ach über Tag, ach über Nacht
Ist schwer um dich die Brust,
Von dir geträumt, an dich gedacht
Hab' ich in Leid und Lust.

Und alles mahnet mich an dich,
Der Wald, der Strom, die Au:
Du schaust mich an so wonniglich
Aus Blumen und aus Thau,
Du singst mich an im Vogelsang,
Du hauchst mich an in Duft;
Wir schwärmten ja viel Tage lang
In milder Frühlingsluft.

Zur Wolke und zum Vogel blick'
Ich in die Lüfte hin,
Und tausend Liebesgrüße schick'
Ich dir aus treuem Sinn.
Ach, immer denk' ich nur zurück
An ferne Seligkeit:
Mein Stern, mein Himmel und mein Glück!
Wohl war es schöne Zeit! 

Authorship:

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Confirmed with Dichtungen eines Rheinischen Poeten von Wolfgang Müller von Königswinter, Erster Band, Leipzig, F. A. Brockhaus, 1871, page 28.


Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

3. Sonst und Jetzt [sung text checked 1 time]

Die Heide ist braun, einst blühte sie roth,
Die Birke ist kahl, grün war einst ihr Kleid; --
Einst ging ich zu zwein, jetzt geh' ich allein, --
Weh über den Herbst und die [lieblose]1 Zeit!
O weh, o weh,
Weh über den Herbst und die [lieblose]1 Zeit!

Der Fink ist verstummt, einst sang er so hell,
Die Nachtigall schlug, jetzt schweiget sie müd; --
Einst sang ich zu zwein, jetzt sing ich allein
Von meiner verlorenen Liebe ein Lied.
O weh, o weh,
Von meiner verlorenen Liebe ein Lied!

Einst blühten die Rosen, jetzt welkten sie all',
Voll Duft war das Kraut, [nun]2 zog er heraus; --
Einst pflückt' ich zu zwein, jetzt pflück' ich allein,
[Es]3 wird ein dürrer, ein duftloser Strauß.
O weh, o weh,
[Es]3 wird ein dürrer, ein duftloser Strauß!

Die Welt ist so öd', [einst war sie]4 so schön,
[Einst war ich]5 so reich, jetzt bin ich voll Noth; --
Einst ging ich zu zwein, jetzt geh' ich allein; --
Mein Lieb ist falsch, o wäre [ich]6 todt!
O weh, o weh,
Mein Lieb ist falsch, o wäre [ich]6 todt!

Authorship:

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission

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Confirmed with Wolfgang Müller von Königswinter, Dichtungen eines Rheinischen Poeten, Erster Band, Leipzig: F.A. Brockhaus, 1871, page 70

1 Franz: "gramvolle"
2 Franz: "jetzt"
3 Franz: "Das"
4 Franz: "sie war einst"
5 Franz: "Ich war einst"
6 Norman: "sie"

Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Bertram Kottmann , Sharon Krebs [Guest Editor] , Melanie Trumbull

4. Wanderlied [sung text not yet checked]

Den Zweig an den Hut 
In die Kehle das Lied,
Ins Herz frischen Muth,
Denn der Tag erglüht! 

Mein Wandergenoß 
Ist der Morgenwind,
Er scheuchet den Trotz 
Der Nebel geschwind.

Und in duftigem Glanz
Blüht ringsum die Welt,
Dunkler Wälder Kranz,
Saatwogendes Feld.

Dort hinter den Höhn
Wallt schimmernd das Meer,
Lustig segelnd gehn
Schiffe drüber her.

Städt' und Dörfer erstehn,
Entschleiert vom Duft,
Vögel und Glocken wehn 
Durch die stille Luft.

Und Leben und Kraft 
Überall, überall! 
Das wirket, das schafft 
Duft, Farbe und Schall.
 
Ich habe voll Lust 
Mein Herz ausgespannt, 
Es spiegelt die Brust 
Himmel, Meer und Land.

Der jungen Natur 
Schau' ich stets ins Gesicht.
Frisch, folge der Spur,
So alterst du nicht!

Authorship:

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Confirmed with Dichtungen eines Rheinischen Poeten, Band 1: Mein Herz ist am Rheine. Liederbuch von Wolfgang Müller von Königswinter, Vierte vermehrte und verbesserte Auflage, Leipzig, F. A. Brockhaus, 1871, pages 225-226.


Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

5. Handwerksbursch [sung text checked 1 time]

Die Luft wird warm, der Himmel blau,
mich hält's nicht mehr im Haus.
Herr Meister und Frau Meisterin,
ade, ich zieh hinaus!

Im Sommer und im Winter bin
zum Werk ich froh bereit,
doch wenn die Schwalbe kommt und geht,
das ist die Wanderzeit.

O komme, flüchtiger Gesell,
du Schwalbe hoch und fern,
das Blühen und das Ernten, ja,
das seh'n wir beide gern.

Im Frühling blüht es draus und drin,
die Erde und die Brust,
im Herbste schwelgt das muntre Volk
in seiner Ernte Lust.

Im Frühling liebt die Dirn' und gibt
mir gern den süßen Kuss,
der Winzer schenkt im Herbste mir
von seinem Überfluss.

Die gold'ne Mitte hab' ich mir
gewählt mit weisem Sinn,
und zwischen Sommer und Winterzeit,
da liegt sie mitten drin.

Und zwischen Lehr' und Meisterei,
da liegt sie golden auch;
des Handwerksburschen Leben ist's,
das ist der beste Brauch.

Halt, Schwalbe! O du fliehest weg,
ich mache Rast und Ruh'.
Wär nur der Ranzen nicht so schwer,
und drückten nicht die Schuh'!

Authorship:

Researcher for this text: Johann Winkler

6. Im Walde [sung text not yet checked]

Es streckt der Wald die Zweige so grün
In den blauen Frühlingsmorgen,
Die Gipfel [im duftigen Lichte erblüh'n]1,
Die Stämme im Schatten geborgen.

Da sprengen die lustigen Reiter herein,
Die flatternden [Fähnlein]2 fliegen;
Es schmettern die Hörner Lieder darein,
Die klingend im Walde sich wiegen.

[Und wie es wallt, und wie es schallt]3
[In brausendem]4 Jugendgeflute,
O du stolzer grünender Frühlingswald,
So waldgrün wird mir zu Muthe!

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Confirmed with Dichtungen eines Rheinischen Poeten, Band 1: Mein Herz ist am Rheine. Liederbuch von Wolfgang Müller von Königswinter, Vierte vermehrte und verbesserte Auflage, Leipzig, F. A. Brockhaus, 1871, p. 23.

Note: modernized spelling would change "Muthe" to "Mute"

1 Franz: "in hellem Glanz erblüh'n"; Lachner: "in duftigem Lichte blüh'n"
2 Franz: "Fähnelein"
3 Franz: "Und wie es nun wallt, und wie es nun schallt"
4 Lachner: "Im brausenden"

Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Rudi Spring , Johann Winkler
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