Unergründlicher Schmerz! Knirscht' ich in vorigen Stunden: Jetzt, mit noch blutenden Wunden, Segnet und preist dich mein Herz. Alles Leben ist Raub; Funken, die Sonnen entstammen, Lodern, das All zu durchflammen, Da verschluckt sich der Staub. Nun ein heiliger Krieg! Höchste und tiefste Gewalten Drängen in allen Gestalten! Trotze, so bleibt dir der Sieg. Thatst du in Qual und in Angst Erst genug für dein Leben, Werden sie selbst dich erheben, Wie du es hoffst und verlangst. Greife in's All nun hinein! Wie du gekämpft und geduldet, Sind dir die Götter verschuldet, Nimm dir, denn Alles ist dein! Nun versagen sie nichts, Als den letzten der Sterne, Der dich in dämmernder Ferne Knüpft an den Urquell des Lichts. Ihm entlocke den Blitz, Der dich, dein Ird'sches verzehrend, Und dich mit Feuer verklärend, Lös't für den ewigen Sitz.
Fünf Gedichte von Fr. Hebbel
Song Cycle by Ludwig Hess (1877 - 1944)
1. Sieger Schmerz  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by (Christian) Friedrich Hebbel (1813 - 1863), no title, appears in Gedichte, in 4. Dem Schmerz sein Recht, no. 10
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Confirmed with Gedichte von Friedrich Hebbel. Gesammt-Ausgabe stark vermehrt und verbessert, Stuttgart und Augsburg, J. G. Cotta'scher Verlag, 1857, pages 283-284.
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2. Zigeunermusik  [sung text not yet checked]
Horch die geigenden Zigeuner! Wie vom Teufel selbst gepackt! Die Gesichter immer bräuner, Immer wilder Ton und Takt. Was vor vielen tausend Jahren Einst am Ganges schon erscholl, Macht die ungrischen Husaren Und die deutschen Mädchen toll. Bald zerreißt die erste Saite, Bald zerspringt die erste Brust, Denn der Tod ist im Geleite Einer so dämon'schen Lust. Instrument und Musikanten Sind dem Untergang geweiht, Wie die rasenden Bacchanten, Die sich hier zum Tanz gereiht. Und im ganzen Taumelkreise Ist auch nichts, was übrig bleibt, Als die dunkle Zauberweise, Die sie in den Abgrund treibt.
Text Authorship:
- by (Christian) Friedrich Hebbel (1813 - 1863), "Aus dem Wiener Prater"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. 's ist Mitternacht!  [sung text not yet checked]
's ist Mitternacht! Der Eine schläft, der And're wacht. Er schaut bei'm blauen Mondenlicht Dem Schläfer still in's Angesicht; D'rin thut ein böser Traum sich kund Wie seltsam zuckt er mit dem Mund! 's ist Mitternacht, Der Eine schläft, der And're wacht. 's ist Mitternacht! Der Eine schläft, der And're wacht! »So sah der Freund noch immer aus, Er greift zum Dolch, es macht mir Graus, Er stößt, er lacht – du triffst ja mich! Erwache doch! Ich rüttle dich!« 's ist Mitternacht! Der And're ist nur halb erwacht. 's ist Mitternacht! Der And're ist nur halb erwacht! Er stiert, er ruft: so lebst du noch, Verruchter, und ich traf dich doch?[174] So nimm noch den! Hei! der war gut! Warm spritzt mir in's Gesicht dein Blut! 's ist Mitternacht! Nun schlafen Beide, Keiner wacht. 's ist Mitternacht! Sie schlafen Beide, Keiner wacht! Du wüste Eul' im Eibenbaum, Du krächztest ihn in diesen Traum, Nun fängt die häm'sche Dohle an, Ob sie ihn nicht erwecken kann. 's ist Mitternacht, Gott gebe, daß er nie erwacht!
Text Authorship:
- by (Christian) Friedrich Hebbel (1813 - 1863), "'s ist Mitternacht"
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Confirmed with Friedrich Hebbel, Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin, [1911], pages 174-175.
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4. Zu Pferd! Zu Pferd! Es saus't der Wind!  [sung text not yet checked]
Zu Pferd! Zu Pferd! Es saus't der Wind! Schneewolken, düstre, jagen! Die schütten nun den Winter aus! Zu Pferd! Zu Pferd! Durch Saus und Braus Die heiße Brust zu tragen! Mit krausen Nüstern prüft das Roß Die Luft, dann wiehert's muthig; Nur wie ich herrsche, dient das Thier, Ein Druck: von dannen fliegt's mit mir, Als wär' mein Sporn schon blutig. In meinem Mantel wühlt der Wind, Er raubt mir fast die Mütze; Ich hab' ihn gern auf meiner Spur, An seiner Wuth erprob' ich's nur, Wie fest ich oben sitze.
Text Authorship:
- by (Christian) Friedrich Hebbel (1813 - 1863), "Zu Pferd! Zu Pferd!", appears in Gedichte, in 1. Lieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Der Kirschenstrauß  [sung text not yet checked]
Blond und fein, ein Lockenköpfchen, Das kaum vier der Jahre hat, Trippelt ängstlich durch das Gäßchen, Jeder Schritt noch eine Tat. Eier trägt es in den Händen, Die es so verlegen hält, Wie auf alten Kaiserbildern Karl der Große seine Welt. Arme Kleine! Wenn sie fielen, Gäb' es keinen Kuchen mehr, Und der Weg ist so gefährlich Und das Herzchen pocht so sehr! Hätte sie geahnt, wie teuer Oft sich büßt der Tatendrang, Nimmer hätt' sie ihn der Mutter Abgeschmeichelt, diesen Gang. Dennoch käm' sie wohl zu Hause, Forderte der Kirschenstrauß, Den die Krämerin ihr schenkte, Nur den Durst nicht so heraus. Doch sie möchte eine kosten Von den Beeren rund und rot, Denn es sind für sie die ersten, Und das bringt ihr große Not. Ihre Hand zum Mund zu führen, Wagt sie nimmer, denn das Ei Könnte ihr derweil entschlüpfen, Hält sie doch den Strauß dabei. Drum versucht sie's, sich zu bücken, Doch die Kluft ist gar zu weit, Und sie spitzt umsonst die Lippen Nach der würz'gen Süßigkeit. Aber sie gerät ins Straucheln, Und das Unglück wär' geschehn, Bliebe sie nicht auf der Stelle Wie erstarrt vor Schrecken, stehn. Denn die Eier wollten gleiten, Und sie hält sie nur noch fest, Weil sie beide unwillkürlich Gegen Leib und Brust gepreßt. Lange wird es zwar nicht dauern: Bellt der erste kleine Hund, Fährt sie noch einmal zusammen, Und sie rollen auf den Grund. Doch da springt, den Küchenlöffel In der mehlbestäubten Hand, Ihr die Mutter rasch entgegen, Und das Unglück ist gebannt.
Text Authorship:
- by (Christian) Friedrich Hebbel (1813 - 1863), "Der Kirschenstrauß"
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